Montag, 15. Januar 2024

Wood & Steel Trio

Zum Auftakt des Jazzjahres im Forum Gestaltung war das Wood & Steel-Trio zu hören, mit

Marc Muellbauer – Kontrabass
Roland Neffe – Marimba- und Vibraphon
Christian Kögel – Dobro Steel Guitar

"Das heutige Konzert ist noch eines aus dem letzten Jahr, als der Kontrabass im Mittelpunkt stand", begrüßte Warnfried Altmann die Gäste im beinahe ausverkauften Saal des Forum Gestaltung. Und so strich dann Marc Muellbauer seinen Bass zunächst solo. Und wie er zu Beginn spielte, erinnerte mich das an Barockmusik. Mit nur wenigen Tönen, erst langsam gespielt, dann schneller werdend, schaffte er eine Grundstimmung, zu der dann Roland Neffe am Vibraphon und Christian Kögel mit seiner metallglänzenden Dobro Steel Guitar hinzukamen.

Zu Beginn legte Roland Neffe den Schwerpunkt nicht auf volle Klänge der Metallplatten, sondern eher die leisen Zwischentöne und akustischen Effekte. Wenn er etwa  mit den Stöcken der Klöppel die Metallplatten rieb, dann klang das interessant experimentell. Diese ruhige Atmosphäre fand sich auch bei Christian Kögel, von dessen Steel Guitar – einer Resonanzgitarre, mit einem separaten Resonator, wie er später erklärte – man auch schon lauteres gehört hatte. Sanft gezupfte Töne, die mit den beiden anderen Instrumenten harmonieren. Erst später sollte er sie schneller und kräftiger einsetzen. Dieser erst ruhige und allmählich dynamischer werdende Beginn folgte einer eigenen Dramaturgie, wie eine Morgenstimmung, ehe der Tag anbricht und die Sonne hell und klar wie die Töne der Instrumente strahlt. Ich weiß nicht, ob das Absicht war, aber das Konzert endete in umgekehrter Weise dann zum Ende hin ruhiger werdend, in umgekehrter Analogie wurde es Abend. 

Dazwischen lag Musik in großer Vielfalt, bei der trockene Holztöne auf gezupfte Gitarrensaaiten treffen, wie in "Uba Aba Uba, bluesig wie in "Punch" oder auch mal orientalisch wie in "Adrenalin". Zu vielen der Stücke, von denen jeder eigene Kompositionen beisteuerte, gab es ein paar Hintergrundstories, die die Musik auch gedanklich erfahrbar nachten. So "The old neighborhood", wo Marcus Kögel Erlebnisse aus seiner Zeit in Berlin Kreuzberg SO36 verarbeitete. "Ecke Muskauer Straße/Eisenbahnstraße", sagte er, "um das mal von der Vorstellung her zu verorten". Musik, bunt wie die Menschen dort. Zur Begleitung der auch hier teils orientalischen Töne nutzte Neffe sein Marimbaphon als Perkussionsinstrument. 

Faszinierend war die Vielfalt der Klänge der Dobro. "Christian kommt sonst mit einer riesigen Vielfalt an Gitarren", sagte Marc Muellbauer, "aber in der Dobro ist eigentlich alles vereint, was es an Gitarrenklängen gibt". In einem langen Solo ("Point of view") zeigt Christian Kögel einiges davon, ehe dann gefühlvoll gezupfter Bass und das metallisch-sphärische Vibraphon hinzukommen. 

Als Zugabe gab es etwas aus Brecht und Eislers Hollywood Songbook. "Wir haben das als Trio zusammen mit dem Sänger Michael Schiefel aufgenommen", sagte Marc Muellbauer, hier spielen wir zum Schluss ein Stück daraus instrumental. Es war "an den kleinen Radioapparat" – ausgerechnet mein Lieblingsstück dieser Liedersammlung. Vom Steel & Wood Trio in einer leicht kratzigen, melancholischen Weise gespielt. Welch wunderbare Klänge.


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