Johannes Siedel – Posaune
Stefan Gocht – Bassposaune, Sousaphon
Reinhard Gundelwein – Klarinette
Lutz Wolf – Trompete
Boris Bell – Schlagzeug
Die Band mit dem ungewöhnlichen Namen (der sich später aber beim Klang der Instrumente aber ohne dass eine Nachfrage nötig ist selbst erklärt) kommt in einer Verballhornung von 20er-Jahre-Mode auf die Bühne. Von Komik geprägt ist auch der Auftritt der Band, die sich mit ihren Instrumenten mit der Selbstverständlichkeit einer Marching Band auf der Bühne bewegt, immer wieder die Positionen (und auch die Instrumente) wechselt und durch Bewegung und musikalischen Witz eine mächtige Bühnenpräsenz erzeugt. Durch die Blechblasinstrumente, von der kleinen Trompete bis zum großen Sousaphon, gibt es Anfang an mächtig was auf die Ohren.
Dabei beginnt das Konzert zunächst gar nicht so wild wie erwartet. Ruhig, mit langgezogenen, allmählich kräftiger werdenden Bläserklängen, einer Alpensinfonie gleich, stehen die Musiker auf der Bühne. Schon bald aber entwickelt sich diese zu mitreißenden Tanzrhythmen. Viele davon haben Bezug zu jüdischer Musik, da das heutige Programm in die Magdeburger Tage der jüdischen Kultur eingebettet sind. Passend zum gefeatureten Instrument der 2018er Ausgabe von Jazz in der Kammer, der Posaune, ist das Stück "Trombonik" der Posaune gewidmet (und später werden dann auch fast alle der Musiker zur Posaune greifen). Dann wieder eine sehr kräftige Version von Hava Nagila, bei der die Füße nicht stillstehen wollen.
Die Musik des jüdischen Stetl, die im Berlin der 20er Jahre nicht fremd war, mischt die Band mit Adaptionen von Rock, Pop und Jazz. Selbst bezeichnen sie sich auch als "Stilvagabunden", denen tatsächlich auch keine Tonart, keine Melodie fremd zu sein scheint. Eine interessante Version des "Take Five" von Dave Brubeck gibt es zu hören, "mit einer Achtel mehr", wie die Musiker sagen. Faszinierend auch "Kein schöner Land", eine Schnaftelisierung des bekannten Volksliedes.
Wenn die Band Musik wie ein Wirbelwind aus Mariaci-Klängen anstimmt und später die Herkunft von Schaftl Ufftschik als Name eines russischen Waldkobolds beschreibt, dann mag man ihnen auch das glauben. Immerhin gibt es dann auch Musik von Tschaikowski für Brass-Band.
Das Konzert war ein Abend voller Lebensfreude und Spontaneität. Am Ende als Zugabe eine wilde Version von "Bella Ciao" (schön, dass dieses Partisanenlied immer wieder lebendig gehalten wird), in einer Speed-Folk-Version. Und dann, so ruhig wie am Beginn, einen von der Brass-Band vertonten irischen Reisesegen, mit mehrstimmigem Gesang und Marimbaklängen.
Bleibt noch hinzuzufügen, dass ich die Band mit ihrer kräftigen Bläser-Musik, mit einer Mischung aus Worldmusic und Brassband bereits vor ein paar Jahren bereits beim Rudolstadt-Festival auf großer Bühne erlebte hatte und mich auch deshalb auf ein Wiedersehen freute.
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