Ein grandioser Auftakt der 6. Magdeburger Jazztage: Mit Uschi Brüning und Günther Fischer standen im Magdeburger Gesellschaftshaus zwei Legenden des ostdeutschen Jazz auf der Bühne. Man merkte sofort: Die beiden haben's noch immer drauf!
Uschi Brüning – Gesang
Günther Fischer – Saxophon, Keyboard, Flöte
Rüdiger Krause – Gitarre
Matthias Bätzel – Piano
Tom Götze – Bass
Wolfgang "Zicke" Schneider – Schlagzeug
Günther Fischer kommt zunächst nur mit seiner Band auf die Bühne, setzt sich an sein E-Piano, spielt ein paar Töne und beginnt zu singen. Sofort ist man drin in einer Musikstimmung der 60er Jahre, die nostalgisch und aktuell zugleich wirkt. Sphärische Elektroklänge vom E-Piano, Bass und Gitarre erzeugen einen stimmigen Fusion Sound. Günther Fischer spielt mit einer beiläufigen Lebendigkeit, solo und im musikalischen Zwiegespräch mit seiner Band, wenn sie sich gegegnseitig Melodien zuspielen.
Immer wieder tritt er an das Mikrophon und man hat den Eindruck, er könnte ewig Geschichten über seine Musik erzählen, über die Musiker mit denen er spielte, über Orte und Filme. Orte, ja auch Magdeburg. "Auch an Magdeburg habe ich lange zurückliegende Erinnerungen", sagt er und erzählt über Auftritte im Café Impro (einer alten Magdeburger Musikkneipe, die es nun auch schon nicht mehr gibt).
Bei vielen der Stücke hat man Filme im Ohr, für die sie komponiert wurden oder auch Sänger, die die Lieder sangen. Ja, sicher, auch abhängig vom Alter. Mir zum Beispiel sagte der Film "Der Kinoerzähler" nichts, aus dem er Melodien spielte – aber der Sound war dennoch vertraut. Wie soll das auch anders sein bei einem Musiker, der so viele musikalische Spuren hinterlassen hat. Ein Sound, bei dem sich zur Nostalgie noch eine leise Melancholie gesellt. Andere Titel sind mir vertrauter, in denen ich die Stimme von Manne Krug sogar dann heraushöre, wenn sie nur instrumental gespielt werden.
Nach mehreren Instrumentals tritt Günther Fischer ans Micro und kündigt Uschi Brüning an: "Wir haben schon früher über lange Zeit zusammengearbeitet, uns dann aus den Augen verloren und uns dann beide am Horizont wieder wahrgenommen". Dass beide gemeinsam im Konzert zu erleben sind ist ein Glücksfall, denn hier kommen zwei zusammen, die eine lange Musiktradition verbindet, die ähnliche Auffassungen von Jazz hatten.Als erster gemeinsamer Song ist "In dieser Nacht" zu hören, dass sie schon 1974 mit dem Günther Fischer Quintett für eine LP aufnahm. Im Duett mit Günter Fischer 2023, fast 50 Jahre später, hört man: die beiden können noch immer so gefühlvoll singen.
"Einer wie Du" ist ein weiteres Lied – hach was gab es damals für schöne gefühlvolle Liebeslieder: Ein Mann wie du, / Der fast alles versteht / Und der nie wieder geht / Diesen oder keinen." Ein Text von Gisela Steineckert, wie übrigens fast alle Lieder des Abends. Wie auch "Ohne Lieder Leben". Kann man das, wird im Text gefragt. Nein! ruft die Band im Refrain.
Eines der Lied wurde ursprünglich für Etta Cameron geschrieben, wie Günther Fischer sagte: Im Original war es "Can't explain", auf deutsch wurde es von Manfred Krug als "Nacht ich träume düster" gesungen. Von beiden erst auf englisch, dann auf deutsch im Duett gesungen, von der Band begleitet, mit Rüdiger Krause und Tom Götze als Backgroundgesang.
Nach der Pause beginnt Günther Fischer mit seinem Saxophon und nur wenige Töne genügen, bis man die Melodie von "Solo Sunny" im Ohr hat. Filmmusik wie Fischer ausgesprochen viele schrieb. Hier bleibt es beim Instrumental, den Text und die Stimme hat man eh im Ohr. Vermutlich ist das Lied eines der bekanntesten von Günther Fischer, auch wenn vielleicht nicht alle die den Film kennen wissen, von wem es stammt.
Günther Fischer berichtet davon, wie er in den 60er Jahren mit Manfred Krug zusammentraf, "in der Choriner Str. 44 war das, nicht weit vom Osthafen. Eine ganz schön verrückte Gegend. Uli Gumpert lebte da auch, und dort lernte ich auch Manfred Krug kennen. Schreib doch mal was für mich, sagte Krug." Ursprünglich wollten beide eine Platte mit englischen Lieder aufnehmen, um nicht in die Nähe zum Schlager zu kommen. Aber das durfte ideologisch nicht sein. "Eigentlich können wir froh sein, dass unerer Plattenvorschlag abgelehnt wurde. So entstanden deutsche Texte mit schönen kleinen Geschichten, organisch und wie aus dem Leben. Die englischen Texte hätte sich keiner mehr gemerkt und die deutschen kennt man bis heute".
Englisch gab's dann aber doch. Etwa in "I feel lonesome". Da hat Uschi Brüning die Bluesstimme des amerikanischen Südens, begleitet von perlenden Klaviertönen von Matthias Bätzel und sparsamen Akzenten des Saxophon. Danach ging es wieder auf deutsch weiter. Lieder von der "unvergleichlichen Schönheit des Frühlings" oder "manchmal kommt jemand auf dich zu", Lieder mit poetischen Texten voller Liebe. Die Gefühle sind in der Musik eben immer noch lebendig.
Als Zugabe gab es ein Lied von Heinrich Heine, aber in einer textlich und musikalisch abgewandelten Form. Der Refrain war aber derselbe: "Im wunderschönen Monat Mai / als alle Knospen sprangen / da ist in meinem Herzen / die Liebe aufgegangen." und als allerletztes Lied "Danke für den Abend und danke für die süße Nacht / Du hast mich nach Haus und mir das Glück gebracht". Da war er wieder, so ein Manfred-Krug-Moment in einem Lied das Uschi Brüning und Günther Fischer gemeinsam mit gesamten Band sangen. Ein herrlicher Ohrwurm zum nach Hause gehen, durch eine laue Frühlingsnacht.
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