Sonntag, 24. Dezember 2023

Vorschau Januar: Wood & Steel Trio

Im Januar geht es mit Jazz in der Kammer gleich am 15. Januar weiter. Dann wird das Wood&Steel-Trio zu hören sein

Marc Muellbauer – Kontrabass
Roland Neffe – Marimba- und Vibraphon
Christian Kögel – Dobro

Wood&Steel-Trio (Foto Volker Beushausen)

Dass die drei bereits einmal bei Jazz in der Kammer zu erleben war, ist dann genau acht Jahre her. Das war damals noch im Schauspielhaus (ja, so lange liegt das zurück). 

Über das aktuelle Programm Wasp At The Window schreibt Victoriah Szirmai:

Auch auf seinem dritten Studioalbum hält das mit Marc Muellbauer am Kontrabass, Roland Neffe an Marimba- und Vibraphon sowie Christian Kögel an der Dobro höchst ungewöhnlich besetzte Wood & Steel Trio nichts von fester Rollenverteilung. Wer führt, wer stützt – alles ist offen, alles geht.

Montag, 18. Dezember 2023

Floridis – Kneer – Dimitriadis

Das Dezemberkonzert von "Jazz in der Kammer" war alles andere als weihnachtlich-besinnlich. Und das war auch gut so, denn das griechisch-deutsche Freejazz-Trio pustete die Ohren durch und machte sie frei von seichten Klängen.

Floros Floridis – Klarinette, Bassklarinette
Meinrad Kneer – Kontrabass
Yorgos Dimitriadis – Schlagzeug, Perkussion

Warnfried Altmann erklärte die Vorgeschichte des Konzertes, des letzten in der diesjährigen "Kontrabass-Reihe": "Ich hatte Meinrad Kneer angerufen und ihn gefragt, wen er empfehlen kann, und so kam er mit seinem aktuellen, ganz neuen Trio".

Zu Beginn des Konzertes kam Meinrad Kneer aber erst mal solo auf die Bühne. "Mal sehen wie lange es wird – Ihr könnt auch zwischenrufen", sagte er. (Und wenn jetzt jemandem Patrik Süßkinds Monolog "Der Kontrabass" in den Sinn kommt – nein, ich habe ihn nicht gefragt, wie oft er schon darauf angesprochen wurde). Nein, es rief niemand dazwischen. Ganz im Gegenteil, das Magdeburger Jazzpublikum lauschte aufmerksam. Es wurde eine lange, interessante Improvisation, mit Klängen von den tiefsten Bass-Saiten bis hin zu höchsten Obertönen. Musik mit einer inneren Dramaturgie, die Meinrad Kneer in einer ruhigen, überlegten Weise spielt,wie um eine Geschichte zu erzählen und ich selbst hätte mir sein Solo auch gut als Begleitung zu einem Trickfilm vorstellen können.

Als dann Floros Florides und Yorgos Dimitriades hinzukommen, wird von allen dreien frei und frisch drauflos improvisiert. Dabei wechselt Floros Florides immer mal zwischen Klarinette und der langen Bassklarinette, spielt kurze Tonfolgen, intensiv und kraftvoll, die von Meinrad Kneer am Bass ergänzt und von Yorgos Dimitriades am Schlagzeug kommentiert werden. Ein gemeinsames Spiel von Tönen und Klängen der drei Musiker, die bei aller Wildheit der Klänge doch genau aufeinander hören. 

Montag, 27. November 2023

Vorschau Dezember: Floridis – Kneer – Dimitriadis

Am Montag dem 18. Dezember um 20 Uhr endet das diesjährige Jazz-in-der Kammer-Jahr im Forum Gestaltung mit 

Floros Floridis – Klarinette, Bassklarinette
Meinrad Kneer – Kontrabass
Yorgos Dimitriadis – Schlagzeug, Perkussion

Aus der Konzertankündigung: 

Die mehr als 30-jährige Zusammenarbeit der beiden wohl aktivsten griechischen Improvisatoren der internationalen freien und improvisierten Musikszene Floros Floridis und Yorgos Dimitriadis kulminiert in ihrer CD „Tone Sequence Evaluators“ die vom Label "Evil Rabbit Records" 2022 herausgegeben wurde. Relativ bald kam bei den beiden Protagonisten die Idee auf, ihr Duo zusammen mit dem "Evil Rabbit"-Betreiber und Kontrabassisten Meinrad Kneer zu einem Trio zu erweitern.

Freie Musik von drei sehr erfahrenen und mit allen Wassern gewaschenen Improvisatoren!


Montag, 20. November 2023

Paul Brody's City Lights Ensemble

Heute war der geniale Paul Brody mit seinem City Lights Ensemble bei Jazz in der Kammer im Forum Gestaltung Magdeburg zu erleben.

Paul Brody – Trompete, Stimme, Komposition
Christian Kögel – Gitarre
Lisa Hoppe – Bass, Stimme
Hans Otto – Schlagzeug

Der aus den USA stammende, schon sehr lange in Berlin lebende Trompeter spielte Musik, die man vielleicht vereinfacht als Speed-Klezmer-Balkan-Jazz bezeichnen könnte. Frisch, fröhlig, spritzig, modern und interessant. Dazu Lisa Hoppe, die mit Bass und Gesang eine ganz eigene Note einbrachte, der langjährige Begleiter von Brody Christian Kögel (Gitarre) und neu in der Band Hans Otto (Schlagzeug). Das Konzert war zugleich Teil der jüdischen Kulturtage Sachsen-Anhalt und des Tonkünstlerfestes des DTKV Sachsen-Anhalt e.V. 

Freitag, 27. Oktober 2023

Vorschau November: Paul Brody and the City Lights Ensemble

Mit Paul Brody kommt am 20. November ein Musiker zu Jazz in der Kammer, der bereits in anderer Besetzung hier zu erleben war, damals (nun schon wieder sieben Jahre her) mit seiner Band Sadawi. Diesmal auf der Bühne zu erleben: 

Paul Brody – Trompete, Stimme, Komposition
Christian Kögel – Gitarre
Lisa Hoppe – Bass, Stimme
Hans Otto – Schlagzeug

Aus der Ankündigung: 

Das „City Lights Ensemble“ ist benannt nach einem legendären Buchladen in San Francisco, der den kulturellen Querschnitt in der Gegend repräsentiert, aber auch die offene Geschlechteridentität, progressive Politik und sprachliche Experimente mit seinen Lesungen zulässt. Der Laden selbst wurde nach einem Film von Charlie Chaplin benannt, den „City Lights“.

Und ja, dies spiegelt auch die Musik der Gruppe wider. Gründer PAUL BRODY lebt seit vielen Jahren in Berlin und ist ein musikalischer Tausendsassa. Da er auch im Bereich Film und Theater arbeitet, basiert ein Großteil seiner Musik auf Erzählungen. Durch seine musikalisch-literarische Neugierde bewegt er sich in den Welten des Sounds und der Sprache. In den letzten Jahren hat Paul Brody ausgiebig mit der Idee experimentiert, Poesie in musikalische Sprache zu übersetzen. So nahm er die Stimmen von Dichtern auf, übersetzte diese musikalisch und schuf auf deren Basis Kompositionen.

Brodys musikalische Kooperationen reichen von Blixa Bargeld (Einstürzende Neubauten) über The Supremes, Shirley Bassey, Ute Lemper, Barry White, Clueso, Anthony Coleman, Alan Bern zu John Zorn und vielen anderen.

CHRISTIAN KÖGEL E-Gitarre, Akustische Gitarren, Oud – Christian Kögel musiziert, produziert und lehrt im Spannungsfeld zwischen Jazz, freier Improvisation, arabischer Musik und Kammermusik. Er lebt seit 1990 in Berlin und gründete im selben Jahr sein eigenes Trio, mit dem er mehrere Jazzpreise in Deutschland gewann.

LISA HOPPE Die Kontrabassistin, Komponistin, Band-Leaderin und Musikpädagogin tobt sich im Grenzgebiet zwischen Jazz, Freier Improvisation und experimentell-zeitgenössischer Musik aus, mit dem Ziel, die melodischen Qualitäten des Kontrabasses in moderne Kontexte zu setzen. Das Projekt Lisa Hoppe’s YSOP wurde 2022 mit dem Förderpreis des BeJazz Transnational ausgezeichnet.

HANS OTTO ist ein vielseitiger Berliner Jazz, Rock- und Pop-Schlagzeuger, Impromusiker, Lehrer und Songschreiber. Mit festen Besetzungen, wie dem Hans Otto Piano Trio, Kögel/Sadeh/Otto, ‘kid the moon’, AuditiverWahnsinn sowie Paul Lapp Forum widmet er sich dem Jazz und der freien Improvisation, sowie mit SOPHE der modernen Popmusik.

‍Eine Veranstaltung des Forum Gestaltung e. V.

Eine Veranstaltung im Rahmen der "Festtage der jüdischen Kultur" anlässlich der Eröffnung der neuen Synagoge

Montag, 16. Oktober 2023

Gilbert Paeffgen Trio

Mit dem Gilbert-Paeffgen-Trio gab es heute frischen neuen Jazz aus der Schweiz. 

Claude Meier – Bass
Fabian M. Müller – Piano
Gilbert Paeffgen – Drums, Hackbrett

Warnfried Altmann, Organisator von Jazz in der Kammer, hatte für die Konzerte dieses Jahres den Jahresschwerpunkt "Bass" ausgerufen. Und so passte es, dass Claude Meier zunächst solo auf die Bühne kommt. Er zupft den Bass leise, beklopft ihn, macht in so zum Percussion-Instrument und macht deutlich, welch wunderbares Instrument der Bass ist. Weit von dem entfernt, was in Patrick Süskinds grandiosem Stück "Der Kontrabaß" als Lamento eines Bassisten auf die Bühne kommt. 

Danach kommt Fabian Müller hinzu, greift in den Körper des Konzertflügels, lässt die höchsten und tiefsten Saiten metallisch klingen. Dass auch Gilbert Paeffgen wenig später auch auf die Bühne kommt, nimmt erst wahr, als er leise trommelnd erste Rhythmen dazu mischt. Aus diesem Zusammenklang der drei Musiker entwickelt sich bald ein faszinierender minimalistischer und mediativer Sound, der die Zuhörer in den Bann zieht. 

Sonntag, 24. September 2023

Vorschau Oktober

Im Oktober gibt es bei Jazz in der Kammer mit dem Gilbert-Paeffgen-Trio neues aus der Schweizer Jazzszene. 

Claude Meier | Bass
Fabian M. Müller | Piano
Gilbert Paeffgen | Drums/Hackbrett


Das Schweizer Trio entführt von impressionistischem Klangzauber zu minimalistischer Repetitionshypnotik

CLAUDE MEIER ist in der Szene ein gefragter und viel beschäftigter Elektro- und Kontrabassist. Viele Musiker, auch international, ob Jazz-, Rock- oder Country, zeigen mit dem Daumen nach oben, wenn sie seinen Namen hören. Er komponiert und arrangiert, schreibt Musik für zahlreiche Formationen und Bands. Claude Meier bringt seine Bässe, egal ob die Saiten dick wie Drahtseile sind oder dünn wie Spaghetti, zum Schwingen und zum Jubilieren.

FABIAN M. MÜLLER „Ob Solo, im Duo, im Trio oder im Ensemble, Fabian M. Muellers ausdrucksstarkes und klares Klavierspiel hat sich in den letzten Jahren zu einer unverwechselbaren Stimme in der Schweizer Jazzszene entwickelt. Sein vielseitiger Zugang zum Jazz zeigt seine Offenheit und Neugierde an klanglichen Entdeckungen, die er bewusst und kontinuierlich in unterschiedlichsten Formationen sucht. Seine Kompositionen sind originär, frisch und bieten ihm und seinen Mitmusikern viel Raum für intime Improvisationsmusik.“ (Medienmitteilung IBK-Jazzpreis)

‍Für GILBERT PAEFFGEN ist Musik zu machen eine niemals endende Meditation und Übung zur kreativen Selbstentwicklung. Damit öffnet er Türen von seinem Inneren zur Außenwelt und umgekehrt.

Montag, 18. September 2023

The Circle 5.0

Heute ging es nach der Sommerpause ("aber was heißt schon Sommerpause", sagte Warnfried Altmann, "hier im Forum Gestaltung war auch im Sommer immer was los") gleich kräftig zur Sache, mit zwei Schlagzeugern, zwei Saxophonen und einem Bass:

Reza Askari – Kontrabass
Hans Peter Hiby – Saxophon
John Dikeman – Saxophon
Shōji Hano – Schlagwerk 
Willi Kellers – Drum

Für diese ungewöhnliche Besetzung begann das Konzert überraschend leise. Die Musiker hatten zu Beginn den Bass in den Vordergrund gestellt, Bass solo, und so sanft habe ich einen Bass schon lange nicht spielen gehört. Reza Askari lässte seinen Bogen leicht auf die Saiten prallen, erzeugt leise gestrichene Töne, teils auch im Obertonbereich der Saiten, Glissandi, medidative Klänge. 

Samstag, 16. September 2023

Vorschau September: The Circle 5.0

Am Montag, dem 18. September endet endlich die Sommerpause bei Jazz in der Kammer. Dann stehen fünf Musiker in einer sehr ungewöhnlichen Besetzung auf der Bühne, mit zwei Schlagzeugern und zwei Saxophonisten. Beginn ist 20 Uhr.

Reza Askari – Kontrabass (Iran/BRD)
Hans Peter Hiby – Saxophon (BRD)
John Dikeman – Saxophon (USA)
Shōji Hano – Schlagwerk (Japan)
Willi Kellers – Drums (BRD)

In der Ankündigung heißt es: 

Zwei Saxophonisten, zwei Schlagzeuger, in der Mitte ein Bass. Wenn das kein Tornado ist! Hans Peter Hiby und John Dikeman sind die beiden Bläser, und jeder, der sie schon mal gehört hat, weiß, dass sie keine Kompromisse machen. Willi Kellers und Shoji Hano, beides absolute Veteranen des Free Jazz, sind dann wieder absolute Meister der Überraschung. Im Auge des Sturms steht Reza Askari, der Mann, der wie ein Shakespeare’scher Prospero das Ganze zusammenhält. Auf dem Moers Festival 2022 sind sie zum ersten Mal zusammen aufgetreten, das Publikum war ungeheuer euphorisiert. Hier krachen Kulturen, Generationen und Spielhaltungen aufeinander – wie in einem elektrischen Tornado eben.

Ich selbst kenne von den fünf Musikern bisher nur Willi Kellers und bin schon gespannt auf dieses sicher wieder wunderbare Konzert.  


Montag, 19. Juni 2023

Christian Marien Quartett

Das Christian Marien Quartett stand beim letzten Konzert von Jazz in der Kammer vor der Sommerpause auf der Jazz-Bühne im von der Sonne aufgeheizten Forum Gestaltung:

Christian Marien (Schlagzeug)
Tobias Delius (Tenorsaxophon, Klarinette)
Jasper Stadhouders (Gitarre)
Antonio Borghini (Kontrabass)

Christian Marien beginnt furios, mit Klängen, die von Anfang an voll auf die Ohren gehen: kräftiges Schlagzeug wird von kurzen aber kräftigen Tonfolgen des Saxophons beantwortet. Schon bald finden die vier Musiker sich zu einem gemeinsamen Sound zusammen, bei dem sie immer noch einzeln heraushörbar bleiben. Später wird die Musik leiser, reduziert sich auf Rhythmen, Tobias Delius spielt seine Klarinette mit singendem Ton, mit schon fast orientalisch klingenden Melodien. 

Dienstag, 23. Mai 2023

Vorschau Juni: Christian Marien Quartett

Vor der Sommerpause gibt es noch einmal Jazz in der Kammer: Am 19. Juni um 20 Uhr steht das Christian Marien Quartett auf der Bühne im Forum Gestaltung, diesmal: featuring Antonio Borghini. 

Tobias Delius (Tenorsaxophon, Klarinette, Komposition)
Antonio Borghini (Kontrabass)
Jasper Stadhouders (Gitarre)
Christian Marien (Schlagzeug)
Christian Marien Quartett (Foto: Chris Heenan)

Aus der Ankündigung: 

Musik hat die Kraft, im Kleinen zu finden, wonach wir auch im Großen suchen: frei zu sein, den Moment so zu nehmen wie er ist und zu wissen, nur gemeinsam kommen wir an diesen ersehnten anderen Ort.
    Frei nach Ornette Coleman: Beauty is a rare thing.
Im neu gegründeten Christian Marien Quartett stehen mit Tobias Delius, Jasper Stadhouders und Antonio Borghini beseelte Meister ihres Faches auf der Bühne, die genau in diesem Geiste spielen. Es ist das erste Ensemble, das der Berliner Schlagzeuger unter eigenem Namen an den Start bringt. Es wird natürlich improvisiert, und auch Christian Mariens Kompositionen sind vor allem dazu da, immer wieder neu erfunden zu werden.

Montag, 15. Mai 2023

The Instincts

Heute gab es unerwartet rockige Jazz-Klänge von "The Instincts".

Georgi Sareski – Gitarre
Antti Virtaranta – Bass
Boris Bell – Schlagzeug, Klavier

In der Ankündigung des Konzert hieß es: "Was passiert, wenn ein Mazedonier, ein Finne und ein Deutscher einfach ihren Instinkten folgen? Es entsteht eine außergewöhnliche Musiker-Formation, ein musikalisches Abenteuer mit Groove-Improvisationen, Jazz-Traditionen und außergewöhnlichen Stileinflüssen in einer kollektiven Interaktion." Das sollte sich im heutigen Konzert live noch viel mehr bestätigen. 

Vor dem eigentlichen Programm gab es für Warnfried Altmann, der Jazz in der Kammer nun schon 33 Jahre lang veranstaltet, ein improvisiertes Happy Birthday. Mit verzerrter Gitarre eher angedeutet als ausgespielt, genau passend für den Improvisateur Altmann. "Das war unser kleines Präsent für Warnfried Altmann", sagte Boris Bell, "jetzt spielen wir wieder ernsthaft". Was am Stil nichts änderte. Verzerrte E-Gitarre, kräftiger akustischer Bass vor den Rhythmen von Bells Schlagzeug. Die drei spielten eine sehr rockige und bluesige Version von Jazz. "Eine Spur von Pop war aber auch dabei", sagte Boris Bell, der sehr vielfältig musikalisch unterwegs ist (unter anderem war er 2018 mit der Berliner Weltmusik-/Balkan-/Klezmer-Brassband Schnaftl Ufftschik in Magdeburg), nach dem Konzert. Dabei hatte das Konzert neben den vielen rockigen auch ganz leise Momente. Wenn etwa Bell seine große Tomtom mit den Händen spielt, Sareski die E-Gitarre nur sparsam einsetzt und Virtaranta den Bass leise streicht, dann hat das etwas meditativ-beschwörendes. Auch wenn sich Bell an den Konzertflügel setzt und dort leise spielt, von den anderen nur ebenso leise kommentiert.

Mitunter meint man, Zitate bekannter Melodien zu erkennen (zu kurz um sie zu erkennen, und überhaupt, "nein, alles von uns" sagte Bell dazu), dann wieder ein wildes Creszendo, von dem die Ohren klingen, gefolgt von einem einem beinahe unhörbar leisen Duett aus Gitarre und Schlagzeug. 

Sareskis Gitarre fällt auf der Bühne durch ihre geringe Größe auf, kaum größer als eine Ukulele. "Die habe ich speziell für mich bei Brennus Guitars in Serbien anfertigen lasse", sagt Sareski und erklärt "die Gitarre ist zwar insgesamt kleiner als andere, aber Saiten sind ganz genauso lang wie normale Gitarren".

Das Trio The Instincts setzt sich international zusammen. Der Gitarrist Georgi Sareski kommt aus Mazedonien, der Bassist  Antti Virtaranta aus Finnland und der Schlagzeuger Boris Bell aus Deutschland. "Seit 2018 spielen wir als Band zusammen", sagt Bell, "aber es ist immer ein recht großer Aufwand, zusammenzukommen". Bei diesem Hinweis merkt man mal wieder, wie groß Europa ist – und wie wichtig und zugleich inspirierend es ist, Musiker aus völlig unterschiedlichen Gegenden und mit musikalischen Hintergründen zusammenzuholen. Das ist musikalische Völkerverständigung as its best. de.

Ihr erstes Album heißt nicht ohne Grund „Music Unseen“. THE INSTINCTS ist ein Trio wie kein anderes, und so spielen sie möglicherweise eine der aufregendsten Musiken der Zeit. Bizarr in dieser Weltlage – oder gerade deshalb.


Samstag, 29. April 2023

Verzögerungen...

Ein Hinweis in eigener Sache: andere Aufgaben haben mich daran gehindert, die versprochenen Rückblicke auf die Jazztage schneller fertig zu bekommen. Die Texte kommen. Zwar nach und nach, aber ich bin dran. Versprochen.

Sonntag, 23. April 2023

Fuchsthone Orchestra: Structures & Beauty

Mit dem Fuchsthone Orchestra gab es einen großartigen Abschluss der Magdeburger Jazztage. Ein letztes Mal für dieses Wochenende gab es großen Sound von der Bühne. Es war toll, wie hier moderner Jazz auf Bigband-Sound traf, der von wunderbaren Solisten geprägt wurde.

Leitung und Komposition: Caroline Thon & Christina Fuchs
Saxophone: Julian Drach, Jakob Manz, Veit Lange, Jens Böckamp, Susanne Weidinger
Trompeten: Jan Schneider, Matthias Knoop, Ruven Weithöhner, Matthias bergmann
Posaunen: Philipp Schittek, Matthias Schuller, Jonathan Böbel, Wolf Schenk
Gesang: Filippa Gojo
Violine: Zuzana Leharovà
Piano: Laia Genc
Gitarre: Andreas Wahl
Bass: Alexander Morsey
Schlagzeug: Jens Düppe

"Es ist selten geworden, dass man eine Bigband einfach so einladen kann", sagte Norbert Pohlmann bei der Ankündigung der Band und berichtete über die bereits vor einem Jahr notwendigen Terminabstimmungen – zu einer Zeit, als die Finanzierung der Jazztage noch nicht mal ansatzweise geklärt war. Um so schöner, dass das Fuchsthone Orchestra in dieser großen Besetzung nach Magdeburg kommen konnte.

Auch wenn sich das Fuchsthone Orchestra nicht als klassische Bigband versteht, sondern viele Spielarten des Jazz in seine Musik einbezieht, beginnt die Band mit einem volltönenden Sound, wie man ihn bei der großen Orchesterbesetzung erwartet. Dabei ist die Musik der Band voller Abwechslung. mal sind düstere Bläserklänge bestimmend, dann wieder leise Interaktionen zwischen einzelnen Musikern oder ganz leise Percussions unter Einsatz aller Instrumente. Mit einigen interessanten Details, so ist eine Geige (Zuzana Leharovà) in der Bigband eher unüblich und auch wenn die Pianistin (Laia Genc) auch mal in die Saiten des Flügels greift und mit den Händen Töne hervorholt, dann geht das über den gewohnten Einsatz des Pianos hinaus. Die Sängerin (Filippa Gojo) wird zum Teil des Orchesters. Statt vorn in der ersten Reihe steht sie hinten, mitten unter den anderen Musikern, was der musikalischen Einbindung des Gesangsparts in den Gesamtklang entspricht.

Jolli sieht grün

Jolli, das ist die Sängerin Jorinde Jelen. Sie blickt in dem neuen Kinderprogramm ihrer Jolli-Band mit Kinderaugen auf die Umwelt, auf das was auch die Kinder unweigerlich wahrnehmen, wenn sie Gespräche der Eltern hören oder Nachrichten schauen. Sie nimmt die Kinder mit auf eine Reise durch die Umwelt, erklärt Zusammenhänge, zeigt was getan werden kann, macht Mut. Und sieht dabei grün. 

Jorinde Jelen – Gesang, Moderation
Volker Dahms – Saxophon
Steffen Greisiger – Keyboards, Akkordeon
Bastian Ruppert – Gitarre, Gesang
Christian Sievert – Bass, Gesang
Eva Klesse – Schlagzeug


"Jolli sieht grün", heißt es im Titelsong, sie sieht blau, rot, gelb. Ihre Welt ist bunt und fröhlich, ihre Musik ist rockig und geht ins Ohr. "Wir malen uns die Zukunft bunt" ist ihre positive Sicht, mit der sie den Kindern einen positiven Blick auf eine Welt gibt, in der so vieles schlecht läuft und besser gemacht werden kann. "Was ist eigentlich Zukunft?" fragt sie, "ist das morgen? Ist das nächste Woche?" und lädt die Kinder ein, mit ihr "Zukunftsforscher" zu sein. 

Samstag, 22. April 2023

Songdreaming

"Songdreaming" nennt Saadet Türköz ihr Projekt, in dem sie mit unterschiedlichen Musikern auf der Grundlage ihres Gesangs improvisiert. Heute stand sie gemeinsam mit Peter Ehwald und Stefan Schultze auf der Jazzbühne.

Saadet Türköz (Gesang)
Peter Ehwald (Saxophon)  
Stefan Schultze (Piano)


Saadet Türköz schreibt über ihre Musik:

In meinen Improvisationen und Performances von kasachischen und türkischen Liedern geht es mir um die Transformation von Erinnerung. Ich versuche, mit Stimme und Musik Bilder und Stimmungen hervorzurufen, die kulturelle Grenzen überschreiten. Die Erinnerung ist überall und jedes Mal dieselbe – nicht veränderbar – aber der Ausdruck ist anders: Die individuelle Wahrnehmung entwickelt einen universellen Eindruck des kulturellen Lebens.

Die geheimnisvollen Töne, die Stephan Schultze seinem präpariertem Klavier entlockt, die nach so viel mehr als einfach nur einem Konzertflügel klingen und mit Peter Ewalds langsamen und ebnso gefühlvollen wie kräftigen Tonfolgen auf dem Saxophon ergeben zusammen mit dem Gesang eine mystische Stimmung. In der gegenseitigen Interaktion, in der steigenden Dynamik und Intensität entwickelt die Musik etwas schamanisches. Zu diesem Eindruck trägt sicher auch der Gesangsstil von Saadet Türköz bei, in dem sich archaische Traditionen ihrer Herkunft spiegeln. Die Sängerin wurde in Istanbul als Kind von uigurischen Eltern geboren, die vor den Repressionen der chinesischen Regierung in die Türkei flohen und bringt Musikerfahrungen aus diesen Welten mit. 

7 Steps to Mystery

Im zweiten Konzert des mit "Die Stimme" überschriebenen Abends bei den Magdeburger Jazztagen traf Jazz auf Gesänge eines bulgarischen Frauenchores.

Antoni Donchev Quartet
Antoni Donchev (Piano)
Pavel Terziyski (Gesang)
Pantelis Stoikos (Trompete)
Martin Hafizi (Schlagzeug)

Eva Quartet
‍Gergana Dimitrova (Sopran)
Sofia Kovacheva (Mezzosopran)
Evelina Christova (Alt)
Daniela Stoichkova (Kontraalt) 

Dass der Fokus der Jazztage immer wieder auch auf Osteuropa liegt, eröffnet dem Jazzhörer neue musikalische Welten. Der bulgarische Jazzpianist Antoni Donchev verbindet in seinem Projekt „7 Steps to the Mystery“ zwei große Welten – die der traditionellen bulgarischen Folklore und die der Improvisation, der Musik des Augenblicks. Bulgarische Folklore wird in ihrer reinsten Form präsentiert – durch die kristallklaren Stimmen der Sängerinnen des Eva-Quartets, Teil des phänomenalen Chors "The Mystery of Bulgarian Voices". Als weitere Stimme hat er Pavel Terziyski dabei, der unterstützt von elektronischen Effekten seine Stimme zum Instrument wandelt. 

Sophie Tassignon: KYHAL

Sophie Tassignon stellte bei den Magdeburger Jazztagen ihr Album "Khyal" vor, ein für europäischen Jazz ungewöhnlicher, aber sehr gut funktionierender Ansatz, Jazz mit arabischen Texten zu verbinden.

Sophie Tassignon – Gesang
Peter van Huffel – Saxophon
Peter Meyer – E-Gitarre
Roland Fidezius – E-Bass
Mathias Ruppnig – Schlagzeug 

Aus Peter van Huffels Saxophon und Peter Meyers E-Gitarre kommen orientalische Klänge, dazu Muschelgeklapper vom Schlagzeuger Mathias Ruppnig. Jazz als Weltmusik, mit akustischen Bildern, über die Sophie Tassignon mit ihrem arabischen Gesang legt. "Mein Interesse für die arabische Sprache begann, als die Syrischen Flüchtlinge nach Europa kamen", sagt sie und berichtet davon, dass sie ab etwa 2016 begann arabisch zu lernen und in ihren Texten zu verwenden. 

Freitag, 21. April 2023

Jane in Ether

Im zweiten Teil des Clubabends der Magdeburger Jazztage mischten sich bei "Jane in Ether" die Klangfarben und musikalischen Möglichkeiten von Stimme, Violine,Flöten und Klavier in mikrotonaler Weise.

Biliana Voutchkova - Violine / voice
Miako Klein - Flöte / Paetzold
Magda Mayas - Piano

Das Konzert beginnt am unteren Rand der Hörschwelle, mit Klängen, Tönen und Geräuschen, mit sphärischen Klängen, die sich einander überlagern, irgendwie zu allen Instrumenten passen, zum präparierten Klavier, zu Geige und Flöte - man muss schon genau hinschauen, welches Instrument gerade zu hören ist. Da scheint Obertongesang aus der mongolischen Steppe ebenso drin zu stecken wie helle Gebetsglöckchen (von Magda Mayas aus dem Klavier gezaubert). Biliana Voutchkova malträtiert ihre Violine mit dem Bogen, dass es schmerzt, Miako Klein fügt ruhige Flötentöne hinzu.

Jazz Baby

 Der zweite Tag der Magdeburger Jazztage wurde eröffnet von JAZZBABY! 

Stefanie Bolz - Gesang
Christian Wegscheider - Klavier

Als sich Christian Wegscheider, der aus Österreich in der Nähe vom Achensee kommt, zu Beginn an das Klavier setzt, da darf dann schon mal das Wortspiel erlaubt sein, dass die Töne hell und klar klingen wie ein Bergbach. Perlende Töne, die später zu sinfonischen, romantischen Klängen werden. 

Stefanie Boltz' klare Stimme passt dazu, und Wegscheider passt sich dem Gesang an, spielt nun kräftiger. "Here comes the Sun" ist zu hören, in einer sehr eigenwilligen, gefühlvollen Interpretation des Beatles-Klassikers. "Wir hatten eine lange Reise hinter uns", sagt Stefanie Boltz, und meint damit nicht nur die etwas beschwerliche Anreise nach Magdeburg mit mehren ausgefallenen Zugverbindungen, sondern auch die Entstehung ihres aktuellen Albums "A tamed Tigers Roar". Ein Projekt, für das sie mit Christian Wegscheider gemeinsam in der Corona-Pandemie die nötige Zeitgenommen hatte. "Der Freiraum ist mir wichtig - und Christian ist mir dafür der wichtigste Partner". 

Donnerstag, 20. April 2023

Uschi Brüning und Günther Fischer Quintett

Ein grandioser Auftakt der 6. Magdeburger Jazztage: Mit Uschi Brüning und Günther Fischer standen im Magdeburger Gesellschaftshaus zwei Legenden des ostdeutschen Jazz auf der Bühne. Man merkte sofort: Die beiden haben's noch immer drauf!

Uschi Brüning – Gesang
Günther Fischer – Saxophon, Keyboard, Flöte
Rüdiger Krause – Gitarre
Matthias Bätzel – Piano
Tom Götze – Bass
Wolfgang "Zicke" Schneider – Schlagzeug

Günther Fischer kommt zunächst nur mit seiner Band auf die Bühne, setzt sich an sein E-Piano, spielt ein paar Töne und beginnt zu singen. Sofort ist man drin in einer Musikstimmung der 60er Jahre, die nostalgisch und aktuell zugleich wirkt. Sphärische Elektroklänge vom E-Piano, Bass und Gitarre erzeugen einen stimmigen Fusion Sound. Günther Fischer spielt mit einer beiläufigen Lebendigkeit, solo und im musikalischen Zwiegespräch mit seiner Band, wenn sie sich gegegnseitig Melodien zuspielen. 

Immer wieder tritt er an das Mikrophon und man hat den Eindruck, er könnte ewig Geschichten über seine Musik erzählen, über die Musiker mit denen er spielte, über Orte und Filme. Orte, ja auch Magdeburg. "Auch an Magdeburg habe ich lange zurückliegende Erinnerungen", sagt er und erzählt über Auftritte im Café Impro (einer alten Magdeburger Musikkneipe, die es nun auch schon nicht mehr gibt). 

Bei vielen der Stücke hat man Filme im Ohr, für die sie komponiert wurden oder auch Sänger, die die Lieder sangen. Ja, sicher, auch abhängig vom Alter. Mir zum Beispiel sagte der Film "Der Kinoerzähler" nichts, aus dem er Melodien spielte – aber der Sound war dennoch vertraut. Wie soll das auch anders sein bei einem Musiker, der so viele musikalische Spuren hinterlassen hat. Ein Sound, bei dem sich zur Nostalgie noch eine leise Melancholie gesellt. Andere Titel sind mir vertrauter, in denen ich die Stimme von Manne Krug sogar dann heraushöre, wenn sie nur instrumental gespielt werden.

Nach mehreren Instrumentals tritt Günther Fischer ans Micro und kündigt Uschi Brüning an: "Wir haben schon früher über lange Zeit zusammengearbeitet, uns dann aus den Augen verloren und uns dann beide am Horizont wieder wahrgenommen".  Dass beide gemeinsam im Konzert zu erleben sind ist ein Glücksfall, denn hier kommen zwei zusammen, die eine lange Musiktradition verbindet, die ähnliche Auffassungen von Jazz hatten.Als erster gemeinsamer Song ist "In dieser Nacht" zu hören, dass sie schon 1974 mit dem Günther Fischer Quintett für eine LP aufnahm. Im Duett mit Günter Fischer 2023, fast 50 Jahre später, hört man: die beiden können noch immer so gefühlvoll singen.

Sonntag, 2. April 2023

Vorschau April: Magdeburger Jazztage

Im April gibt es wieder die Magdeburger  Jazztage! 

Man muss hinter diese Ankündigung unbedingt ein Ausrufezeichen setzen, denn die immer schwierige Finanzierung des kleinen Jazz-Festivals hat sich in diesem Jahr besonders lange hingezogen. Warnfried Altmann war deshalb bei der Vorstellung des Line up nicht nur die Freude auf die Konzerte, sondern auch die Erleichterung darüber anzuhören, das in gemeinsamer Arbeit von Forum Gestaltung und Gesellschaftshaus wieder geschafft zu haben. 

Aber die Freude überwog, als er am Montag die einzelnen Konzerte und Musiker kurz vorstellte. Das Konzert von Uschi Brüning und dem Günter Fischer Quintetts ebenso wie den heimlichen Schwerpunkt auf osteuropäischen Jazz, den die Magdeburger Jazztage eigentlich schon immer haben und auch das Programm für die jungen Jazz-Hörer. 

Die gute Nachricht und auch eine Empfehlung von Warnfried Altmann: es gibt ein Festivalticket für alle vier Tage, für insgesamt 90 EUR. Das ist 20 EUR weniger als die Einzelkarten für die vier Abende. Man sollte aber schnell sein, denn das Ticket gibt es nur in begrenzter Anzahl.


Hier gibt es das komplette Programm:

MAGDEBURGER JAZZTAGE – JETZT
20. – 23. April 2023

Montag, 20. März 2023

BROM

Heute stand BROM auf der Jazz-Bühne im Forum Gestaltung:

Alexander Beierbach (Saxophon)
Jan Roder (Bass)
Christian Marien (Schlagzeug)

BROM ist als Band-Titel aus den Anfangsbuchstaben der Namen der Musiker zusammengesetzt (und hat nichts mit dem chemischen Element mit der Ordnungszahl 35 zu tun). Unverstärkt spielen sie, nicht mal der Bass hat ein Mikro. Jan Roder spielt ihn durchaus kräftig, zu Beginn des Abends solo und da als Begleitung seines Instrumentes auch leise mitsingend; er spielt seinen Bass in einer phantasievollen, experimentellen Art. Als dann einige Zeit später Schlagzeug und Saxophon hinzukommen, geschieht dies zunächst leise und zurückhaltend. Doch bald fordert Alexander Beierbach am Saxophon, von dem auch die Kompositionen stammen, seine musikalische Führungsrolle ein. Mit kräftiger werdenden, klaren Melodien, den Tonumfang des Instruments voll nutzend. Dazu Christian Marien, mit virtuoser Fingerfertigkeit am Schlagzeug. 

Apropos Kompositionen: "Wir haben ein paar Stücke mitgebracht", sagte Beierbach, und fügte mit sichtbarem Spaß an, "wir spielen sie – oder auch nicht". Die Noten dienten dabei eher als kurze Notizen, der Rest war Improvisation. "Wir lassen das bewusst offen, was wir spielen". Das konnte auch Warnfried Altmann, Organisator der Jazz-Reihe bestätigen. Er hatte die Musiker grad zwei Tage zuvor in seine Heimat ins mecklenburgische Wangelin zu einem Konzert eingeladen. "Das war ein sehr interessantes und schönes – und heute habe ich schon wieder ein ein ganz neues Programm der drei gehört" sagte er nach dem heutigen Konzert.

Freitag, 24. Februar 2023

Kunst-Spenden-Markt im Forum Gestaltung

Vor dem Jazzkonzert am 20. Februar informierte Norbert Pohlmann das Publikum über Hilfsaktionen des Forum Gestaltung für die Erdbebenopfer, vor allem für die schwer erreichbaren und auch oft vergessenen Gebiete in Syrien. 

Gleich nach dem Erdbeben rief das Forum zu Spenden auf. Aber auch danach gab es Hilfsangebote, so auch von Künstlern, die mit dem Verkauf von gespendeten Kunstwerken helfen wollen. Inzwischen konnte ein Termin dafür gefunden werden: der Kunst-Spenden-Markt für die syrischen Erdbebenopfer wird am Sonnabend, dem 04. März ab 15 Uhr im Bühnensaal im Schinkel-Vischer-Bau des Forum Gestaltung stattfinden. Geöffnet bleibt das Haus bis in den Abend, damit auch für Gespräche Zeit bleibt.

"Unser Forums-Mitglied Mohamad Issa kommt selbst aus Syrien und hat gute Kontakte dorthin", sagte Norbert Pohlmann, "deshalb können wir sicher sein, dass unsere Hilfe auch direkt an die Betroffenen weitergeleitet wird". 

Alle Infos erhalten Sie auf der Webseite des Forum Gestaltung zum Kunst-Spenden-Markt.

Vorschau März: BROM

Am Montag, dem 20. März um 20 Uhr steht BROM auf der Jazz-Bühne im Forum Gestaltung.

Alexander Beierbach (Saxophon)
Jan Roder (Bass)
Christian Marien (Schlagzeug)

BROM steht dabei nicht für das chemische Element mit der Ordnungszahl 35, sondern ist deutlich erkennbar aus den Anfangsbuchstaben der Namen der Musiker zusammengesetzt. Jeder der drei war bereits in unterschiedlichen Besetzungen bei Jazz in der Kammer zu hören. Nun also als Trio.

Ein bei Youtube zu sehender Aussschnitt eines Konzertes mit BROM macht neugierig auf mehr von dieser Musik: 

Über sich selbst schreiben die Musiker:

Die Versuchsanordnung ist schnell erklärt. In elementarer Besetzung spielt das Berliner Trio BROM seit 2010 eigene und freie Musik. Als stoffliche Grundlage dafür dienen die offenen Kompositionen des Saxophonisten Alexander Beierbach – für ihn und seine Ko-Laboranten Jan Roder am Bass und Christian Marien am Schlagzeug Start- und Zielpunkte für brodelnde improvisatorische Reaktionsprozesse, großzügige Bögen und Klangexplosionen.

Montag, 20. Februar 2023

Der Dritte Stand

Der Dritte Stand experimentierte mit Tönen und Stimmungen – dabei entstanden faszinierende Sounds, die nur eines nicht zuließen: in gängige Standards eingeordnet zu werden.

Matthias Müller – Posaune
Matthias Bauer – Kontrabass
Rudi Fischerlehner – Schlagzeug

Dass der Dritte Stand kein Jazz-Trio der konventionellen Art ist, mit einem Front-Instrument und Begleitung von Bass und Schlagzeug, das hört man von Anfang an. Dabei beginnen die drei Musiker das Konzert sehr ruhig, Matthias Bauer lässt seinen Bass leise singen, durch Ziehen an den Saiten die Töne verzerrend, Matthias Müller lässt anfangs nur Atem- und Ploppgeräusche hören, selbst das Einziehen von Luft durch die Posaune hindurch wird zu Klang. Das alles kommentiert Rudi Fischerlehner mit leisen blechernen Percussionklängen. Erst allmählich nimmt die Musik Fahrt auf, wird lauter, heftiger. Die Posaune trötet los, bis einzelne Töne die Schmerzgrenze erreichen. Auch da bleiben es drei Individualisten, die in einer geheimnisvollen Art miteinander interagieren, scheinbar jeder sein eigenes Ding machend und so doch zu einem gemeinsamen Sound zusammenfindend. 

Montag, 16. Januar 2023

Konzert zum Gedenken an die Zerstörung Magdeburgs

Magdeburg wurde zweimal nahezu vollständig zerstört, erst im 30jährigen Krieg und dann am 16. Januar 1945. Ein Konzert mit Lesung und Videocollage erinnerte daran.

Warnfried Altmann – Saxophon
Hermann Naehring – Schlagwerk
Mohamad Issa – Rezitation

"Ich bin inzwischen etwas ratlos, wie wir mit dem Thema umgehen sollen", kündigte Norbert Pohlmann vom Forum Gestaltung das Konzert an, "mit dem Thema eines Gedenk-Abends, den wir vor etwa 20 Jahren in dieser Form begonnen haben. Damals war es ein Zeichen gegen die Nazis, die das Kriegsgedenken für sich nutzen wollten. Die Nazis sind jetzt zwar nicht weg, aber der Krieg ist wieder da. Wir reden so viel über Ausstieg aus allem. Ich bin der Meinung, dass man auch aus einem Krieg aussteigen kann. Kriege sind vermeidbar".

Am Beginn des Konzertes trug Mohamad Issa, der nach dem Krieg in seiner syrischen Heimat nach Magdeburg kam, ein Gedicht vor. "Es geht darin unter um einen Krieg, der schon längst aus unserer Wahrnehmung verschwunden ist. Diesmal haben wir auf eine Übertragung ins Deutsche verzichtet", sagte Norbert Pohlmann (diese hatte er in den Vorjahren jeweils im Anschluss vorgetragen), "denn dann müssten wir den Text eigentlich in so viele Sprachen übersetzen, unter anderem auch in die ukrainische". Im melodischen Ton der arabischen Sprache waren für den nicht sprachkundigen Zuhörer zumindest Ortsnamen wie Magdeburg oder Mariupol herauszuhören. Der Krieg kennt viele Orte. Das Leid ist universell.