Montag, 18. Dezember 2023

Floridis – Kneer – Dimitriadis

Das Dezemberkonzert von "Jazz in der Kammer" war alles andere als weihnachtlich-besinnlich. Und das war auch gut so, denn das griechisch-deutsche Freejazz-Trio pustete die Ohren durch und machte sie frei von seichten Klängen.

Floros Floridis – Klarinette, Bassklarinette
Meinrad Kneer – Kontrabass
Yorgos Dimitriadis – Schlagzeug, Perkussion

Warnfried Altmann erklärte die Vorgeschichte des Konzertes, des letzten in der diesjährigen "Kontrabass-Reihe": "Ich hatte Meinrad Kneer angerufen und ihn gefragt, wen er empfehlen kann, und so kam er mit seinem aktuellen, ganz neuen Trio".

Zu Beginn des Konzertes kam Meinrad Kneer aber erst mal solo auf die Bühne. "Mal sehen wie lange es wird – Ihr könnt auch zwischenrufen", sagte er. (Und wenn jetzt jemandem Patrik Süßkinds Monolog "Der Kontrabass" in den Sinn kommt – nein, ich habe ihn nicht gefragt, wie oft er schon darauf angesprochen wurde). Nein, es rief niemand dazwischen. Ganz im Gegenteil, das Magdeburger Jazzpublikum lauschte aufmerksam. Es wurde eine lange, interessante Improvisation, mit Klängen von den tiefsten Bass-Saiten bis hin zu höchsten Obertönen. Musik mit einer inneren Dramaturgie, die Meinrad Kneer in einer ruhigen, überlegten Weise spielt,wie um eine Geschichte zu erzählen und ich selbst hätte mir sein Solo auch gut als Begleitung zu einem Trickfilm vorstellen können.

Als dann Floros Florides und Yorgos Dimitriades hinzukommen, wird von allen dreien frei und frisch drauflos improvisiert. Dabei wechselt Floros Florides immer mal zwischen Klarinette und der langen Bassklarinette, spielt kurze Tonfolgen, intensiv und kraftvoll, die von Meinrad Kneer am Bass ergänzt und von Yorgos Dimitriades am Schlagzeug kommentiert werden. Ein gemeinsames Spiel von Tönen und Klängen der drei Musiker, die bei aller Wildheit der Klänge doch genau aufeinander hören. 

Und es fällt auf, wie hochkonzentriert die Musiker spielen, bei aller improvisierenden Wildheit, bei allem Drive der Musik gibt es viele ruhige Stellen, was die Klänge einzelnen Instrumente gut erkennbar bleiben lässt. Eines der faszinierendsten Teile des Konzertes war die Zugabe, bei der Meinrad Kneer den Bass mit Obertönen der Saiten spielt, Yorgos Dimitriades seine Becken und Klangschalen mit einem Bogen streicht und Floros Florides mit diesen metallischen Klängen auf eine schöne Weise harmoniert. Auch so kann Freejazz. 

Die drei Musiker spielen zwar erst seit etwa einem Jahr im Trio zusammen, kennen sich aber aus anderen Besetzungen schon lange. Am längsten vielleicht Floros Florides und Yorgos Dimitriades. "Das muss vor etwa 30 Jahren gewesen sein", sagte Dimitriades, "damals veranstaltete Floros ein Jazz-Festival in Tessaloniki" (Anm.: das von Florides 1983 gegründete Festival für Jazz und improvisierte Musik). Aber auch mit Meinrad Kneer haben beide bereits gespielt. Dieser wiederum sagte, "ich habe auf meinem Rabbithole-Label eine CD der beiden veröffentlicht und da entstand die Idee, auch mal zu dritt was zu machen".


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