Peter Herbert – Bass
Reinhardt Winkler – Schlagzeug
Roland Neffe, Peter Herbert, Reinhardt Winkler |
Vibraphon und Marimba sind in der Jazz-Musik zwar nicht ungewöhnlich, aber doch eher selten (was sicher auch an der Größe der Instrumente und dem aufwendigen Transport liegt). Um so schöner und interessanter war der direkte Vergleich des unterschiedlichen Klangs beider Instrumente, die Roland Neffe mit nach Magdeburg brachte. Die ersten Klangwelten erinnerten in einer wohltuenden Weise an Musik, wie sie früher im Radio lief. Bis dann Reinhardt Winkler mit kräftigen Marschrhythmen die sphärischen Klänge unterbrach. Nach dem kräftigen Intro gab es zunächst wieder harmonische Klänge, in denen man teilweise sogar indische Einflüsse zu hören glaubte. Peter Herberts leise aber harmonisch gespielter Baß paßte gut dazu.
In der Anmoderation von "Escape from nomansland" berichte Roland Neffe davon, daß er (als gebürtiger Österreicher) seit etwa 15 Jahren in Berlin lebt und von ostdeutschen Freunden und Kollegen einiges über die Geschichte der DDR hörte. So inspirierten ihn Fluchtgeschichten zu diesem Stück, in dem wechselnde Schlagzeugrhythmen die "Flucht aus dem Niemandsland" untermalten und vor dem inneren Auge vorstellbar machten.
Peter Herbert zeigte sich später auch als genialer Solist, als er die musikalische Bandbreite des Basses voll ausnutzte und diesem teilweise zugleich ober- und unterhalb des Griffs spielend, teilweise mit dem Bogen gestrichen, balladenartige Klänge entlockte. In den "Visionary Landscapes" unterstützte er mit nur sparsamen Baßtönen die psychedelischen Klangräume des Vibraphons, während in "Line of Restlessness" sein kräftiges Baß-Solo auch optisch ein Erlebnis war – wie er darin den Körper des Basses zum Instrument machte, ihn zupfte und klopfte, rubbelte und streichelte, was zu einer ungeahnten Klangvielfalt führte – und mit seinen ruhelosen Bewegungen zugleich den Titel des Stückes sichtbar machte. Diese Unruhe wurde dann von Marimba und Baß aufgenommen und neu geordnet.
Mit "Speak" schlossen die drei Musiker das Programm ab, ein Stück, in dem das Marimba-Solo fast wie ein Spiel auf großen Glocken klang, wozu die großen Röhrenglocken unterhalb der Klanghölzer beitragen. Lange Tonleiterläufe perlten auf und ab, es ergab sich ein furioses Finale. Unterstützt von Reinhardt Winkler, mit dem er gemeinsam Schlagzeug studierte, zeigte Neffe noch einmal die volle Bandbreite der Marimba an Dynamik und Tempo. Mal kamen aus aus seinen Instrumenten Töne, die laut wie japanische Trommelensemble klangen, mal brachte er sein Instrument zum Singen.
Von diesem Abend mit einer ungewöhnlichen Besetzung werden mir wohl die zugleich rhytmischen und schwebenden Klänge von Vibraphon und Marimba noch lange in Erinnerung bleiben, die die Musik deutlich dominierten, ohne jedoch in einer bloßen Wohlfühl-Hintergrundmusik aufzugehen. Durch das Zusammenspiel mit Baß und Schlagzeug ergaben sich immer wieder neue, interessante und lebendige musikalische Strukturen.