Samstag, 22. Mai 2021

Vorschau Juni: Phillip Dornbuschs Projektor

Wenn die Veranstaltung live stattfinden darf, dann gibt es das nächste mal Jazz in der Kammer genau am Sommeranfang. Am Montag, dem 21. Juni um 20 Uhr ist Tenor-Saxophonist Phillip Dornbusch mit seinem "Projektor" zu Gast im Forum Gestaltung. 

Phillipp Dornbusch (sax, cl, perc)
Johanna Summer (p)
Johannes Mann (g)
Roger Kintopf (b)
Philip Dornbusch (perc)

Eine Vorschau gibt es im Youtube-Video:


Hört man in die Tonbeispiele hinein, so verspricht der Abend interessant zu werden, mit Musik die von Saxophon ebenso geprägt ist wie vom E-Piano und E-Gitarre, mit eher leisen Tönen, die einen in sich stimmigen, harmonischen Klang ergeben und mit Musikern, die einander viel Zeit lassen, die Instrumente zum Singen zu bringen. Ich freue mich drauf!

Aus der Ankündigung: 

Die Corona-Krise geht zurzeit nicht gerade pfleglich mit der Kultur um. Zum zweiten Mal eine Vollbremsung, was nicht wenige der Betroffenen sogar an ihrer Daseinsberechtigung zweifeln lassen. Die ewige Relevanzdiskussion beschäftigt gerade solche, die sich in der Schublade „Jazz“ eingeordnet haben. Phillip Dornbuschs Rezept dagegen ist so simpel wie naheliegend: die Welt einfach ein kleines Stückchen besser zu machen. „Ich möchte mit meiner Musik bestimmte Probleme ins Bewusstsein rufen“, erklärt der 26-jährige Tenorsaxofonist seinen eingeschlagenen Weg. „ ́Mouning` zum Beispiel habe ich geschrieben, als im Juli 2019 das Schiff „Sea-Watch 3“ mit all den Flüchtlingen in Italien festgesetzt wurde. „Das hat mich sehr bewegt, und aus diesen Gefühlen heraus ist das Stück entstanden.“

Wenn Dornbusch spielt, dann tut er dies nicht unbedingt nach Schema F. Seine Maximen lauten: experimentieren, ausprobieren, tunlichst Wiederholungen vermeiden. „Da bin ich viel zu untheoretisch. Ich schreibe lieber aus Stimmungen heraus.“ Weniger Noten. Einfach vom Gefühl und der Tagesform treiben lassen. So kommt es vor, dass ein und dasselbe Stück regelmäßig anders klingt, in Tonart, Rhythmus und harmonischen Variationen.

Mittwoch, 12. Mai 2021

Jürgen Friedrich Large Ensemble – Semisong

Heute gab es bei Jazz in der Kammer ein mehrfach außergewöhnliches Konzert: seit Monaten der coronabedingten Schließung aller Kultur (von der Jazz in der Kammer ebenso betroffen war wie die Magdeburger Jazztage) gab es endlich wieder live-Musik. Aber in einer ungewöhnlichen Form: zwar Live, aber nur im Stream zu erleben. Ebenfalls ungewöhnlich: das Konzert, über das Ihr hier etwas lest, könnt Ihr parallel auf Youtube nachhören. Also beinahe live: virtuell live. Dass der Konzerttermin völlig außerhalb der gewohnten Reihe lag, am zweiten Mittwoch statt am dritten Montag des Monats hat da eher nur anekdotischen Charakter.

Pablo Held (p)
David Helm (b)
Fabian Arends (perc)

Johannes Ludwig (sax)
Leo Huhn (sax, Live-Elektronik)
Sebastian Gille (sax)
Uli Kempendorff (sax)
Steffen Schorn (sax)
 
Chris Mehler (trp)
Bastian Stein (trp)
John-Dennis Renken (trp, Live-Elektronik)
Matthias Bergmann (trp)
 
Nils Wogram (pos)
Shannon Barnett (pos)
Moritz Wesp (pos)
Jan Schreiner (pos)
 
Jürgen Friedrich (comp, leader)

Als Norbert Pohlmann und Warnfried Altmann für eine kurze Begrüßung des Online-Publikums und eine Anmoderation nach vorn kamen, war ihnen die Freude über das Konzert anzumerken. Schließlich war es die erste Veranstaltung der Jazz-Reihe seit mehr als einem halben Jahr Veranstaltungsverbot (das letzte Konzert fand im Oktober 2020 statt, vor 7 Monaten). Aber, wie Norbert Pohlmann sagte: "Corona. diese Naturgewalt, wird es nicht schaffen, so wichtiges wie die Kultur zu zerstören." Er bezeichnete das komplette Konzert als außergewöhnlich. Schon dass es überhaupt zustande kam, dass die Band nach Magdeburg kommen und spielen konnte war alles andere als selbstverständlich.  Und Warnfried Altmann fühlte sich "überglücklich" und wies darauf hin "in einer Gesellschaft voller Angst ist diese lebendige Musik etwas, was wir so sehr brauchen". 

Am Beginn des Konzertes ("Infra Blue") war nur eine langsame Bass-Melodie zu hören, die allmählich von Posaune und Saxophon aufgenommen wurde, dann kamen Klavier und Flöte hinzu. Ruhig wie am Beginn bleibt es nicht lange, schon bald ergibt sich ein dissonantes Gewirr der Bläserstimmen, aus dem sich nach und nach wieder die ursprüngliche Melodie herausbildet.