Montag, 18. September 2023

The Circle 5.0

Heute ging es nach der Sommerpause ("aber was heißt schon Sommerpause", sagte Warnfried Altmann, "hier im Forum Gestaltung war auch im Sommer immer was los") gleich kräftig zur Sache, mit zwei Schlagzeugern, zwei Saxophonen und einem Bass:

Reza Askari – Kontrabass
Hans Peter Hiby – Saxophon
John Dikeman – Saxophon
Shōji Hano – Schlagwerk 
Willi Kellers – Drum

Für diese ungewöhnliche Besetzung begann das Konzert überraschend leise. Die Musiker hatten zu Beginn den Bass in den Vordergrund gestellt, Bass solo, und so sanft habe ich einen Bass schon lange nicht spielen gehört. Reza Askari lässte seinen Bogen leicht auf die Saiten prallen, erzeugt leise gestrichene Töne, teils auch im Obertonbereich der Saiten, Glissandi, medidative Klänge. 

Etwas später setzen Hans Peter Hiby und John Dikeman mit ihren Saxophonen ein, überaus kräftig, wie sie sich beide gegenseitig steigern. Dazu dann Willi Kellers und Shōji Hano am Schlagzeug. Gerade bei den Schlagzeugern merkt man die unterschiedliche musikalische Herkunft, wenn Shōji Hano mit kräftigen Trommeln und leisen Percussionklängen mit seinem europäischen Kollegen interagiert. Aus alldem entsteht ein Urozean von Tönen und Klängen, aus denen mit ungeheurer Energie neues entsteht. "Metaphysik" nennt es Willi Kellers und sagt, "irgendwann fangen die Instrumente selbst an zu spielen". 

Diese Kraft zu hören, ja sie geradezu leibhaftig zu spüren, ist auch unten im Zuschauerraum ein Erlebnis. Es ist, als säße man mittendrin in der Musik, in einem musikalischen Organismus. Sicher auch ein Vorteil des relativ kleinen Raumes, in dem der Schall aus allen Richtungen zu spüren ist. Natürliche Quadrophonie von den bis auf den Bass unverstärkten Instrumenten. Die Musiker spielen die beiden Sets mit jeweils nur einer kurzen Pause, mit langen Musikstrecken, in denen esviel Raum für freie Improvisationen gibt.

Der begeisterte Applaus am Ende des Konzertes hätte eigentlich eine Zugabe gefordert. Aber nach der langen, intensiv gespielten und erlebten Musik war der Schlusspunkt an genau der richtigen Stelle gesetzt.


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