Frank Wunsch — Klavier
Frank Wunsch (p) und Michael Heupel (fl) |
Frank Wunsch beginnt den Abend mit All the things you are, einem ruhigen Blues, in den dann Michael Heupel mit seiner Kontrabaßflöte einstimmt. Ein wahrhaft großes Instrument, größer als der Musiker, das Mundstück des drei Meter langen Rohrs ist überhaupt nur durch dessen mehrfache Abwinklung zu erreichen. Und ebenso ungewöhnlich wie die Form der Flöte sind auch ihre Klänge. Mit Heupels spezieller Spieltechnik meint man tatsächlich an einigen Stellen, gezupfte Saiten eines Kontrabasses schwingen zu hören, die Wunschs Klaviermusik unterstützen.
Als Heupel dann bei Pay me zur kleineren Querflöte greift, klingt sein Spiel gleich völlig anders, und es mag an dem klassischen Instrument liegen, daß ich dort auch Töne der französischen Romantik heraushörte, Anklänge an Debussy etwa. Allerdings blieb es nicht dabei, denn das Stück wechselte wie auch andere des Abends hin zu komplizierten rhythmischen Figuren und Dissonanzen.
Anders beispielsweise bei Johannas Waltz, einem von Wunsch zwar durchkomponiert notierten, hier aber improvisiert gespielten Stück, das beinahe sphärisch ruhig klang. So unterschied sich der musikalische Gesamteindruck des heutigen Konzertes sehr von so vielen zuvor bei Jazz in der Kammer gehörten.
Überwiegt bei Jazz in der Kammer sonst die laute, kräftige und schnelle Musik, so bleibt vom Konzert von Heupel und Wunsch die ruhige und in weiten Teilen meditative Musik in Erinnerung, in die man sich förmlich versinken lassen konnte. Um ein Maß für die Ruhe und Konzentriertheit der Musik zu geben – das eigentlich relativ leise Auslösegeräusch meiner Spiegelreflex war teils deutlich zu hören und als Fotograf hätte ich mir heute gewünscht, meine gute alte Lumix FZ50 mitgenommen zu haben, mit der ich völlig lautlos fotografieren konnte. Nun ja, ich hoffe das unvermeidliche Auslösegeräusch hat nicht zu sehr gestört und die fotografischen Erinnerungen entschädigen dafür...
Nach der Pause nahm Heupel seine ein wenig kleinere Baßflöte zur Hand, der er percusssionsartige Töne entlockte, die später durch seinen zum Flötenspiel parallelen Stimmeinsatz Tönen aus elektronischen Instrumenten ähnelten. Die Flöten, so ungewohnt sie auch im Jazz zu sein scheinen, sind für Heupel ein wahres Experimentierfeld. Das merkte man auch bei seinem Solo auf der Kontrabaßflöte, die er diesmal wie ein Didgeridoo klingen ließ, mit Zirkularatmung ununterbrochen gespielt, später dann mit Beatboxing-Tönen unterlegt. Eine große Vielfalt an Klängen kommt aus seinem Instrument.
Nach seinen Flöten befragt, sagt Heupel, daß seine heute gespielte Kontrabaßflöte noch nicht die größte ist. Eine Subkontrabaßflöte habe er auch noch, aber die bekomme er im Zug schlecht tranportiert. Die Reise mit dem Zug ist es später auch, die dem Konzert ein etwas plötzliches Ende gibt. Heupel, der am selben Abend noch weiter muß, muß gleich zur Zugabe überleiten, um seinen letzten Zug noch zu schaffen. Bei Charlie Parkers Come to the river greift er nochmals zur Kontrabaßflöte, um damit gleich einem akustischen Baß Wunsch am Piano zu unterstützen.
Auf jeden Fall wird das Konzert in einer schönen Erinnerung bleiben und damit auch Warnfried Altmanns Begrüßungsworte bestätigen. Altmann sagte zu Beginn des Konzertes, daß er Michael Heupel bisher immer gemeinsam mit den Pata Masters in einer großen Besetzung hörte und sich darauf freue, ihn nun nicht nur als einen unter vielen auf der Bühne zu haben.