Heute war der geniale Paul Brody mit seinem City Lights Ensemble bei Jazz in der Kammer im Forum Gestaltung Magdeburg zu erleben.
Paul Brody – Trompete, Stimme, Komposition
Christian Kögel – Gitarre
Lisa Hoppe – Bass, Stimme
Hans Otto – Schlagzeug
Der aus den USA stammende, schon sehr lange in Berlin lebende Trompeter spielte Musik, die man vielleicht vereinfacht als Speed-Klezmer-Balkan-Jazz bezeichnen könnte. Frisch, fröhlig, spritzig, modern und interessant. Dazu Lisa Hoppe, die mit Bass und Gesang eine ganz eigene Note einbrachte, der langjährige Begleiter von Brody Christian Kögel (Gitarre) und neu in der Band Hans Otto (Schlagzeug). Das Konzert war zugleich Teil der jüdischen Kulturtage Sachsen-Anhalt und des Tonkünstlerfestes des DTKV Sachsen-Anhalt e.V.
Die Grenzen zwischen den Musikstilen sind fließend und immer wieder gibt es Raum für Improvisation. Allen Voran Paul Brody selbst, der nicht nur Musiker ist, sondern auch wunderbar lebendig über seine Musik spricht. "Ich war lange Zeit weg von der jüdischen Musik", sagt er, "aber als ich hörte, dass wir Teil der jüdischen Kulturtage sein werden, habe ich ein neues Programm zusammengestellt". Und er spricht über die vielen Musiker in Amerika, die jüdische Wurzeln haben. Irving Berlin etwa oder George Gershwin. Die Musikwelt wäre ärmer ohne sie.
Als diesjährigen Programmschwerpunkt hat der Organisator von Jazz in der Kammer,
Warnfried Altmann, den Kontrabass gewählt. Lisa Hoppe ist da eine
würdige Interpretin. Als die Band ihr Platz für ein langes Solo
einräumt, streicht und zupft sie nicht nur ihr Instrument, sondern singt
auch dazu. Gedichte, die sie ausdrucksstark vertont, hörenswert.
Zum aktuellen Programm von Paul Brody gehören auch Rezitationen von Gedichten von Rose Ausländer. Beispielsweise
Ich war einmal ein Hund
der himmlische Hundehüter
warf mich
in die Menschenwelt
statt ins Hundereich
rezitiert von Paul Brody, und durchaus von ihm verknüpft mit der Frage nach der eigenen Identität, und von Liza Hoppe am Bass leise untermalt. Später singt Lisa Hoppe zur Begleitung von ihre Bass und Christian Kögels Giarrenriffs begleitet "Mein Atem" von Rose Ausländer.
In meinen Tiefträumen
weint die Erde
Blut
Sterne lächeln
in meine Augen
Kommen Menschen
mit vielfarbnen Fragen
Geht zu Sokrates
antworte ich
Die Vergangenheit
hat mich gedichtet
ich habe
die Zukunft geerbt
Mein Atem heißt
jetzt
Dann wieder Stücke von Irving Berlin, wie Puttin' on the ritz, mit stark verzerrter Gitarre. Oder etwas aus Porgy und Bess, in einer ziemlich verrückten Improvisation. Der Titel des letzten Stücks, "blue meschugge", mag da als Beispiel dienen. "Ich sammle die Ideen zusammen", sagt Brody, "und verwende sie auch respektlos", was er im kreativen Sinn meint. . Dass Brody dabei immer auch den musikalischen Schalk im Nacken, merkt man an seiner Moderation der Stücke, aber auch wenn er zum Beispiel bei der Zugabe erst mal kurz den Saal verlässt, zur Bar geht und mit einem (leeren) Weinglas wiederkommt – welches er dann statt eines Dämpfers verwendent. Ein herrlicher Abend.
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