Samstag, 23. Januar 2016

Vorschau Februar

Im Februar gibt es zwei Jazz-Termine im Schauspielhaus: 

Am Montag, dem 8. Februar um 19:30 Uhr ist das Jugendjazzorchester Sachsen-Anhalt zu Gast. Das Konzert der jungen Jazz- und Bigband-Musiker steht am Ende ihrer halbjährlichen Arbeitsphase (inzwischen bereits der 48.). Wir können uns auf Musik vor allem in Richtung Swing und Bigband freuen, auf instrumentals und songs, Jazzstandards und Eigenkompositionen des Bandleaders Ansgar Striepens.

Am Montag, dem 15. Februar um 20 Uhr ist dann der reguläre Termin von Jazz im Schauspielhaus, mit »Metal, Wood & Wire – extended« (USA, Italien, Dtl.).
Geoff Goodman – Gitarre, Loops, Banjo
Ardhi Engl – Gitarre, div. Eigenbauinstrumente
Sebi Tramontana – Posaune
Bill Elgart – Schlagzeug 

Metal, Wood & Wire ist ein ungewöhnliches Gitarren-Duo: der amerikanische Jazz-Gitarrist Geoff Goodman spielt gemeinsam mit dem bayrisch-sumatranischen Gitarristen Ardhi Engl, der neben klassischer Gitarre auch eigene Instrumente erfindet, baut, präpariert, verfremdet und bespielt "Klangobjekte, Materialien, Utensilien und Fundstücke aus den Bereichen Ab-, Zu- und Einfall", wie es auf der Webseite von Metal, Wood & Wire heißt.

In der "Extended"-Version kommen noch zwei Weltklassemusiker der Improvisation hinzu: Sebi Tramontanna (It.) and Bill Elgart (USA), die beide sowohl im Jazz als auch in neuer improvisierter Musik zu Hause sind. In diesem Experiment und Abenteuer, speziell für diese Formation neue Konzepte und Strukturen zu entwickeln, begegnen sich die tief-verwurzelte Jazztradition in Bill Elgart's kreativem Schlagzeugspiel und der elegante Ton von Sebi Tramontanas frei-inspirierter Posaune mit dem unverwechselbaren Klang-Vokabular von Metal, Wood & Wire.

Montag, 18. Januar 2016

Wood & Steel Trio

Heute war bei Jazz im Schauspielhaus das Wood & Steel Trio zu Gast, mit
Christian Kögel – Dobro SteelGuitar
Roland Neffe – Marimba/Vibraphon
Marc Muellbauer – Baß

Gleich im Titel des Bandprojekts wird benannnt, was auf der Bühne zu sehen und zu hören ist: da trifft – bei jeweils einander ähnlichen Instrumenten bzw. Instrumentenfamilien – im wahrsten Sinne des Wortes Holz auf Stahl. Marc Muellbauers akustischer Baß steht in Kontrast zu Christian Kögels Dobro Steel Guitar mit ihrem Stahl-Gehäuse und Roland Neffe spielt abwechselnd auf der Marimba mit ihren warm klingenden Holzplatten und auf dem Vibraphon mit den härteren Metallplatten. Dabei entstehen reizvolle Kontraste, wenn etwa zu Beginn des Konzertes Roland Neffe am Vibraphon zu spielen beginnt und dann Marc Muellbauers akustischer Baß einsetzt, während Christian Köglers Dobro den Rhytmus beiträgt. In die Borduntöne des Baß mischen sich helle metallisch perlende Läufe von Tönen.

Bei ihrem Konzert in Magdeburg stellte die Band hauptsächlich Titel ihrer aktuellen CD Secret Ingredient vor. An der Entstehung sind die drei Musiker gleichermaßen beteiligt. Von wem welche musikalischen Ideen stammten, verdeutlichen die Bandmitglieder auf einfache Weise: durch die persönliche Anmoderation der einzelnen Stücke. Über sein Stück "Mein Kiez" sagt Christian Kögler: "eigentlich bin ich Bayer, aber meine Wahlheimat ist Kreuzberg". Und so kommt die Musik so bunt daher, wie es dieser Berliner Stadtteil ist: mit Marimba und Vibrahon, mit orientalischen Klängen auf Gitarre und Baß, mit Tonexperimenten auf den Baßsaiten, kurz: als ein großer, bunter Basar. Von Kögler stammt auch The Waltz, bei dem er sich ein langes Gitarrensolo eingebaut hat, mit Anklängen an Hawaii, wenn er seine Gitarre mit dem Glasröhrchen als Slide guitar spielt. Marc Muellbauer nimmt die lässige Stimmung auf und Roland Neffe zaubert eine Begleitung dazu.
Neffes "Metamorphosen" spielen mit den unterschiedlichen Stimmungen von Vibraphon und Marimba. Eine anfänglich leichte Melodie auf dem Vibraphon geht über in eine dunkle Baßmelodie mit kräftigen Holztönen. Die Melodieführung wird von Instrument zu Instrument weitergegeben, verändert und im Mittelteil auch in hohem Dynamikumfang gespielt, bis sich am Ende beim Vibraphon, das die Musik leise ausklingen läßt, der Kreis schließt.
Während der Baß sonst oft als Begleitinstrument dient, sind beim Wood & Steel Trio die Rollen nicht so fest verteilt, übernimmt der Baß im nächsten Stück die Rolle des Melodieinstruments. Und als Marc Muellbauer zum Bogen greift und seinem Baß  Töne entlockt, die im Raum zu schweben scheinen, während die Marimba die Melodie leise und harmonisch unterstützt, möchte man die Augen schließen und träumen. 

Als Zugabe dann eine eigenwillige Interpretation von Griegs Nocturno Nr. 54. Roland Neffe gibt Griegs Melodie vor, die beiden anderen adaptieren diese auf ihre Instrumente, improvisieren, verändern die Melodie, dann kommt auch wieder die Slide Guitar zum Einsatz und so trifft dann Norwegen auf Hawaii.

Zur Entstehung der Band berichtet Marc Muellbauer: "Christian Kögler und Roland Neffe wirken auch in meinem größeren, neunköpfigen Projekt Kaleidoscope mit. Wir wollten parallel dazu auch noch eine kleine Besetzung auf die Beine stellen. Christian Kögler sollte eigentlich akustische Gitarren spielen, aber bereits seine Dobro bietet so viele Möglichkeiten, deshalb blieb es bei einer einzigen Gitarre". Und Roland Neffe ergänzt, mit Blick auf seine beiden Instrumente: "... und ich bin dann der, der den Transporter braucht". 

Was von den Instrumenten dann die "geheime Zutat" aus dem Titel der CD ist, die perlenden Töne von Marimba und Vibraphon, die Klangeffekte der Dobro mit ihrem Stahlkorpus oder der warm klingende Baß, darauf wollten sich die Musiker dann aber nicht festlegen – oder es vielleicht auch einfach nur nicht verraten. Letztlich mag das aber jeder beim Hören selbst entscheiden, und vielleicht ist es – der improvisierten Live-Musik sei dank – auch in jedem Konzert etwas anderes.


Samstag, 16. Januar 2016

Gedenkkonzert: "Ein wahres Elend der verdammte Krieg"

Am 71. Jahrestag der Zerstörung Magdeburgs fand im Forum Gestaltung ein Konzert statt zum Gedenken an die Bombennacht des 16. Januar 1945, aber auch an die erste Zerstörung Magdeburgs im Dreißigjährigen Krieg am 10. Mai 1631.
Mitwirkende waren:
Neuer Magdeburger Kammerchor unter der Leitung von Christian Hoffmann,
Warnfried Altmann (sax)
Hermann Naehring (dr, perc)
Trio Fisarmonica (Christian Waltenberg, Frances Twardoch, Marius Beier, acc)
Der Satz "Ein wahres Elend, der verdammte Krieg", der dem Konzert seinen Titel gab, stammt bereits aus dem Jahr 423 v.u.Z., aus einem Schauspiel des antiken Dichters Aristophanes. An Gültigkeit und Aktualität hat er indes nichts verloren und ist – leider – über alle Zeiten hinweg von universeller Gültigkeit geblieben. So ist das jährliche Konzert am 16. Januar Gedenken und Mahnung zugleich.

Die Bühnenscheinwerfer tauchten das Foyer des Forum Gestaltung in einen Schein aus feuerrotem und flammengelben Licht. In diese bedrohlich-düstere Lichtstimmung hinein klangen erst einzelne Glockentöne aus Hermann Naehrings Schlagwerk, gefolgt von bedrohlichen Klängen aus Warnfried Altmanns Saxophons. Die Töne und Geräusche, die dann erklingen, mögen sich nicht zu Melodien formen, bleiben unbestimmt und unterstützen in ihrer Zusammensetzung die bildlichen Vorstellungen der Besucher – die wohl jeder im Kopf hat als Bilder von Krieg und Zerstörung, Bilder aus alten Filmen oder aus neuesten Nachrichten.


Als dann der Chor einsetzt, geschieht das mit einem erst leisen, dann immer stärker werdenden Stimmwirrwar, aus dem immer deutlicher der Name einer Stadt vernehmbar wurde: Magdeburg. Stimmen, wie sie von Mund zu Mund eine Nachricht weitergeben, das Entsetzen über das Ungeheuerliche und das noch-nicht-wahrhaben-wollen ausdrückend. Das anschließende Introitus eines Requiems (Requiem aeternam...  Herr, gib ihnen die ewige Ruhe), unterstrichen durch mächtige Paukenschläge und Beckengetöse, erschien wie eine Bekräftigung der Nachricht. Der Chorgesang wurde im Versuch, mit dem Kriegslärm des Schlagzeugs mitzuhalten, immer lauter, brach dann unmittelbar ab. Dieser Wechsel zwischen laut und leise, mehrfach eingesetzt, erzeugte eine ungeheure Dynamik, zumal auch aus dem gespannt lauschenden Publikum keinerlei Geräusch zu hören war. 

Kamen die Klänge des Krieges zunächst von den Rhythmusinstrumenten, so wurde das vom Akkordeon-Trio mit den "Sounds of war" von Józef Wojtarowicz fortgesetzt – mit einer riesigen Bandbreite an Tönen und Klängen, die weit über Töne, Akkorde und Melodien hinausgehen. Die drei Musiker ließen ihre Instrumente atmen und zischen, seufzen und singen. Das Stück des polnischen Komponisten sah Chorleiter Christian Hoffmann auch als zentrales Element des diesjährigen Gedenkkonzertes an. "Um dieses Stück herum habe wir die Interpretation des Chores und die Improvisationen der anderen beiden Musiker angeordnet und darauf abgestimmt". So war auch der Chorgesang in weiten Teilen des Konzertes durch das Formen von Klangflächen bestimmt, durch stimmlich geprägte Melodien, die ohne förmlichen Text auskamen. Damit wurde der Chor selbst zum Instrument, das in Zusammenspiel und Wechselwirkung mit dem Saxophon und mit dem Schlagwerk des Klangkünstlers Naehring stand. Wieder mehr durch Text bestimmt war dann die beeindruckende Interpretation von Rudolf Mauersbergers Motette "Wie liegt die Stadt so wüst" durch den Neuen Magdeburger Kammerchor, die auf biblischen Texten beruhend das Grauen im Angesicht einer in Trümmern liegenden Stadt beschreibt. Kreuzkantor Mauersberger komponierte das Chorwerk im Jahr 1945, unter dem Eindruck der Zerstörung Dresdens, das einen Monat nach Magdeburg dem Bombenkrieg zum Opfer fiel.

Das Konzert beendete der Chor mit einem Rezitativ, mit dem Gedicht "Flammentropfen" des türkischen Dichters Zafer Senocak:
Ein Flammentropfen sucht ein Versteck
kreiselnd in der Luft
öffne ihm dein Hemd
bevor die Wolke
die um die Erde kreist
auch über unser Land zieht.
Ein Gedicht in düster-prophetischer Ausstrahlung. Für Magdeburg kam damals die Hoffnung zu spät, jemand könne die Flammen noch einfangen.

Als das Konzert beendet war, blieben die Künstler auf der Bühne noch lange schweigend stehen, das Publikum reglos sitzen. Ein gemeinsames stilles Innehalten, Zeit des Gedenkens an die Toten des nun 71 Jahre zurückliegenden Krieges und aller aktuellen Kriege. Auch abgesehen vom historischen Anlasses bleibt von dem 2016er Gedenkkonzert die Leistung aller Künstler in Erinnerung, die ihre Instrumente und Stimmen zu einem großen und beeindruckendem Klangbild vereinten.

Kurz nach dem Ende des Konzertes, um 21:28, als am 16.01.1945 die Bombardierung Magdeburgs begann, läuteten alle Glocken der Stadt mit mahnendem Ruf: nie wieder Krieg!

Schweigendes Gedenken unter Glockengeläut,
um 21:28 Uhr auf dem Magdeburger Domplatz

Montag, 11. Januar 2016

Magdeburger Jazztage 2016

Vom 14. bis 18. April 2016 werden in Magdeburg erstmalig die Magdeburger Jazztage stattfinden. Dieses neu ins Leben gerufene Jazzfest soll der Bewerbung Magdeburgs zur Kulturhauptstadt Europas im Jahr 2025 einen weiteren Baustein hinzufügen. Mit dem Gesellschaftshaus, dem Forum Gestaltung und dem Schauspielhaus wurden Veranstaltungsorte gefunden, in denen kulturell hochwertige Konzerte Tradition haben. Warnfried Altmann, Organisator und künstlerischer Leiter des Festivals, hat für die Magdeburger Jazztage hat eine Mischung unterschiedlicher Richtungen des Jazz zusammengestellt, die sich zwischen Europa und Amerika, zwischen modernem und traditionellem Jazz bewegen.

Die Konzerte im Einzelnen:

Donnerstag, 14.04.2016, 20 Uhr
Gesellschaftshaus
"Trumpet Night" – Eröffnungskonzert
funk | soul | groove

Freitag, 15.04.2016, 19 Uhr
Forum Gestaltung
Antoni-Donchev-Quartett
zeitgenössisch | osteuropäisch

Freitag, 15.04.2016, 22 Uhr
Forum Gestaltung
Ganelin-Trio und Reiner Winterschladen
international | kraftvoll | frei

Sonnabend, 16.04.2016, 10 Uhr
Thiem 20
Improvisations-Workshop

Sonnabend, 16.04.2016, 20 Uhr
Gesellschaftshaus
Roy Hargrove und Band
hardbop | New York Jazz

Sonntag, 17.04.2016, 12 Uhr
Gesellschaftshaus
Matinee-Konzert mit dem Hannes-Zerbe-Jazz-Orchester
modern Jazz | sinfonisch

Montag, 18.04.2016, 20 Uhr
Schauspielhaus
Ulf und Erik Wakenius
schwedisch | traditionell | Gitarrenjazz


Die Jazztage passen gut in die Mageburger Kulturlandschaft und stehen auch der Bewerbung um den Titel der Kulturhauptstadt gut zu Gesicht: denn auch wenn Magdeburg eher nicht als Jazz-Hauptstadt bekannt ist, so gibt es hier doch eine kleine und feine Jazz-Szene. Deren Veranstaltungen kann man derzeit an wenigen Händen abzählen: da sind natürlich die von "Jazz! im Schauspielhaus", die vor allem den zeitgenössischen Jazz präsentieren und die von "Kunst Kultur Karstadt", die auf  die großen Namen setzen; daneben noch die eine oder andere Veranstaltung in den Clubs der Stadt, die Gitarren-Nächte der AG Jazz oder das Open-Air-New-Orleans-Jazz-Festival im Herrenkrugpark. Warnfried Altmann blickt in der Magdeburger Jazz-Szene noch ein Stück weiter zurück und sieht die Magdeburger Jazztage auch als Fortführung von früheren Jazz-Festivals im Magdeburg der 1990er Jahre, etwa der Magdeburger Diagonale oder dem Magdeburger Jazzsommer.

Ursprünglich sollten die Magdeburger Jazztage bereits im Herbst des vergangenen Jahres starten. Die Stadt Magdeburg hatte bereits ihre Unterstützung signalisiert. Jedoch gab es damals aber Schwierigkeiten mit der Bereitstellung eines finanziellen Zuschusses durch einen der Hauptsponsoren. Dies ist jetzt geklärt – nun können die Jazztage in Magdeburg ein Zeichen für Kultur abseits des Mainstreams setzen. Genau so etwas ist wichtig für das Selbstverständnis einer Kulturhauptstadt. In diesem Sinn seien den Magdeburger Jazztagen eine langfristige Unterstützung und viele Besucher gewünscht.

Donnerstag, 7. Januar 2016

Vorschau Januar

Am Montag, dem 18. Januar 2016 um 20 Uhr bei Jazz im Schauspielhaus:
Wood&Steel Trio 
Christian Kögel – Dobro SteelGuitar
Roland Neffe – Marimba/Vibraphon
Marc Muellbauer – Bass
Im August 2013 hoben Roland Neffe, Christian Kögel und Marc Mühlbauer das Wood & Steel Trio im Berliner Club Bb aus der Taufe. Mit Marimba- und Vibraphon, Dobro-Gitarre und Kontrabass interpretieren sie ein Repertoire von Vokalmusik aus dem 16ten Jahrhundert über Edvard Grieg bis Cole Porter und zeitgenössische Stücke.
Unter christiankoegel.net/media/music/ gibt es zwei Klangproben des Wood & Steel Trio zu hören, die einen interessanten Jazzabend versprechen.