Geoff Goodman – Gitarre
Ardhi Engl – Gitarre, div. Eigenbauinstrumente
Sebi Tramontana – Posaune
Bill Elgart – Schlagzeug
Das Projekt der vier Musiker lebt zu einem guten Teil von den Klangexperimenten des bayrisch-sumatranischen Gitarristen Ardhi Engl, der für seine selbst erfundenen Instrumente "Klangobjekte, Materialien, Utensilien und Fundstücke aus den Bereichen Ab-, Zu- und Einfall verfremdet und bespielt", wie es auf der Webseite von Metal, Wood & Wire heißt. Neben diesen experimentellen Klängen gab es aber auch handfest improviserten Jazz zu hören.
Die vier Musiker haben kaum auf der Bühne Platz genommen, da erobert auch schon ein Chaos von Tönen den Raum, erzeugt Ardhi Engl auf einer Art klingendem Kleiderständer (seinem „Stangl-Baß“, wie er ihn später nennen wird) und anderen selbst gebauten Instrumenten willkürliche Klänge. Gitarre, Posaune und Schlagzeug stehen dem nicht nach und spielen ebenso abseits von Melodien. Doch allmählich werden die Töne klarer, formen sich Strukturen aus dieser klanglichen Ursuppe. Aus Klängen werden Töne, entwickeln sich Melodien. Eine musikalische Evolution findet vor den Ohren der Konzertbesucher statt, eine Metamorphose vom Chaos zur Musik.
Das nächste Stück wird von der Elektronik beherrscht, bzw. den elektronisch verstärkten Tönen, die Engl einer Art Daumenklavier entlockt, konstruiert aus Zahnstochern, Laubsägeblättern, Schraubenfedern und ähnlichem Zubehör. Später bringt er ein Besenstiel-Cello oder eine Schlauchflöte zum klingen. Instrumente, aus dem zusammengebastelt, was ihm grad vor die Finger kommt. „Ich bin ein Verfechter des preiswerten Musizierens“, sagt Engl im Pausengespräch über sein Instrumentarium. Wenn er "Spaß daran hat, aus einfachen Dingen etwas herzustellen", dann hat er auf jeden Fall ein Händchen dafür, daraus auch etwas Klingendes zustande zu bringen. Später kommt sogar ein röhrenverstärkter Sinusgenerator (PM5100 von Philips) zum Einsatz, bei dem der Rezensent aus früherer Begeisterung für den Physikunterricht leuchtende Augen bekommt.
Aber egal ob Engls Percussionklänge aus einem Draht-Kopfkratzer kommen oder ob seine Schlauchflöte mit ihren mehrfachen Obertönen einer slowakischen Hirtenflöte gleicht – seine Instrumente fügen sich wie "echte" Instrumente in die Musik ein. Nicht einmal das Wort von einem "Spaßfaktor" in seiner Musik wäre hier angebracht, denn was dabei entsteht, ist völlig selbstverständlicher Teil des Klangs der Band. Und doch sieht das, was auf der Bühne passiert, zeitweise ein wenig so aus, als würden vier Erwachsene in kindlicher Freude mit dem spielen, was sie an Geräten und Instrumenten so vorfinden: die Gitarrenriffs von Geoff Goodman, Sebi Tramontanas Glissandi auf der Posaune und Elgarts Percussionklänge greifen Engls Inspirationen auf und fügen sie zu etwas neuem zusammen. Dazwischen immer wieder Phasen des Lauschens: "Hör mal, das hier", "oder laß uns das so spielen" – beeindruckende Freude am Experimentieren.
Musikalische Gegenpunkte setzte Goodman mit akkurat gespielten Gitarrensoli. Immer wieder aber abgelöst von frei improviserten Stücke des Quartetts, mal sehr kräftig mit Posaune und Schlagzeug im Vordergrund, mal von sphärischen Klängen bestimmt und von Engl auf einsaitigen Iinstrumenten gespielt, die frühen chinesischen Streichinstrumenten glichen, stufenlos durchstimmbar durch Verändern der Saitenspannung.
Der Abend übte eine seltsam faszinierende, magische Wirkung aus: statt eingängiger Melodien blieb ein Gefühl davon zurück, wie es ist, mitten in einem Klanglabor zu sitzen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen