Beim März-Konzert von Jazz in der Kammer war das Clarinet Trio zu hören. Nur drei Klarinettisten. Drei gleiche Instrumente, sonst nichts. Klarinette pur. Passend zum Jahresthema "ungewöhnliche Instrumentenkombintionen".
Jürgen Kupke – Klarinette
Michael Thieke – Alt-Klarinette, Klarinette
Gebhard Ullmann – Bass-Klarinette
Gebhard Ullmann, Jürgen Kupke und Michael Thieke (von links) vor der Bühne im Forum Gestaltung, |
Am Beginn ist nur das dunkle Dröhnen von Gebhard Ullmanns Bassklarinette zu hören, einem Didgeridoo ähnelnd. Diese ruhigen Töne gehen bald auf in den Melodiebögen, die seine beiden Klarinettenkollegen Jürgen Kupke und Michael Thieke in schneller Folge hinzuspielen. Interessante Klangstrukturen ergeben sich, wenn dann auch noch jeder der drei in einem anderen Taktmaß spielt und die Melodien aufeinander zu und wieder voneinander weg laufen lassen.
Das Zusammenspiel der drei Klarinettisten, die alle schon mal in anderen Projekten in Magdeburg zu hören waren, ist teils harmonisch bis hin zu einem unisono-Klang, teils von intensiver gegenseitiger Auseinandersetzung mit den Möglichkeiten des Instruments geprägt. Dabei bewegen sich die Musiker, wechseln untereinander die Position. Das ist auch "ein Spiel mit dem Klang des Raumes", wie Gebhard Ullmann sagt und damit auch die Position der Musiker nicht auf, sondern vor der Bühne meint: "So kommen die Töne viel unmittelbarer an als von dort oben".
Immer wieder loten die drei auch die Möglichkeiten der Instrumente aus, etwa wenn die Klappen der Instrumente als Percussion-Instrument herhalten, oder wenn Ullmann seine Bassklarinette ohne Mundstück anbläst und sie wie eine Windmaschine klingen lässt. Die dann folgende Polyphonie der drei Klarinetten klingt wie Sinfonik im Stil von Eisler.
Das passt zur aktuellen CD des Trios, "Transformations and Further Passages", denn diese ist ein Konzeptalbum mit vielen Jazzstücken aus den 60er Jahren. Eine Zeit, die es Ullmann angetan hat. "Ich kenne die Musiker, habe alle angerufen und gefragt, ob ich von ihnen was nehmen darf", sagt er und stieß dabei auf großes Interesse. "Manfred Shoof schickte mir gleich seine Original-Partitur" (das vom Swing inspirierte "Virtue"). Alles in neuer, teils auch experimenteller Interpretation ("Wir wollen ja kein Museum aufmachen").
Das zweite Set beginnt Ullmann mit ohrenbetäubenden tiefen Klarinettentönen. Nachdem alle im Publikum aus der Pause zurück und ganz Ohr waren, quiepsen die drei frei drauflos. Dann wieder, in "Don't run" von Rolf Kühn, entstehen Klangbilder zwischen leisem Blätterrascheln von Bäumen im Wind und Großstadt-Hektik.
Das gesamte Konzert war ein großer, intensiv erlebter Abend. Als Zugabe gab es überraschenderweise ein ganz leises Stück. Sanft und beinahe zart begleitete es die Zuhörer nach Hause.
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