In seiner Anmoderation des Jazz-Konzertes am Pfingstmontag mußte Warnfried Altmann eine ihm ganz sicher nicht leicht fallende Aufgabe erledigen – das Ende einer Tradition anzukündigen. Seit 1990 findet Jazz in der Kammer im Schauspielhaus statt. Im Gebäude der einstigen Freien Kammerspiele, die der Konzertreihe auch den Namen gaben.
Nach inzwischen 26 Jahren und insgesamt 258 Konzerten hat das Theater Magdeburg die Weiterführung der Jazz-Reihe aufgekündigt. Mit dem Aus für "Jazz! Entdeckungen im Schauspielhaus" hat sich das Magdeburger Theater nicht nur von den musikalischen Entdeckungen in der improvisierten Musik, sondern auch von der letzten noch verbliebenen Tradition der Freien Kammerspiele verabschiedet.
Warnfried Altmann zeigte sich vor allem davon enttäuscht, daß die Theaterleitung zuvor in keiner Weise den Kontakt gesucht hatte und das jährlich anstehende Gespräch über die kommende Saison gleich mit der Bemerkung "wir brauchen gar nichts verhandeln, die Reihe wird nicht fortgeführt" beendete. Dies ist vor allem deshalb verwunderlich, als daß sich die Reihe nach einer vorübergehenden Besucherflaute wieder einer sehr guten Resonanz erfreute und verglichen mit vielen anderen Veranstaltungen des Theaters einen sehr hohen Kostendeckungsgrad hat.
Von seiner Kritik an der Hausleitung nahm Warnfried Altmann die Mitarbeiter des Theaters aber ausdrücklich aus, als er Ihnen für die bisherige Zusammenarbeit dankte: "Mit allen an der Durchführung der Konzerte Beteiligten hatte ich hier im Theater ein sehr gutes Verhältnis, alle haben mich wunderbar unterstützt, die Techniker, die Mitarbeiter an Einlaß und der Garderobe, alle die, die hilfreich für die Musiker tätig waren".
Das Jazz-Konzert von Ronny Graupe und Band am 20. Juni wird dann das letzte von Jazz im Schauspielhaus sein. Aber jedem Ende wohnt ein Anfang inne, und so geht es gleich im September mit Jazz in der Kammer weiter. "Dann im Forum Gestaltung, wieder mit zehn Konzerten im Jahr und immer am dritten Montag im Monat", wie Warnfried Altmann verkündete. "Und unter dem alten Namen Jazz in der Kammer", wofür er herzlichen und zustimmenden Applaus bekam und hinzufügte "Ich glaube, viele haben noch nicht einmal mitbekommen, daß der Name der Reihe vor drei Jahren geändert wurde".
Übrigens sind im Forum Gestaltung auch die die vor zwei Jahren wiedergegründeten Freien Kammerspiele zu Hause. So bekommt die Zurückbenennung der Jazz-Reihe auf den alten Namens sogar noch eine ganz neue Bedeutung.
Mittwoch, 25. Mai 2016
Montag, 16. Mai 2016
Enver Izmaylov
Am Pfingstmontag spielte der ukrainische Gitarrist Enver Izmaylov auf der Jazzbühne des Magdeburger Schauspielhauses.
Enver Ismaylovs Leben spiegelt vieles von dem wieder, was man ansonsten nur aus den Nachrichten kennt. Izmaylov ist Ukrainer und stammt aus einer Familie von Krimtartaren, die unter Stalin vertrieben und zwangsumgesiedelt wurde. Deshalb wurde er im usbekischen Fergana geboren und kehrte erst 1990 in die Heimat seiner Vorfahren zurück. Dort, auf der Krim, lebt er auch heute, nach der russischen Besetzung (und nach wie vor mit ukrainischem Paß). Daß gerade zwei Tage vor seinem Konzert die krimtartarische Sängerin Jamala mit "1944" – einem Lied über die Vertreibung ihrer Familie unter Stalin – den Europäischen Song-Contest gewann, war zwar ein Zufall. Für Ismaylov gab es aber auch Anlaß, sich auf der Bühne des Schauspielhauses darüber sichtlich zu freuen - und gleich die Melodie eines tartarischen Volksliedes in sein Programm einzubauen. In der Pause fragte ich ihn, ob sich denn die russische Besetzung auch auf ihn auswirke. "Die Reise nach Magdeburg war schon umständlich", sagte er, "weil man nicht über die gesperrte Grenze zur Ukraine kommt und von der Krim erst nach St. Petersburg und dann von dort nach Berlin fliegen muß". Und im täglichen Leben? "Auf der Krim ist Krise, in der Ukraine auch", sagte er etwas lakonisch, "aber ich bin Musiker und versuche in meiner Musik beide Seiten zu verbinden".
Diese Einstellung zur Musik war dann auch immer wieder in seinen Stücken zu erleben. Auf der Gitarre verband er improvisierend Melodien, die mal aus dem Westen kamen (wie die Beatles, Blues und Country), mal aus Musicals (Der Fiedler auf dem Dach) und dann auch aus russischen Volksliedern (wie beispielsweise Kalinka).
Mit seiner speziellen Fingertapping-Technik, bei der er die Gitarre fast ausschließlich nur auf dem Griffbrett spielt, dabei beide Hände sowohl zum Greifen der Töne und zum Anschlagen der Saiten nutzend, zaubert Izmaylov ein wahres Feuerwerk an Tönen, Klängen, Melodien und Rhythmen aus seinem Instrument, läßt sie mal rockig laut klingen, mal leise und sanft. Sähe man nicht, daß da auf der Bühne nur ein einzelner Mann sitzt, dann könnte man meinen, ein kleines Orchester wäre dort zusammengekommen. Auch wenn heute mit Technik vieles möglich ist (später kommt dann auch bei einigen Stücken ein zugemischtes Echo hinzu), so konnte Warnfried Altmann später davon berichten, daß die Klangvielfalt tatsächlich allein auf der Gitarre entsteht und auch ohne elektrische Verstärkung oder Soundeffekte funktioniert. "Enver hat gestern in meinem Heimatdorf gespielt und nach dem Konzert haben wir noch bei mir zu Hause zusammengesessen, da hat er meine alte akustische Gitarre genommen und darauf genauso toll gespielt wie auf seiner elektrischen", sagte er begeistert.
Enver Ismaylovs Leben spiegelt vieles von dem wieder, was man ansonsten nur aus den Nachrichten kennt. Izmaylov ist Ukrainer und stammt aus einer Familie von Krimtartaren, die unter Stalin vertrieben und zwangsumgesiedelt wurde. Deshalb wurde er im usbekischen Fergana geboren und kehrte erst 1990 in die Heimat seiner Vorfahren zurück. Dort, auf der Krim, lebt er auch heute, nach der russischen Besetzung (und nach wie vor mit ukrainischem Paß). Daß gerade zwei Tage vor seinem Konzert die krimtartarische Sängerin Jamala mit "1944" – einem Lied über die Vertreibung ihrer Familie unter Stalin – den Europäischen Song-Contest gewann, war zwar ein Zufall. Für Ismaylov gab es aber auch Anlaß, sich auf der Bühne des Schauspielhauses darüber sichtlich zu freuen - und gleich die Melodie eines tartarischen Volksliedes in sein Programm einzubauen. In der Pause fragte ich ihn, ob sich denn die russische Besetzung auch auf ihn auswirke. "Die Reise nach Magdeburg war schon umständlich", sagte er, "weil man nicht über die gesperrte Grenze zur Ukraine kommt und von der Krim erst nach St. Petersburg und dann von dort nach Berlin fliegen muß". Und im täglichen Leben? "Auf der Krim ist Krise, in der Ukraine auch", sagte er etwas lakonisch, "aber ich bin Musiker und versuche in meiner Musik beide Seiten zu verbinden".
Diese Einstellung zur Musik war dann auch immer wieder in seinen Stücken zu erleben. Auf der Gitarre verband er improvisierend Melodien, die mal aus dem Westen kamen (wie die Beatles, Blues und Country), mal aus Musicals (Der Fiedler auf dem Dach) und dann auch aus russischen Volksliedern (wie beispielsweise Kalinka).
Mit seiner speziellen Fingertapping-Technik, bei der er die Gitarre fast ausschließlich nur auf dem Griffbrett spielt, dabei beide Hände sowohl zum Greifen der Töne und zum Anschlagen der Saiten nutzend, zaubert Izmaylov ein wahres Feuerwerk an Tönen, Klängen, Melodien und Rhythmen aus seinem Instrument, läßt sie mal rockig laut klingen, mal leise und sanft. Sähe man nicht, daß da auf der Bühne nur ein einzelner Mann sitzt, dann könnte man meinen, ein kleines Orchester wäre dort zusammengekommen. Auch wenn heute mit Technik vieles möglich ist (später kommt dann auch bei einigen Stücken ein zugemischtes Echo hinzu), so konnte Warnfried Altmann später davon berichten, daß die Klangvielfalt tatsächlich allein auf der Gitarre entsteht und auch ohne elektrische Verstärkung oder Soundeffekte funktioniert. "Enver hat gestern in meinem Heimatdorf gespielt und nach dem Konzert haben wir noch bei mir zu Hause zusammengesessen, da hat er meine alte akustische Gitarre genommen und darauf genauso toll gespielt wie auf seiner elektrischen", sagte er begeistert.
Donnerstag, 12. Mai 2016
Vorschau Mai
Am Montag, dem 16. Mai 2016 (Pfingstmontag) um 20 Uhr ist der nächste Termin von Jazz im Schauspielhaus. Diesmal mit Enver Izmailov.
Der von der Krim stammende ukrainische Gitarrist verarbeitet in seinen Konzerten Elemente aus Mainstream Jazz, türkischer, usbekischer und Balkan-Musik sowie europäischer Klassik. Seine elektrische Gitarre spielt er hauptsächlich in der sogenannten Tapping-Technik, bei der die Saiten auf dem Griffbrett angeschlagen werden.
Der von der Krim stammende ukrainische Gitarrist verarbeitet in seinen Konzerten Elemente aus Mainstream Jazz, türkischer, usbekischer und Balkan-Musik sowie europäischer Klassik. Seine elektrische Gitarre spielt er hauptsächlich in der sogenannten Tapping-Technik, bei der die Saiten auf dem Griffbrett angeschlagen werden.
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