Samstag, 22. Dezember 2018

Vorschau 2019 und Jahreskarte

Auch im Jahr 2019 gibt es wieder die Jahreskarte für Jazz in der Kammer. Zum Preis von 100 Euro (ermäßigt: 65 Euro) gibt es den Eintritt für alle neun Konzerte. Einzeln würden diese 135 Euro kosten – die Jahreskarte zu kaufen beinhaltet also einen beachtlichen Rabatt und gibt den Veranstaltern zugleich ein bischen Planungssicherheit.


Den Hinweis auf die Jahreskarte schreibe ich heute leider etwas zu spät, um sie gleich zu Weihnachten zu verschenken – das Forum Gestaltung ist inzwischen in die Weihnachtspause gegangen. Aber ab dem 2. Januar 2019 ist das Büro wieder von Montag bis Freitag von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Nutzen Sie also dann, oder vor dem Januarkonzert, die Chance auf die eine-für-alle-Karte.

Das Jahresprogramm für Jazz in der Kammer ist jetzt bis auf den Dezember 2019 komplett. Diesmal stehen Schlagzeug und Percussion als Oberthema über den neun Konzerten der Jazz-Reihe. Außerdem wird es im April die Magdeburger Jazztage geben, wieder von Donnerstag bis Sonntag vier Tage voller Jazz. Dafür gibt es dann einen separaten Karten(vor)verkauf. Das Programm der Jazztage wird später veröffentlicht. 

Jazz in der Kammer - Jahresprogramm

21.01.19, 20.00 Uhr – Quartett BELL
Boris Bell – Schlagzeug
Nikolaus Neuser – Trompete
Silke Eberhard – Altsaxophon
Antonis Anissegos – Piano

18.02.19, 20.00 Uhr – „Paradox Dreambox“
Peter Gall – Schlagzeug
Wanja Slavin – Altsaxophon
Reinier Baas – Gitarre
Rainer Böhm – Piano
Matthias Pichler – Bass

18.03.19, 20.00 Uhr – Duo Hanschel-Shotham
Ramesh Shotham – Perkussion
Roger Hanschel – Saxophon

11. – 14.04.19 Magdeburger Jazztage

21.05.19, 20.00 Uhr – LBT // Leo Betzl Trio
Sebastian Wolfgruber – Schlagzeug
Leo Betzl – Piano,
Maximilian Hirning – Bass

17.06.19, 20.00 Uhr – „Sonore Wandbehänge“
Halym Kim – Schlagzeug
Otto Hirte – Sax
Flöte, Klarinette
Leon Albert – Gitarre
Marius Moritz – Piano
Sebastian Braun – Bass

Juli/August – Sommerpause

16.09.19, 20.00 Uhr – „Max Andrzejewski´s Hütte“
Max Andrzejewski – Schlagzeug
Tobias Hoffmann – Gitarre
Johannes Schleiermacher – Saxophon
Andreas Lang – Bass

15.10.19, 20.00 Uhr – Warnfried Altmann Trio „Wangelin Songs“
Willi Kellers – Schlagzeug
Andreas Willers – Gitarre
Warnfried Altmann – Saxophon

18.11.19, 20.00 Uhr – Wolfgang Lackerschmid Connection
Wolfgang Lackerschmid – Vibraphon
Guido May – Schlagzeug
Stefan Rademacher – Bass
Ryan Carniaux – Trompete

16.12.19, 20.00 Uhr – N. N.

Freitag, 21. Dezember 2018

Vorschau Januar: Quartett 3εll

Am 21. Januar 2019 ist Boris Bell mit seinem Quartett 3εll bei Jazz in der Kammer zu hören.
Boris Bell – Schlagzeug
Nikolaus Neuser – Trompete
Silke Eberhard – Altsaxophon
Antonis Anissegos – Piano
 

Warnfried Altmann, der in der Magdeburger Jazz-Reihe im Jahr 2019 das Schlagzeug featured, hatte Boris Bell beim Konzert von Schnaftl Ufftschik kennengelernt und sofort gewusst, "den musst Du nochmal nach Magdeburg holen". Diesmal also mit seinem eigenen Quartett. Hört man auf der Webseite in die Tonbeispiele des Quartetts rein, dann ist dort eine Band zu erleben, die deutlich von den Bläsern betont wird, aber eben auch kräftige Rythmusakzente mit Percussion und fetten Drums hat.

Über sich selbst schreiben die Musiker:
3εll kommt mit rhythmisch intensiven Stücken des Weges, die in loop-betonte kollektive Improvisationen münden. Auf der Suche nach den obsessiven Momenten, der Balance aus Rausch und Erzählung. Und mit der anarchischen Lust, die Dinge gegen den Strich zu bürsten.
Und die Jazzzeitung schrieb über die CD "Obesssions":
Was für ein Wiederhören! Zugegeben: Ich hatte den Namen fast schon vergessen, nun „leuchtet“ er umso mehr. Boris Bell war der Drummer der einstigen deutschen Geheimtipp-Band Frigg, die mit ihren CDs auf 99Records und den Konzerten zwischen 1995 und 2000 zwar die gesamte deutsche Szene in Verzückung spielte, leider es aber doch nicht ganz schaffte, New York zu erobern! Auch an die raffinierten Duette mit dem Pianisten Benoît Delbecq (»Anschläge«) vor fast zwanzig Jahren kann ich mich erinnern. Und nun, nach so langer Pause, diese umwerfend schöne, überraschende, abenteuerliche, vielseitige Musik!
Silke Eberhard (as, bcl), Nikolaus Neuser (tp), Antonis Anissegos (p, wurlitzer) und eben Boris Bell schaffen ein klingendes, vierzehnteiliges Meisterwerk zeitgenössischer Musik. Es ist eine Musik der Bewegung – aus Motiven entwickeln sich Melodieketten, die wieder verglühen, verschwinden und in neue Motive einsickern. Es ist eine Musik der Begegnung. Rockige Riffs treffen auf jazzige melodische Ideen. Es ist eine Musik der Kontraste. Irrlichternde, silbrig wirkende Soli werden gestoppt von einem einzigen Ton oder münden in rhythmisch stark akzentuierte, straffe Melodieketten. Jeder der vier Instrumentalisten brilliert mit Ideen und Spieltechnik, und die Stücke von Boris Bell (ja, er ist auch der Komponist dieser Musik, nicht »nur« der Schlagzeuger!) schaffen dafür den idealen Rahmen. Empfehlung!
Also eine deutliche Empfehlung, am dritten Montag im Januar inss Forum Gestaltung zu kommen!

Montag, 17. Dezember 2018

Insomnia Brass Band

Heute war bei Jazz in der Kammer die „Insomnia Brass Band“ zu hören. Die Minimalbesetzung einer Brassband brachte eine Mischung aus Big-Band-Sound und Jazz auf die Bühne
Anke Lucks – Posaune
Almut Schlichting – Baritonsaxophon
Christian Marien – Schlagzeug

Kräftige Trommelwirbel von Christian Marien – dann setzen Posaune und Saxophon ein. Langsam und zurückhaltend erst, bald kräftiger werdend. Wie aus den Tiefen des Untergrunds heraus kommen die Bässe aus Almut Schlichtings Baritonssaxophon, das sie mit vollem Einsatz und rhythmusbetont bläst; etwas höher, aber immer noch tief genug kommen Anke Lucks' Posaunenklänge hinzu. Ungewöhnlich die Rolle des Schlagzeugs: Christian Marien lässt sich in seinen Rhythmen von dem leiten, was die beiden Bläserinnen machen, schaut von einer zur anderen, übernimmt von ihnen Rhythmus und Tempo und setzt das dann in seinem Schlagzeug um. "Ich bin anders als in größeren Bands nicht in eine Rhythmusgruppe eingebunden und habe damit so etwas wie die Carte Blanche", sagte er später dazu. "Ich kann mich zurücknehmen oder auch mein eigenes Ding machen". Zum eigenen Klang des Schlagzeugers gehörte aber auch, kräftig mit dem Bläsersound mitzugehen oder dem Schlagzeug einen beinahe schon melodiösen Klang zu geben.

Dabei entsteht ein jazziger Big-Band-Sound, soweit das "Big" bei drei Musikern nicht ein wenig übertrieben zu sein scheint. Von der Kraft der Musik her jedenfalls spielte es keine Rolle, wie viele Musiker da nun auf der Bühne stehen. Was vor allem zählte, war dieses selbstverständliche miteinander spielen, improvisieren, neues probieren. Es machte Freude, der Band dabei zuzuhören.

Dienstag, 20. November 2018

Vorschau Dezember: Insomnia Brass Band

Am 17. Dezember ist bei Jazz in der Kammer die „Insomnia Brass Band“ zu hören. Beginn ist wie immer um 20 Uhr.
Anke Lucks – Posaune
Almut Schlichting – Baritonsaxophon
Christian Marien – Schlagzeug 

Auf der Webseite der Band gibt es Videos einiger Stücke zum vorher-schon-mal-reinhören. Die Kombination der beiden Bläser mit einem Schlagzeuger dürfte wohl das Minimum einer Brass Band darstellen. Die drei Musiker zaubern daraus frische, lebendige Musik mit großem Volumen, beeindruckenden Bässen und kräftigen Rhythmen. Ich freue mich drauf!

Aus der Bandwebseite:
Posaune, Baritonsaxophon, Schlagzeug – in dieser ungewöhnlichen Instrumentierung spielen drei Berliner MusikerInnen mit der Idee einer Miniatur-Brass-Band. Durch die tiefen Instrumente entsteht ein voluminöser Klang, durch die kleine Besetzung Klarheit und Offenheit.

Im Frühjahr 2017 erhielt die Band ein Arbeitsstipendium des Berliner Senats. In der intensiven Probenarbeit haben die MusikerInnen einen gemeinsamen Sound und neue Arrangements für das von Lucks und Schlichting komponierte Repertoire entwickelt. Die Stücke der Insomnia Brass Band sind formal einfach und benutzen collagenhafte Versatzstücken verschiedener jazzverwandter Genres. Improvisatorische Überraschungen und Risikofreudigkeit sind dabei für das Spielkonzept der Band essentiell.

Die Inspiration zu den Kompositionen für die Insomnia Brass Band gewinnt Almut Schlichting aus Basslinien und Grooves von Bands wie The Meters und Red Hot Chili Peppers. Anke Lucks formt ihre Stücke parallel zu Texten in der literarischen Tradition des „stream of consciousness“, die durch ihren Rhythmus den Melodieverlauf beeinflussen. Die beiden Musikerinnen kombinieren dabei die Erfahrungen, die sie in den groovenden Bläsersections von Bands wie Le Sorelle Blu, Rotfront und ?Shmaltz! gesammelt haben, mit der offenen Spielhaltung ihres Jazz-Backgrounds.

Seit Oktober 2018 spielt Christian Marien bei der Insomnia Brass Band Schlagzeug. Sonst von Berlin aus in der internationalen Szene der frei improvisierten Musik zuhause, läßt er bei der Insomnia Brass Band seine Wurzeln im Punk und Rock durchscheinen.

Montag, 19. November 2018

Gratkowski und Tramontana: Instant Songs

Heute war die Bühne von Jazz in der Kammer minimalistisch besetzt, mit nur zwei Bläsern. Die aber hatten es in sich: ein Konzert voller musikalischer Experimente, eine überaus interessante Hör-Erfahrung!
Sebi Tramontana – Posaune
Frank Gratkowski – Saxophon 

Sowohl Posaune als auch Saxophon meint man oft in ihrer vollen Lautstärke zu kennen. Zu meiner Überraschung begann das Konzert aber nicht mit wilden und kräftigen Tönen, sondern ganz sacht, mit kleinen Melodiefetzen, einem leisen Auf und Ab von Tönen aus Frank Gratkowskis Saxophon, die Sebi Tramontana zurückspielte, in gegenseitig allmählich steigender Dynamik. Später dann drönende Klänge aus Gratkowskis Bassklarinette, die eine Art Marschrhythmus bilden, zu dem Tramontanas Posaune zu hören ist, diesmal als Melodiestimme.

An vielen Stellen sind Posaune und Saxophon Percussionsinstrumente, da läßt Sebi Tramontane die Posaune im tiefen Baß schnarren, von ins Mundstück gesprochenen Silben unterbrochen, da schnalzt, zischt und wispert Frank Gratkowski auf seinem Saxophon. Als beide Musiker auch noch ihre Stimmen einsetzen und die instrumentalen Klänge mit gesungenen Worten begleiten, fangen die Grenzen an zu verschmelzen – was ist noch Instrument, was ist Stimme, und überhaupt, was ist Saxophon, was Posaune?

Donnerstag, 18. Oktober 2018

Vorschau November

Am Montag, dem 19. November um 20 Uhr gibt es zwei Blasinstrumente bei Jazz in der Kammer:
Sebi Tramontana – Posaune
Frank Gratkowski – Saxophon  


Der italienische Avantgarde-Jazz-Posaunist Sebi Tramontana trifft auf den deutschen Saxophonisten Frank Gratkowski. Beide waren bereits in unterschiedlichen Besetzung zu Gast bei Jazz in der Kammer. Ich bin gespannt auf das zusammentreffen in dieser sehr minimalistischen Kombination. Auf Gratkowskis Webseite kann man schon mal in die Musik der beiden reinhören.

Montag, 15. Oktober 2018

Schnaftl Ufftschik

Heute war die Berliner Worldmusic-Brass-Band Schnaftl Ufftschik bei Jazz in der Kammer zu hören.  Klangewaltige Blechklänge mischten sich mit Balkan-, Klezmer- und Big-Band-Sound.
Johannes Siedel – Posaune
Stefan Gocht – Bassposaune, Sousaphon
Reinhard Gundelwein – Klarinette
Lutz Wolf – Trompete
Boris Bell – Schlagzeug


Die Band mit dem ungewöhnlichen Namen (der sich später aber beim Klang der Instrumente aber ohne dass eine Nachfrage nötig ist selbst erklärt) kommt in einer Verballhornung von 20er-Jahre-Mode auf die Bühne. Von Komik geprägt ist auch der Auftritt der Band, die sich mit ihren Instrumenten mit der Selbstverständlichkeit einer Marching Band auf der Bühne bewegt, immer wieder die Positionen (und auch die Instrumente) wechselt und durch Bewegung und musikalischen Witz eine mächtige Bühnenpräsenz erzeugt. Durch die Blechblasinstrumente, von der kleinen Trompete bis zum großen Sousaphon, gibt es Anfang an mächtig was auf die Ohren.

Mittwoch, 19. September 2018

Vorschau Oktober: Schnaftl Ufftschik

Im Oktober freue ich mich bei Jazz in der Kammer auf die Berliner Band Schnaftl Ufftschik, die ich bereits beim Rudolstadt-Festival auf großer Bühne erleben konnte und die mich mit ihrer kräftigen Bläser-Musik, mit einer Mischung aus Worldmusic und Brassband begeisterte.
Montag 15. Oktober, 20 Uhr im Magdeburger Forum Gestaltung.
Johannes Siedel – Posaune
Stefan Gocht – Bassposaune, Sousaphon
Reinhard Gundelwein – Klarinette
Lutz Wolf – Trompete
Boris Bell – Schlagzeug

Nach Magdeburg kommen sie mit ihrem  Programm „God Brass You“ – einer wilden und fröhlichen Mischung von Brassband-Musik irgendwo zwischen Balkan und Dixieland mit einem Stückchen Berliner Großstadt-Feeling. Wer mag, kann sich schon eine Portion Neugier holen und auf der Webseite der Band in ein paar Beispiele reinhören. Das wird ein Konzertabend, der einfach Spaß machen wird. Und diesmal ist das Jazz-Konzert garantiert auch etwas für alle die, denen Freejazz zu wild ist. Deshalb sagt den Termin weiter und bringt Eure Freunde mit!

Montag, 17. September 2018

Vorwärts – Rückwärts

Heute ging es nach der Sommerpause weiter mit Jazz in der Kammer. Auf der Jazzbühne im Forum Gestaltung war Maike Hilbigs Trio "vorwärts – rückwärts" zu erleben.
Maike Hilbig – Bass
Johannes Fink – Cello
Gerhard Gschlößl – Posaune

Schon die Besetzung ist ungewöhnlich: mit Baß und Cello gibt es zwei Streichinstrumente, dazu eine Posaune. Was kann man damit anfangen? Eine Menge, meinen die drei Musiker und bringen eine Mischung zwischen Jazz und freier Improvisation auf die Bühne. Dabei sind die Rollen nicht immer gleichbleibend. Mal ist es so, dass der Baß, der ohnehin zur Rhythmusgruppe gehört, und auch das Cello die Rhythmen liefern, die Posaune die Melodiestimme übernimmt. Dann wieder ist es Johannes Fink, der Melodien anstimmt, teils sogar mit klassischer Anmutung, oder auch Maike Hilbig am Baß.

Da gibt es Stücke, die streng durchkomponiert scheinen, mit sich in steter Folge wiederholenden, aber immer weiter leicht variierten dreistimmigen Tonfolgen, leise und ruhig, beinahe meditativ. Dann swingende Musik, die ich im Big-Band-Sound einordnen würde, wäre nicht der Begriff bei einer so kleinen Besetzung doch etwas fehl am Platze. Oder eher experimentelle Klänge, bei denen die drei Musiker die Eigenschaft ihrer Instrumente ausnutzen, nicht auf konkrete Töne festgelegt zu sein und mit auf den Saiten gleitenden Fingern oder mit gleichbleibend gezogenem Posaunenrohr kontinuierlich auf- und absteigende Tonfrequenzen erzeugen, als hätte man stufenlos durchstimmbare Tongeneratoren miteinander kombiniert.

Der Spaß an der Improvisation ist immer mit dabei. Und dass sich da im Jazz etwas erhalten hat, was es früher schon einmal gab, erläutert Johannes Fink dann am Beispiel der klassischen Musik: "Johann Sebastian Bach, der konnte noch improvisieren, nur hat das damals keiner aufgenommen", sagte er, "und heute werden selbst die Kadenzen am Ende der Stück vom Blatt gespielt". Die Organisten nimmt er davon aus, "die können das noch". Auch wenn es keines Beweises bedurfte – später waren von seinem Cello, als Maike Hilbig am Baß und Gerhard Gschlößl an der Posaune wild drauf los spielten, Anklänge von Bachs Cello-Suiten zu hören.

Samstag, 1. September 2018

Vorschau September: vorwärts / rückwärts

Am Montag, dem 17. September geht es nach der Sommerpause weiter mit Jazz in der Kammer. Auf der Jazzbühne im Forum Gestaltung ist dann "vorwärts / rückwärts" zu erleben. Beginn: 20 Uhr.
Maike Hilbig – Bass
Johannes Fink – Cello
Gerhard Gschlößl – Posaune

Die Kombination der beiden akustischen Streichinstrumente Baß und Cello mit der Posaune ist schon etwas ungewöhnliches, etwas das klangliche Experimente geradezu herausfordern dürfte. Ich bin gespannt drauf und freue mich auf den Jazz-Termin.

Über ihr Projekt schreiben die drei Musiker:
Die zu betonende Eigenheit dieses Jazz-Trios ist die unmittelbare kammermusikalische Kommunikation, die vor allem durch Dynamik und Sound forciert wird.
Jeder der drei Beteiligten ist gleichzeitig Komponist und Solist. Das Ziel ist, sich die Stücke so zu eigen machen, dass sie klingen, als wären sie diesem Ensemble und diesen Spielern wie auf den Leib geschneidert.
Die Kombination Cello, Posaune und Kontrabass bildet ein sehr warmes und atmosphärisches Klanggefüge, das zusammen mit den besonderen improvisatorischen Fähigkeiten der Musiker ein außergewöhnliches Ergebnis erzielt.
Auf Youtube gibt es schon mal einen Soundschnipsel. Und damit eine herzliche Einladung zum Live-Konzerterlebnis im Forum Gestaltung.



Donnerstag, 21. Juni 2018

Vorschau September

Jetzt ist erst mal Sommerpause bei Jazz in der Kammer. Am Montag, dem 17. September 2018 um 20 Uhr  geht es weiter. Dann steht die Band "Vorwärts – Rückwärts" auf der Bühne.
Gerhard Gschlössl – Posaune
Johannes Fink – Cello
Maike Hilbig – Bass
Eine Besetzung, unter der ich mir aktuell noch nichts vorstellen kann und die ich vielleicht gerade deshalb voller Neugier hören werde.

Montag, 18. Juni 2018

Tomlinson – Winckel – Kellers

Heute war das letzte Konzert von Jazz in der Kammer vor der Sommerpause (am 17. September geht es weiter). Zu hören war das Alan-Tomlinson-Trio:
Alan Tomlinson – Posaune
Christoph Winckel – Bass
Willi Kellers – Schlagzeug

Drei Musiker, die mit völliger Wildheit und Experimentierfreude spielten, brachten ein Konzert auf die Bühne, wie es wohl nur live richtig erlebt werden kann. Wer in diesem Satz ein Plädoyer für Konzertbesuch statt CD (die man dann immer noch kaufen kann!) sehen möchte – bitteschön, genauso ist es auch gemeint. Denn das Konzert war Musik, die man beinahe mit allen Sinnen erfahren mußte, die man hören, sehen, fühlen mußte. Und der beste Beweis, daß Musik auch jenseits von exakten Melodien existiert, sich in kräftigen Tönen ausdrücken kann. Großartig!

Der Beginn war noch spielerisch, komödiantisch, ging beinahe ins slapstickhafte, wenn Christoph Winckel seinen Bogen durch die Luft schlug, als wolle er Insekten verscheuchen, während Alan Tomlinson seiner Posaune in einer kindlich-spielerischen Weise leise Töne enlockte, sie auseinander nahm und wieder zusammensetzte, dabei auf den übriggebliebenen Teilen spielend. Willi Kellers trommelt dazu wie beiläufig. Dann plötzlich, laut wie ein Schiffshorn, Die Posaune! Tomlinson ist nun in seinem Element, richtet seine Posaune in alle Richtungen, sendet seine Signale in den Raum, dessen Akustik, Verstärkung und Dämpfung dabei hörbar machend. und als hätten Winckel und Kellers nur darauf gewartet, steigern auch sie Tempo und Lautstärke.

Dann – welch ein Kontrast zur vorhergehenden Wildheit! – plötzlich wieder Ruhe. Kellers spielt auf seinem Balafon sich beständig wiederholende leise Tonfolgen, fügt mit seinen Lippen Vogelstimmen hinzu, zwitschernde Urwaldklänge, die auch die anderen beiden Musiker nur leise und sanft begleiten.

Donnerstag, 24. Mai 2018

Vorschau Juni

Am Montag, dem 18. Juni 2018 gibt es das letzte Konzert vor der Sommerpause (Beginn: 20 Uhr). Dann gibt es ein Wiedersehen mit dem Alan-Tomlinson-Trio, das vor länger Zeit bereits in Magdeburg zu Gast war und mich begeisterte.
Alan Tomlinson – Posaune
Christoph Winckel – Bass
Willi Kellers – Schlagzeug
Das Alan-Tomlinson-Trio,
bei Jazz in der Kammer in Magdeburg (2011)
Über das aktuelle Programm heißt es in der Ankündigung:
Die Rhythmusgruppe (Winckel, Kellers) erfüllt ihre Aufgabe seit 30 Jahren etwa so: sie springt nach vorne, in die Melodien, zu den Bläsern – und ein Posaunist wie Tomlinson springt dann einfach weiter: mit der Posaunen-Melodie über die Körper-Performance direkt ins Publikum hinein!– Im Fachjargon: Direkt-Musik!
Ich werde mich wieder überraschen lassen und freue mich auf den Abend.

Montag, 21. Mai 2018

Hübsch – Moll – Wierbos

Heute stand das Trio Hübsch-Moll-Wierbos auf der Jazzbühne im Forum Gestaltung.
Carl Ludwig Hübsch – Tuba
Udo Moll – Trompete
Wolter Wierbos – Posaune

Das Konzert fiel auf den Pfingstmontag. Trotz des Feiertags kamen die Freunde der improvisierten Musik, um die Jazz-Klänge zu hören. Und die waren diesmal sehr frei improvisiert! Kaum waren die Musiker auf der Bühne, gab es ein Durcheinander an Tönen, das sich allmählich entwirrt, neu sortiert und ordnet, als Carl Ludwig Hübsch auf der Tuba einen marschierenden Rhythmus anstimmt und die Richtung vorgibt, in die sich Wolter Wierbos an der Posaune und Udo Moll an der Trompete einfügen. Bei den Zuhörern (jedenfalls bei mir, aber vielleicht – und das ist ein großer Vorteil dieser freien Zusammenstellung von Klängen –  hört ja jeder etwas anderes) weckte das Assoziation an Arbeiterlieder, wie sie früher die Schalmeienkapelle spielte.

Gegenüber den melodischen Teilen überwogen die improvisierten Abschnitte. Geräusche aus den drei Instrumenten überlagern sich, ein Quieken, Schnalzen, Tröten, Rauschen, dem allen wird auch noch Gesang überlagert. Bald fühle ich mich an den Karneval der Tiere erinnert, höre Löwe, Tiger, Hund und Frösche aus den Klängen heraus. Dann wieder ein plötzlicher Wechsel, ein langsamer Part, bei dem die Bläser, immer lauter werdend, Klänge Wagnerscher Wucht produzieren.

Udo Moll sagte über das Entstehen solcher Musik, "wir schmuggeln kleine Fragmente in die Stücke, die dann Ausgangspunkt sind für Improvisationen". Und dies nicht ohne den Spaß an ausgefallenen, scheinbar völlig abseitigen Melodien, zu denen sie auch die passenden Stories liefern. Etwa die von Ernst Mosch, einst König der volkstümlichen Weisen, der früher aber Jazzer war. "Und dann stellte er fest, dass man in der Volksmusik mehr verdienen kann", sagten die Musiker und stimmten selbst Alpenländische Klänge an ("Dompfaff"), die sie bald darauf in schiffssirenenlaute Töne umwandelten.

Montag, 23. April 2018

Vorschau Mai

Das Mai-Konzert von Jazz in der Kammer fällt auf den Pfingstmontag. Am 21. Mai werden um 20 Uhr
Matthias Muche – Posaune
Udo Moll – Trompete
Carl Ludwig Hübsch – Tuba
auf der Bühne des Forum Gestaltung stehen.

Über das Konzert heißt es in der Ankündigung:
Das Blechbläser-Trio Muche/Hübsch/Moll zelebriert die Kunst der rauschhaften Reanimierung ausgewählter Momente der Jazzgeschichte. Das Repertoire basiert zum größten Teil auf Kompositionen von Sun Ra, Charles Mingus, Ernst Mosch und Misha Mengelberg. Durch beherzten Zugriff und freigeistige Gestaltung wird die Musik von der Fettschicht des Normativen befreit und zurückgeführt auf das, was sie schon immer sein wollte: Schweiß, Atem, Erregung.

Alle drei Musiker sind solo in unterschiedlichen Ensembles in Bereichen der improvisierten und der neuen Musik unterwegs, zum Teil auch in Verbindung mit Elektronik. Deshalb dürfte das Jazz-Konzert am Pfingstmontag wieder ein sehr interessantes werden.

Der Trompeter Udo Moll war übrigens kürzlich bei den Freien Klängen, Warnfried Altmanns zweiter Konzertreihe in Magdeburg, als Teil des Vinograd Express zu erleben.

Sonntag, 22. April 2018

Nils Landgren Quartett

Das Abschlusskonzert der Magdeburger Jazztage kam vom Quartett des schwedischen Posaunisten Nils Landgren. Harmonischer Jazz aus Schweden, mit einer jungen Band aus Deutschland.
Nils Landgren – Posaune, Gesang
Eric Staiger – Piano
Lisa Wulff – Bass, Gesang
Silvan Strauß – Schlagzeug 


Das Abschlusskonzert der Magdeburger Jazztage war schon lange vorher bis auf den letzten Platz ausverkauft. Kein Wunder, hatten doch die Organiatoren mit Nils Landgren einen der bekanntesten gegenwärtigen Jazz-Musiker nach Magdeburg geholt. Mitgebracht hatte er eine ganz neue Besetzung seines Quartettes, drei junge Musiker, die ihn an Klavier, Bass und Schlagzeug perfekt begleiteteten und auch solistisch ihr Können zeigten, im wahrsten Wortsinn "beschwingt" spielten, mit viel Gefühl für die Musik, lebendig und ausdrucksstark.

Am Beginn seines Programms stand aber nicht Landgrens rote Posaune, seit Jahren sein Erkennungszeichen, sondern ein zartes, ganz ruhig gesungenes Liebeslied, von der Band leise begleitet. "You can reach me by the railway / You can reach me by trailway / You can reach me on an airplane You can reach me with your mind ... I don't care how you get here / Just Get here if you can" hieß es darin. (Du kannst mich auf so vielen Wegen erreichen, aber Hauptsache, Du kommst bald...).

Samstag, 21. April 2018

Vertigo Trombone Quartett

Im dritten Set des Sonnabendkonzertes der Magdeburger Jazztage spielte das Vertigo Trombone Quartett. Das Quartet, das ausschließlich aus Posaunen bestand, ohne eine Rhythmusgruppe (!), ist in dieser Besetzung schon eine Seltenheit – und passte damit bestens in das Thema des Abends („Die Posaune“) und zur Posaune als dem in diesem Jahr von Jazz in der Kammer speziell gefeatureden Instrument.
Nils Wogram – Posaune
Bernhard Bamert – Posaune
Andreas Tschopp – Posaune
Jan Schreiner – Bassposaune

Warnfried Altmann begrüßte die Musiker, von denen Nils Wogram bereits einige Mal in Magdeburg war und sagte, „ich freue mich unheimlich auf dieses Konzert“. Schließlich ist er selbst Bläser und kennt die Herausforderungen einer solchen Besetzung. Der Beginn des Konzertes erinnerte eher an Klassik als an Jazz, vielleicht an eine Alpensinfonie (die Instrumente sind ja davon nicht sehr fern). Später meinte man Einflüsse von Kurt Weill herauszuhören, der schließlich auch in vielen seiner Kompositionen diie Bläser sehr betont einsetzte. Insbesondere als das Quartett dann Marschrhythmen anstimmte, schien die Dreigroschenoper nicht weit weg zu sein.

Keine Regel ohne Ausnahme, und schrieb ich oben noch „ausschließlich Posaunen“, so erzeugte Nils Wogram auch mal mit dem Mund Didgeridoo-Klänge an oder griff zur Melodika und Jan Schreiner tauschte gelegentlich die Bassposaune gegen die Tuba. Dann klang die Musik des Quartetts auch mal nach Bigband, oder nach einem sehr wichtigen Teil einer solchen.

Basement Research

Die 25-Jahre-Jubiläumstour führte Gebhard Ullmann mit seiner Band Basement Research nach Magdeburg. Mit der bläserbetonten Band (auch wenn nur eine Posaune in der Band ist) passte er gut in den Posaunenabend der Magdeburger Jazztage. Die Posaune ist das in diesem Jahr von Jazz in der Kammer gefeaturede Instrument und stand im Mittelpunkt des Sonnabendkonzertes, bei dem Basement Research im zweiten Set spielte.
Steve Swell – Posaune
Gebhard Ullmann – Saxophon
Julian Argüelles – Tenorsaxophon
Pascal Niggenkemper – Bass
Gerald Cleaver – Schlagzeug

Kräftiger Drive von Gerald Cleavers Schlagzeug und vor allem die drei Bläser, aber auch ein deutlicher Bass vermengten sich von Anfang an zu äußerst kraftvolle Musik. Ein Wechsel von Bläsersätzen und Schlagzeug erinnerte zuweilen an Balkanklänge. Der Baß erwies sich als Meister der Halb und Vierteltöne und wenn die Bläser unisono einfache Melodien anstimmten, hörte ich auch schon gelegentlich Alpentöne heraus. Für mich eine sehr interessante Mischung.

Gebhard Ullmann sieht das Konzert auch in Vorbereitung der Aufnahme der neuen CD der Band, die in den nächsten Tagen geplant ist. So bestand der Hauptteil des Konzertes aus Stücken der CD, einer siebenteiligen Jazz-Suite. So konzentriert, wie die Musiker spielten, mit deutlich voneinander abgegrenzter Stimmführung, empfand ich es in einigen Teilen sogar ein wenig als Kammermusik im klassischem Sinn, nur eben deutlich im Jazz angesiedelt und den Musikern auch Freiheiten der Gestaltung lassend. Genauso erläuterte es später Gebhard Ullmann, der auch auf die mikrotonale Gestaltung hinwies. Dafür waren die Bläser, allen voran die Posaune bestens geeignet. Man darf also gespannt auf die neue CD sein (Veröffentlichung Anfang 2019).

Conny Bauer Solo

In diesem Jahr steht die Posaune im Mittelpunkt der Konzertreihe "Jazz in der Kammer". Deshalb galt der dritte Tag der Magdeburger Jazztage vorrangig der Posaune. Am Beginn der Konzerte stand Conny Bauer, der ein Solokonzert für Posaune gab.


Leise, wie um sich an den Raum, die Akustik und das Publikum heranzutasten, beginnt Conny Bauer zu spielen, mit verhaltenen Tönen, die er erst allmählich kräftiger werden lässt. Posaune solo ist sicher etwas ungewöhnliches, egal ob in der Klassik oder im Jazz. Und  kaum hat man überlegt, wie Conny Bauer wohl eine Stunde Konzert füllen wird, da tritt er mit den Fußspitzen auf Pedale und nimmt mit einer Loop-Station seine Töne auf, speichert sie und spielt sie in mehrfacher Überlagerung wieder ab, bläst neue Töne über die aus dem elektronischen Speicher. Conny Bauer erzeugt so ein ganzes Posaunenorchester, steht in einer Klangwolke, die er immer mehr erweitert. "Ich möchte die Zuhörer an die Hand nehmen und durch meine musikalische Landschaft führen", sagt er nach dem Konzert über seine Musik.

In den Tönen der Posaune, die Bauer auf eine sehr ruhige Art spielt, ohne große Verzerrungen, nur gelegentlich durch seine Stimme überlagert, klingt gelegentlich eine Erinnerung an Alphörner an – nur dass die Posaune eben um ein vielfaches wandelbarer ist als ihre "ein"-tönigen Brüder. Und noch etwas fällt auf: Conny Bauers Posaune ist nicht die von Jericchow, die Mauern zum Einsturz bringt, sondern eine friedvoll brummende, melodische.

Freitag, 20. April 2018

Volkov Trio

Im dritten und letzten Set des Clubabend der Jazztage war das Volkov Trio zu hören: Jazz-Avantgarde aus Russland.
Vladimir Volkov – Bass
Slava Kurashov – Gitarre
Denis Sladkevitch – Schlagzeug

Als die drei St. Petersburger Musiker zu spielen beginnen, wild, kräftig, da sitzt man als Zuhörer erst einmal staunend da. Und wohl auch ein wenig ratlos: was ist das, was es da zu hören gibt? Die Musiker spielen völlig konfus durcheinander, zugleich mit deutlich sichtbarem Vergnügen an ihrer Art zu musizieren. Kräftige Klänge von allen Instrumenten gibt es zu Beginn, ein Kontrastprogramm zu den bisherigen Teilen des Club-Abends, Jazz-Punk, Jazz-Avantgarde, auf eine interessante Weise verrückt.

Später wird Volkovs Bass melodischer, gibt es Folk-Elemente, kurze Melodiestücke werden angedeutet, Glockentöne werden gespielt. Slava Kurashov antwortet auf seiner Gitarre mit wilden und elektronisch verstärkten und verzerrten Klängen. Höre ich da tatsächlich eine – wenn, dann sehr schräge – Version von Nirvanas "Teen Spirit" heraus? Oder später Anklänge an die Europa-Hymne? Zu den Wirkung solcher völlig frei improvisierten Musik, völlig abseits gängiger Konventionen, gehört, dass sich bei den Hörern eigene Assoziationen bilden. Die Gedanken schweifen von den gehörten Tönen ab und suchen nach Bekanntem. Vielleicht hört dann deshalb schon der Nachbar etwas ganz anderes aus der Musik heraus.

Bei all der Wildheit ist immer wieder zu hören: die drei spielen nicht nur wild drauf los, sie sind Profis auf ihren Instrumenten. Schlagzeuger Denis Sladkevitch holt später eine nach Spielzeug aussehende Trommel hervor ("haben wir auf dem Flohmarkt gekauft", sagt Vladimir Volkov dazu), die sich Kennern aber als Schlitztrommel erweist, und spielt darauf nach Afrika klingenden Percussion-Melodien, dazu sind von Volkov ruhige Bass-Klänge zu hören. Diese ruhigen Stellen holen die Ohren der Zuhörer dann wieder auf den Boden zurück, geben ihnen Orientierung. Am Ende nochmal völlige Wildheit der Musik. Irgendwie großartig, aber schwer auf irgendetwas festzulegen.

Masha Bijlsma & Bones

Masha Bijlsma & Bones standen bei den Magdeburger Jazztagen im zweiten Set des Club-Abends auf der Bühne des Forum Gestaltung. Jazzgesang mit einer kräftigen Stimme!
Masha Bijlsma – Gesang
Bart van Lier – Posaune
Adrian Mears – Posaune
Martin Sasse – Piano
Martin Gjanokovski – Bass
Dries Bijlsma – Schlagzeug


Mascha Bijlsma war bereits einige Mal in Magdeburg bei Jazz in der Kammer zu Gast (etwas darüber ist auch hier im Blog nachzulesen). Das erste Mal muss es im Jahr 1995 gewesen sein, erinnerte sich Warnfried Altmann in seiner Begrüßung. Und fügte hinzu, "und ich hole sie immer wieder gern auf die Bühne". Diesmal mit den "Bones", was sich vom englischen Wort "trombone" für Posaune ableitet.

Zu Beginn des Konzertes singt Masha Bijlsma auf die Bühne und singt Blues. Sie singt nicht nur – sie hat auch den Blues, sie verkörpert das Gefühl mit voller Seele. Singt im Wechselgesang mit den Posaunen und das was Warnfried vorab ankündigte ist auch tatsächlich so: sie und die beiden Posaunisten harmonieren von der Stimmführung so miteinander, dass Masha Bijlsma zuweilen durchaus als drittes Instrument zählen könnte. Schon die wenigen Musiker bringen den Sound einer Big Band auf die Bühne, so kraftvoll klingt die Musik. Das wird dann so richtig dem Titel des Konzertabends ("Club-Abend") gerecht. Masha Bijlsma singt Lieder von Jazz-Größen wie Abbey Lincoln, von der sie unter anderem "Brother where are you" neu interpretiert und dazu anmerkt, wie aktuell das Lied angesichts der vielen Flüchtlinge ist.

Neben kräftigem Jazz-Gesang gibt es auch gefühlvolle Balladen, bei denen sie sich nur zurückhaltend von Bass und Klavier begleiten lässt. Was auch immer sie singt – die Freude an der Musik ist immer zu spüren und sie überträgt sich auch auf ihr Publikum.

Julie Sassoon Quartett

Das Julie Sassoon Quartett eröffnete heute im Forum Gestaltung den Club-Abend der Magdeburger Jazztage: kräftige und experimentelle Klavierklänge, bei denen Harmonie auf Kraft trifft.
Julie Sassoon – Piano
Lothar Ohlmeier – Bassklarinette
Meinrad Kneer – Bass
Rudi Fischerlehner – Schlagzeug


Zu Beginn des Konzertes greift Julie Sassoon nicht in die Tasten, sondern direkt in die Saiten des Klaviers. Die experimentellen Klänge der die aus Manchester stammenden und jetzt in Berlin lebenden Pianistin werden von Schlagzeuger Rudi Fischerlehner aufgegriffen, der sein Blech zum Klingen und zum Klingeln bringt. Klänge für anspruchsvolle Ohren, die sich am Easy-Listening-Einerlei der Kultursender satt gehört haben und auf Neues warten. Das Quartett liefert Musik, die man nicht nicht einfach nur hören, sondern live erleben sollte. Wenn das Klavier vom immer kräftiger werdenden Schlagzeug übertönt wird, bis sich am Ende aus dem lauten, bunten Rauschen der Musik leise eine klare Melodie erhebt ("Clouds"), dann macht es Spaß vor der Bühne zu sitzen und zu lauschen. "Das waren dann aber auch die einzigen Wolken für heute", sagte Julie Sassoon angesichts des heißen Frühsommertages und der Hitze im Forum Gestaltung.

Donnerstag, 19. April 2018

Nomade Orquestra

Zur Eröffnung der 3. Magdeburger Jazz-Tage spielte das Nomade Orquestra. Zu kräftiger Musik gewordenes Brasilianisches Lebensgefühl!
Guilherme Nakata – Drums
Ruy Rascassi – Bass
Fabio Prior – Percussion
Luiz Eduardo Galvao – Guitar
Marcos Mauricio – Keyb
Beto Malfatti – Sax, Flute
Bio Bonato – Bar.Sax
Marco Stoppa – Trumpet
Andre Calixto – Sax, Flute
Victor Fao – Trombone

Die zehn brasilianischen Musiker entführten das Magdeburger Jazz-Publikum in eine Welt, die ein ganzes Stück abseits des herkömmlichen Jazz liegt – irgendwo zwischen Jazz, Funk, Fusion, Rock, Blues und Groove. Zwischen den Welten, "Entre Mundos", wie dann auch die aktuelle CD des Nomade Orquestra  heißt. Und dies mit südamerikanischen Gefühl für die Musik und vor allem mit einer ungeheuren Kraft.

Der erste Set begann ohne den Pianisten der Band (der wegen der Tücken der Einreise aus nicht-Schengen-Staaten in Madrid seinen Flug nach Deutschland nicht schaffte und erst zum zweiten Set eintraf) und war entsprechend sehr Bass-betont. Bass und Schlagzeug kamen mit großer Kraft zum Einsatz und ließen die Lautsprecherboxen bis zum Äußersten vibrieren. Am beeindruckendsten aber waren die Bläser der Band. Gleich zu Beginn spielten Posaune, Trompete und Saxophon eine Eröffnungsmelodie an, die in Variationen immer wieder im Konzert auftauchte. Eine einfache, aber äußerst kräftige Folge weniger Akkorde, die zum Erkennungszeichen des Nomade Orquestras wurden. Zu diesen schon sehr kräftigen Bläsern kamen gleich darauf Gitarre, Baß und Schlagzeug. Diese kräftigen Töne gingen in die Ohren, in den Bauch, erfassten den ganzen Körper. Musikgefühl pur!

Im Konzert trafen brasilianische Spielfreude auf Elektronik, akustische Trommelklänge und Percussion auf verzerrte Gitarre. Dabei entstand Musik, wie in der Hitze Südamerikas geschmolzen und in Deutschlands Kühle kondensiert. Egal ob Flötentöne und Gitarrenriffs, ob psychedelisch sanft oder bedrohlich laut, Töne aus dem Regenwald oder brodelnder Vulkan – wie auch immer, es war eine Freude, das zu erleben.

Eröffnung der Jazztage

Donnerstag Abend im Gesellschaftshaus Magdeburg: es ist wieder so weit – bereits zum dritten Mal wurden die Magdeburger Jazz-Tage eröffnet. Jedes Jahr im April laden sie zu vier Tagen aktueller Musik ein.

Warnfried Altmann  (links) und Norbert Pohlmann
eröffnen die Magdeburger Jazztage

Der große Saal im Magdeburger Gesellschaftshaus ist nahezu bis zum letzten Platz besetzt. Zeichen dafür, dass die Jazztage angekommen sind. Angekommen bei den Musikliebhabern und auch angekommen in Magdeburg. Und das "in einem Ort der Hochkultur", wie Norbert Pohlmann zur Eröffnung über das Gesellschaftshaus als Ort des Festival-Auftaktes sagt. "Aber da gehört der Jazz schließlich auch hin", fügt er hinzu.

Norbert Pohlmann ist Leiter des Forum Gestaltung, des zweiten Veranstaltungsortes der Jazztage. Er spricht über Magdeburg als "weltoffene Stadt" und meint das auch wörtlich so. Die Kultur, heute natürlich ganz besonders die Musik, sieht er dabei als Beispiel und in ihrer Rolle als Vermittler. "Wir haben hier Theater, haben Künstler und Musiker aus aller Welt", sagt er. Und fügt gleich ein weiteres Beispiel für die bis heute nachwirkende Kulturgeschichte an: einer der Musiker des brasilianischen Nomade Orquestra berichtete ihm, dass er in seiner Jugend an der Musikschule jede Menge Telemann spielen musste. "Er war dann ganz überrascht zu hören, dass Telemann aus Magdeburg stammt", sagte Pohlmann.

Warnfried Altmann dankte den Organisatoren des Festivals, den Sponsoren, die die vier Tage Musik möglich machten und den Konzertbesuchern. Und er wies auch auf weitere Unterstützer hin, auf Musiker aus Magdeburg und Umgebung, die Instrumente zur Verfügung stellten. Etwa Mohi Buschendorf, der seinen Bass auslieh oder Gören Eggert, der das Schlagzeug und die Congas mitbrachte.

Über das Festival sagt Warnfried Altmann, der das Programm dafür zusammenstellte, es ist "ein mutiges Festival". Mutig im Sinne davon, keinen doppelten Boden eingebaut zu haben. "Andere Jazz-Festivals haben immer auch etwas wie Dixiland oder Swing dabei, was für den Massengschmack taugt", sagte Altmann, "wir haben hier die Avantgarde, haben kräftige, freie Musik". Dass das Publikum dennoch kommt (oder sollte man besser 'genau deswegen kommt' sagen), ist ein gutes Zeichen. Ein Stückchen "doppelten Boden" gibt es aber dennoch: Am Sonntag steht Nils Landgren auf der Bühne. Das Konzert ist lange schon ausverkauft. Vorteil für Besitzer der Festival-Tickets: sie haben auch dieses Konzert sicher. Allen anderen bleibt nur, an der Abendkasse auf ein paar Restkarten zu hoffen.

Montag, 19. März 2018

Die Enttäuschung

Heute war bei Jazz in der Kammer im Forum Gestaltung "Die Enttäuschung" zu hören.
Christof Thewes – Posaune
Axel Dörner – Trompete
Jan Roder – Bass
Rudi Mahall – Klarinette
Michael Griener – Schlagzeug

Die Enttäuschung – dieser doch recht merkwürdige Name der Jazzband provoziert ja geradezu ein Wortspiel. Dann soll es dieses also gleich am Beginn geben: wer erwartet haben sollte, enttäuscht zu werden, wurde von dieser Erwartung enttäuscht. Die fünf Musiker überraschten das Magdeburger Publikum mit einer sehr lebendigen Musik, die sie mit erkennbarem Spaß auf die Bühne brachten. Dazu trugen auch die lockeren Moderationen von Rudi Mahall bei, die gleichsam improvisiert wie die Musik erschienen und die das an keine Konventionen gebundene und doch in der Tradition des Jazz verwurzelte Erscheinungsbild der Musik unterstrichen. Vielleicht ist es sogar so, dass die Musik der Band am besten im Zusammenhang von Wort und Musik zu verstehen ist, in der Verbindung von Mahalls etwas seltsamen, hintergründigem Humor und einer Situationskomik, die sich auch auf das Publikum überträgt. Die Stücke sind oft so benannt, daß sich schon daraus kleine Geschichten ergeben. Etwa „Christian und Isolde“ („zum Wagner-Jahr“, wie Mahall sagt), „Jan an einem Stück“ oder „Lavaman“ (Hört Euch diese bei einem der nächsten Konzerte am besten selbst an ).

Am Beginn klang die Musik nach Dixiland, was auch an Rudi Mahalls Klarinette als tonangebendes Instrument lag. Daraus entwickelte sich dann ein Big-Band-Sound, als die drei Frontmänner der Band an Trompete, Posaune und Klarinette in einen gemeinsamen Bläsersatz einstimmten. Ganz anders dann der folgende Titel („Fälschlich“), der mit schrillen, disharmonischen Fanfarenklängen eingeleitet wird. Michael Griener legt am Schlagzeug schnelle Rhythmen vor, in die sich die anderen Musiker einordnen.

Auch Jan Roder am Baß bleibt nicht nur die Rolle der Hiuntergrundbegleitung vorbehalten. „Der spielt so kräftig, daß er keinen Verstärker braucht“ sagt Mahall und holt ihn für ein Stück auch mal nach vorn auf die Bühne, mitsamt Instrument. „Jetzt featuren wir mal unserer Bassisten – hören Sie mal nicht auf die Bläser, sondern auf den Baß“. Nicht ganz einfach, weil natürlich (und vielleicht auch Teil eines musikalischen Witzes?) die Bläserstimmen viel kräftiger sind.

Donnerstag, 22. Februar 2018

Vorschau: Magdeburger Jazztage 2018

Von Donnerstag, dem 19. April bis Sonntag, dem 22. April gibt es die dritte Ausgabe der Magdeburger Jazztage.


Bereits zum dritten Mal finden die Magdeburger Jazztage "JETZT" statt. Das Festival präsentiert in acht Konzerten im Forum Gestaltung und im Gesellschaftshaus Magdeburg erstklassigen, internationalen, zeitgenössischen Jazz. Nach der Trompete im ersten und dem Piano im zweiten Jahr steht diesmal die Posaune im Mittelpunkt des Konzertgeschehens (in Übereinstimmung zum 2018er Schwerpunktinstrument von Jazz in der Kammer, der Posaune). Vier Tage voller Jazz unterschiedlichster Stilrichtungen, beginnend mit einem riesigen brasilianischen Ensemble, über Piano und Jazz-Gesang bis hin zu umfangreichen Blechbläser-Konzerten.

Karten sowie ein Festivalticket für alle Konzerte gibt es ab sofort im Forum Gestaltung Magdeburg (Brandenburger Straße 10, Tel: 0391 99 08 76 11, E-Mail: info@forum-gestaltung.de, www.forum-gestaltung.de).

Festival-Ticket: 75€ (Eintritt zu allen Veranstaltungen)
Einzeltickets:
Donnerstag 20€ / 15€ ermäßigt
Freitag 25€ / 20€ ermäßigt
Samstag 25€ / 20€ ermäßigt

Sonntag 35€ / 30€ ermäßigt

Magdeburger Jazztage – JETZT 2018  

Donnerstag 19.04.
Eröffnungskonzert im Gesellschaftshaus

20.00 Nomade Orchestra (Brazil)          
Guilherme Nakata – Drums
Ruy Rascassi – Bass
Fabio Prior – Percussion
Luiz Eduardo Galvao – Guitar
Marcos Mauricio – Keyb
Beto Malfatti – Sax, Flute
Bio Bonato – Bar.Sax
Marco Stoppa – Trumpet
Andre Calixto – Sax, Flute
Victor Fao – Trombone
Danilo Oliviera – VJ 

Freitag 20.04.
Clubabend im Forum Gestaltung

19.00 Julie Sassoon Quartett (UK, NL, A
Julie Sassoon – Piano
Lothar Ohlmeier – Bassklarinette
Meinrad Kneer – Bass
Rudi Fischerlehner – Schlagzeug

20.30    Masha Bijlsma & Bones    (NL)
Masha Bijlsma – Gesang
Bart van Lier – Posaune
Adrian Mears – Posaune
Martin Sasse – Piano
Martin Gjanokovski – Bass
Dries Bijlsma – Schlagzeug

22.00 Volkov Trio     (RUS)
Vladimir Volkov – Bass
Slava Kurashov – Gitarre
Denis Sladkevitch – Schlagzeug

Samstag, 21.04.
„Die Posaune“ – im Gesellschaftshaus

19.00 Conny Bauer – Soloposaune

20.30 „Basement Research“ 25 Jahre-Jubiläum (UK, Dtl., USA)   
Steve Swell – Posaune
Gebhard Ullmann – Saxophon
Julian Argüelles – Tenorsaxophon
Pascal Niggenkemper – Bass
Gerald Cleaver – Schlagzeug

22.00 „Vertigo Trombone Quartet“
Nils Wogram – Posaune
Bernhard Bamert – Posaune
Andreas Tschopp – Posaune
Jan Schreiner – Bassposaune

Sonntag, 22.04.
Abschlusskonzert im Gesellschaftshaus

20.00 Nils Landgren Quartett (Schweden)
Nils Landgren – Posaune, Gesang
Eric Staiger – Piano
Lisa Wulff – Bass
Silvan Strauß – Schlagzeug

Vorschau März

Am Montag, dem 11. März wird um 20 Uhr Die Enttäuschung bei Jazz in der Kammer im Forum Gestaltung zu hören sein.

Christof Thewes – Posaune
Axel Dörner – Trompete
Jan Roder – Bass
Rudi Mahall – Klarinette
Michael Griener – Schlagzeug

Die Enttäuschung (Foto: Klaus Rohwer)


Die Fünf Berliner Musiker lassen sich seit mehr als 20 Jahren von der Jazzgeschichte inspirieren und schaffen mit Posaune, Trompete, Klarinette, Bass und Schlagzeug doch ihr ganz eigenes Werk.

Beim Band-Namen jedoch muß man dann vielleicht doch eine Erklärung liefern, was dahinter steckt. Im Interview mit der Jazzthetik erklärte Rudi Mahall, Klarinettist und Mitbegründer der Enttäuschung, "das Konzept dieser Band gerade die Konzeptlosigkeit. Wenn ständig nur das Unerwartete passiert, dann werden sozusagen alle Erwartungen „enttäuscht“. Enttäuschung im Sinne von: das Ende aller Täuschungen". Trompeter Axel Dörner ergänzt: "Der Name wird immer besser. Enttäuschungen führen in der Regel zu einer Veränderung und somit zu einem neuen Verständnis einer Situation. Es ist also das Gegenteil einer nicht veränderbaren, verfestigten Weltsicht".

Auf der Bandwebseite sind ein paar Ausschnitte aus ihrer aktuellen CD Lavaman verlinkt. Und die versprechen einen Abend mit einem ebenso fantasievollen wie verrückten Musikmix. Lassen Sie sich überraschen!

Montag, 19. Februar 2018

Fun Horns

Heute standen die Fun Horns auf der Jazz-Bühne des Forum Gestaltung.
Volker Schlott – Sopransaxophon, Altsaxophon, Flöte
Jörg Huke – Posaune
Nikolaus Neuser – Trompete, Flügelhorn
Falk Breitkreuz – Tenorsaxophon, Bassklarinette, Flöte

Konzertveranstalter Warnfried Altmann freute sich über ein volles Haus und stellte fest: "wenn alte DDR-Jazzer kommen, dann ist der Saal voll". Die Fun Horns, die sich 1986 zusammenfanden und auch in Magdeburg vor vielen Jahren schon einmal bei Jazz in der Kammer spielten, nahmen diese Bemerkung auf und machten im Laufe des Programms immer mal wieder witzige Anmerkungen zu lange zurückreichenden Musikstücken. Ansonsten spielte die Geschichte der Band eher keine Rolle. Bis auf das unverkennbar große Publikumsinteresse.

Die vier Blechbläser beginnen ihr Konzert beinahe unhörbar leise. Nur ein leises Atemgeräusch ist aus dem Blech zu hören, bis dann Nikolaus Neuser auf der Trompete und Volker Schlott auf dem Saxophon unisono eine sehr leise, zarte Melodie zu spielen beginnen. Eine Melodie, die sich, allmählich lauter werdend, zu einer Begrüßungsfanfare entwickelt. Ein Stück mit beinahe klassischer Anmutung. Erst später stimmen Falk Breitkreuz mit der Baßklarinette und Jörg Huke an der Posaune ein, es entwickelt sich ein instrumentaler Wechselgesang. Gleich zu Beginn war auch wieder zu merken: das kleine, aber feine Magdeburger Jazz-Publikum lauscht äußerst aufmerksam. Auch – oder ganz besonders – an den leisen Stellen. 

Montag, 12. Februar 2018

Vorschau Februar

Im Februar-Konzert von Jazz in der Kammer stehen am 19. Februar um 20 Uhr die Fun Horns auf der Bühne des Forum Gestaltung.
Jörg Huke – Posaune
Nikolaus Neuser – Trompete, Flügelhorn
Falk Breitkreuz – Tenorsaxophon, Bassklarinette, Flöte
Volker Schlott – Sopransaxophon, Altsaxophon, Flöte

Die Fun Horns habe ich schon oft im Radio gehört und war immer begeistert von ihrer fröhlichen, lebendigen Musik: Jazz vom Feinsten von einer altgedienten und immer noch aktuellen Bläser-Band. Live erlebt habe ich sie aber noch nie und freue mich deshalb um so mehr auf das Konzert.



Montag, 22. Januar 2018

Vorschau 2018 + Jahreskarte

Das Konzertprogramm für 2018 ist nun komplett – also zückt Eure Kalender, Terminplaner, Handys oder was auch immer  und tragt Euch die Termine ein.

Der musikalische Schwerpunkt der Konzertreihe liegt in diesem Jahr bei der Posaune. Und da vereinen sich einige großartige Musiker in den Konzerten von Jazz in der Kammer. Einige Musiker und Bands, wie die Fun Horns, kenne ich bisher nur aus dem Radio und wollte sie schon immer mal selbst erleben, andere habe ich schon so oder oder in anderen Formationen live gehört. Eine der Bands, die mit dem merkwürdigen Namen Schnaftl Ufftschik, sogar beim Weltmusik-Festival TFF in Rudolstadt  – was mal wieder auf eine große Bandbreite der Musik des 2018er Jazz-in-der-Kammer-Jahrgangs hindeutet. Ich jedenfalls bin schon neugierig auf die Musik in diesen völlig verschiedenartigen Ensembles.

Hinzuzufügen ist, dass es auch in diesem Jahr wieder die rabattierte Jahreskarte gibt. Ihr Preis beträgt 100 € (ermäßigt 65 €). Auch wenn das erste Konzert der Reihe nun schon vorbei ist – wer nachrechnet, merkt, daß sich die Jahreskarte gegenüber dem Kauf der Einzelkarten á 15 € (ermäßigt 10 €) für die verbleibenden acht Konzerte des Jahresprogramms auch jetzt noch lohnt. Erhältlich sind die Jahreskarten (ebenso wie die Einzelkarten) im Forum Gestaltung (Mo-Fr /14-18 Uhr) und an der Abendkasse.

Jahresprogramm 2018

15.01.18, 20.00
„Absolutely sweet Mary“
Matthias Müller – Posaune
Steffen Faul – Trompete
Alexander Beierbach – Saxophon
Max Andrzejewski – Schlagzeug        

19.02.18, 20.00
„Fun Horns“
Jörg Huke – Posaune
Nikolaus Neuser – Trompete, Flügelhorn
Falk Breitkreuz – Tenorsaxophon
Bassklarinette, Flöte
Volker Schlott – Sopransaxophon, Altsaxophon, Flöte

19.03.18, 20.00 „Die Enttäuschung“
Christof Thewes – Posaune
Axel Dörner – Trompete
Rudi Mahall – Klarinette
Jan Roder – Bass
Michael Griener – Schlagzeug

Magdeburger Jazztage vom 19. – 22.04.18
Dafür gibt es noch eine separate Programmvorschau. Aber soviel sei schon verraten: unter anderem wird bei den Jazztagen Nils Landgren an seiner roten Posaune zu erleben sein.

21.05.18, Pfingstmontag, 20.00
Matthias Muche – Posaune
Udo Moll – Trompete
Carl Ludwig Hübsch – Tuba

18.06.18, 20.00
Alan Tomlinson – Posaune
Christoph Winckel – Bass
Willi Kellers - Schlagzeug

17.09.18, 20.00
„Vorwärts – Rückwärts“
Gerhard Gschlössl – Posaune
Johannes Fink – Cello
Maike Hilbig – Bass

15.10.18, 20.00
Schnaftl Ufftschik „God Brass You“
Johannes Siedel – Posaune
Stefan Gocht – Bassposaune, Sousaphon,
Reinhard Gundelwein – Klarinette
Lutz Wolf – Trompete
Boris Bell – Schlagzeug

19.11.18, 20.00
Sebi Tramontana – Posaune
Frank Gratkowski – Saxophon 

17.12.18, 20.00 „Insomnia Brass Band“
Anke Lucks – Posaune
Almut Schlichting – Baritonsaxophon
Hampus Melin – Schlagzeug

Dienstag, 16. Januar 2018

Gedenkkonzert

Am Jahrestag der Zerstörung der Stadt Magdeburg am 16. Januar 1945 fand heute unter dem Titel "Ein wahres Elend, der verdammte Krieg" ein Gedenkkonzert im Forum Gestaltung statt.
Warnfried Altmann – Saxophon
Hermann Naehring – Schlagwerk
Mohamad Issa – Text
Norbert Pohlmann – Text

Das Foyer des Forum Gestaltung ist in düsteres Licht getaucht, in eine Mischung aus Flammengelb und Feuerrot. Im offenen Raum nebenan werden Holzschnitte von Georg Kaiser auf eine Leinwand projiziert, auch im Druck liegen sie aus, in einer in den 60er Jahren erschienenen Druckfassung. Mit kräftigen, breiten Schnitten karikiert Kaiser in seiner Serie "Die Gasgesellschaft" die Größen des Nazireiches in einer sehr deftigen Weise. Hitler, Himmler, Göring, Göbbels, Keitel und einige mehr werden der Lächerlichkeit preisgegeben und zugleich die Insignien ihres Größenwahns offenbart. "Kunst, die damals auf den Tod gefährlich war und doch zum Lachen, zum Aus-Lachen anregend", wie Norbert Pohlmann in seinen Worten vor dem Beginn des Konzertes sagte. "Angesichts einer braunen Versumpfung sollen uns die Blätter daran erinnern, daß die Deutungshoheit über die Ereignisse des Krieges nicht den falschen, nicht den Rechten überlassen werden darf".

Um dem Erinnern auch filmisch eine Basis zu geben, stellte Pohlmann schon vor etwa zehn Jahren eine Collage aus alten Kriegsfilmen zusammen. Ausschnitte aus Wochenschauen sind darin ebenso enthalten wie Filme aus Aufklärungsflügen oder Kriegsberichte der Alliierten. Eingeblendete Textpassagen aus Göbbels' Tagebuch offenbaren die Totale-Kriegs-Rhetorik, die die Welt an den Rand des Untergangs trieb.

Während im Hintergrund bereits der Beginn des Films lief, in dem gerade die Rüstungsmaschinerie anlief,  und Hermann Naehring auf der riesig großen Taiko-Trommel zwar leise, aber dennoch bedrohlich zu trommeln begann, las der Syrer Mohamad Issa Gedichte. Gedichte über den Krieg und über seine Heimat, die im Anschluß von Norbert Pohlmann ins deutsche übersetzt wurden. "Ein Irrsinn ist über die Menschen gekommen", heißt es darin, und bedrückend ist, wie konstant dieser Irrsinn doch bleibt.

Montag, 15. Januar 2018

Absolute Sweet Marie

Bei Jazz in der Kammer stand im ersten Konzert des Jahres 2018 Alexander Beierbachs Projekt "Absolute sweet Marie" auf der Jazzbühne im Forum Gestaltung.
Steffen Faul – Trompete
Matthias Müller – Posaune
Alexander Beierbach – Tenorsaxophon
Max Andrzejewski – Schlagzeug

Als die vier Musiker auf der Bühne stehen, klingt ihr erstes Stück, Bob Dylans „Most likely your way“, anfangs wie Marschmusik – so kräftig begleiten die drei Bläser ihren Schlagzeuger Max Andrzejewski , der den Rhythmus vorgibt. In Verbindung mit den unisono gespielten Bläsern könnte die Musik ebenso auch von Hanns Eisler stammen. So eng zusammen liegen also Bob Dylan – dessen Musik die Grundlage des gesamten Konzertes wie auch der aktuellen CD bildete –, Jazz und Neue Musik.

Gleich nach den ersten beiden Titeln weist Alexander Beierbach nochmals darauf hin, dass sie „keine Bob-Dylan-Cover-Band sind“. Das Magdeburger Jazz-Publikum weiß das natürlich und spätestens nach den ersten Takten ist es ohnehin klar. „Wir hatten es aber tatsächlich mal, daß wir falsch angekündigt wurden und dann war das Publikum doch etwas verwirrt“, sagte Beierbach später. Dylans stellt für die vier Musiker nur den Ideengeber dar, sagen sie. In der Musik selbst findet sich dann in den meisten Titeln nur kleine Anklänge, kurze Zitate. So auch beim „Rainy Day Woman“: von Dylans Blues ist nur wenig zu erahnen ist, dafür aber ist ist das Stück äußerst kraftvoll und lebendig, wenn die drei Bläser furios durcheinander spielen, blasen und tröten und der Schlagzeuger sie zu übertönen versucht. Am Ende aber verständigen sich alle auf die selben Töne und dann erklingt – für ein paar Takte – Dylans so typischer Blues.

Mittwoch, 10. Januar 2018

Vorschau Januar

Im Jahresprogramm 2018 von Jazz in der Kammer wird die Posaune im Mittelpunkt der Konzerte stehen oder zumindest beteiligt sein. So auch im Januar-Konzert, bei dem Alexander Beierbachs Projekt "Absolute sweet Marie" am Montag dem 15. Januar um 20 Uhr auf der Jazzbühne im Forum Gestaltung steht.
Steffen Faul – Trompete
Matthias Müller – Posaune
Alexander Beierbach – Tenorsaxophon
Max Andrzejewski – Schlagzeug

Vier Instrumentalisten, verwurzelt in Jazz und improvisierter Musik, verarbeiten auf ihre Weise das umfangreiche Werk Dylans. Schon der Name der Band ist einem Lied von Dylan entlehnt, aus dessen Album Blonde on Blonde. In der Besetzung drei Bläser plus Schlagzeug entsteht dabei ein Spektrum an Klangfarben und Grooves: feingliedrige, kammermusikalische Momente werden von dichten Kollektivimprovisationen abgelöst, Brass-Band-Klänge stehen einem Geflecht aus polyphonen Überlagerungen gegenüber.
Absolute Sweet Marie ist auf jeden Fall auch: absoulte powerfull music. Ich freue mich schon auf diese Musik, bei der sich die Band mit Dylan-Songs auseinandersetzt und sie in kräftigem, bläsergeprägtem Sound auf die Jazz-Bühne bringt.

Noch zwei weitere Termine stehen im Januar an, die zwar nicht direkt mit Jazz in der Kammer, wohl aber mit dem Forum Gestaltung und mit Warnfried Altmann zu tun haben.

Am Dienstag, dem 16. Januar, wird wie in jedem Jahr der Zerstörung Magdeburgs gedacht. In diesem Jahr wieder mit einem Konzert im Forum Gestaltung. Um 20 Uhr wird unter dem Titel "ein wahres Elend, dieser verdammte Krieg" Warnfried Altmanns kräftiges, schreiendes und klagendes Saxophon von Hermann Naehring am Schlagwerk begleitet, der dieses wieder mit seiner vollen Dynamik zwischen riesiger Taiko-Trommel und leisen Glocken zum Klingen bringen wird. Dazu Texte des Syrers Mohammed Issa.
Darf man bei einem solchen Anlaß "ich freue mich darauf" sagen? Das muß jeder für sich selbst entscheiden. Auf jeden Fall bin ich gespannt darauf, was in diesem Jahr auf die Bühne kommt und werde es mir nicht entgehen lassen.


Am Freitag, dem 19. Januar um 19:30 Uhr wird im Forum Gestaltung mit Stephan Borrmann ein Gitarrist auf der Bühne stehen, den Warnfried Altmann vor acht Jahren schon einmal nach Magdeburg holte, damals im Duo ("Hands on strings"). Jetzt kommt er solo mit seinen akustischen Gitarren nach Magdeburg ins Forum Gestaltung. Ein Konzert für die Freunde des virtuosen Gitarrenspiels: auf seiner Webseite stephanbormann.de gibt es ein paar Soundschnipsel, die neugierig auf mehr machen.