Schon seit vielen Jahren gestaltet Warnfried Altmann ein Konzert aus Anlaß der Zerstörung Magdeburgs am 16. Januar 1945, bei dem er gemeinsam mit anderen Musikern zu projizierten Bildern und Originalfilmaufnahmen aus dem zweiten Weltkrieg und aus dem zerstörten Magdeburg improvisiert. In den vergangenen Jahren war Hermann Naehring immer mit dabei. In diesem Jahr konnte er aus gesundheitlichen Gründen nicht teilnehmen (an dieser Stelle: Gute Besserung, Hermann!). So war in diesem Jahr das Konzert musikalisch neu besetzt. Neben Warnfried Altmann (sax) spielte Reinhard Lippert (acc, p, br).
Die Kombination von Stummfilm mit improvisierten Klängen war wie immer eine beeindruckende Erfahrung. In Altmanns klagende Saxophonklänge mischten sich die des Akkordeons, das Lippert auch als Percussion-Instrument benutzte. Im Wissen um das Elend des Krieges (So auch der Titel des Gedenkkonzertes: Ein wahres Elend, der verdammte Krieg) machte die Musik den Schrecken des Krieges fühlbar, entstanden Bilder nicht nur auf der Leinwand, sondern auch vor dem inneren Auge. Gedanken an historische Berichte tauchten auf, und als im Film Zitate aus Goebbels Sportpalast-Rede zu lesen waren, wurde die menschenverachtenden Nazi-Ideologie in den Zusammenhang zu den Auswirkungen des Krieges gestellt, die am Ende auf Deutschland zurückfielen: "Wollt ihr den totalen Krieg? Wollt ihr ihn, wenn nötig, totaler und radikaler, als wir ihn uns heute überhaupt noch vorstellen können?" – es sollte keine zwei Jahre mehr dauern, bis auch in Magdeburg das vorher noch unvorstellbare eintrat.
Vor dem Konzert rezitierte der Magdeburger Schauspieler Tobias Hübsch satirische Flugblätter, deren Illustrationen auf der Leinwand gezeigt wurden: gestaltet in der Art von Holzschnitten aus der Anfangszeit der Buchdruckkunst wurden in Wort und Bild Nazigrößen karikiert. Norbert Pohlmann vom Forum Gestaltung wies in seiner Begrüßung darauf hin, dass er diese Sammlung von Flugblättern erst vor kurzem wiederentdeckt wurden.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen