Montag, 21. November 2022

Cansu Tanrikulu und Gille – Ramond – Kugel

Virtuoser Sprechgesang trifft auf Jazztrio: 

Ayşe Cansu Tanrikulu – Gesang
Sebastian Gille – Saxophon
Christian Ramond – Bass
Klaus Kugel – Schlagzeug

Das Konzert beginnt mit Gesang solo. Mit wenigen Tönen, die klingen, als seien sie Volksliedern in  Cansu Tanrikulus türkischer Heimat entlehnt. Nach dem Konzert sagte sie, "ich kann mich tatsächlich in meiner Muttersprache am gefühlvollsten ausdrücken". Erst etwas später und zunächst sehr verhalten reagieren die drei Instrumentalisten. Etwas Bass hier, etwas metallisch klingendes Schlagzeug dort, dazu erst leise, dann kräftiger das Saxophon von Sebastian Gille, das er im Klang der Stimme anpasst, wenn auch in anderer Tonlage. Zwischen Saxophon und der Sängerin baut sich eine musikalische Symbiose auf, wenn Tonfolgen hin und her gehen, jeweils verwandelt zurückgespielt werden.

Der Gesang wandelt sich, wechselt zwischen singen, Pfeifen und schnalzen – mit ihrer Stimme interagiert Cansu Tanrikulu mit den Instrumenten, lässt sie in Verbindung mit etwas Elektronik selbst zu einem Instrument werden. Diese Improvisation, diese Interaktion sind hörenswert. Dabei sind auch die drei Mitglieder des Jazz-Trios improvisationserfahren, waren bereits in unterschiedlichen Besetzungen  bei Jazz in der Kammer zu erleben. Bei einem musikalischen Intermezzo zu dritt laufen sie zu Höchstform auf, mit Saxophon, Schlagzeug und Bass in voller Dynamik. Das ist Musik, die nicht über Melodien funktioniert, sondern über Gefühl und Stimmung. Cansu Tanrikulu mischt sich wieder ein, mit elektronisch verfremdeten, geloopten Jazzgesang, der teils dadaistisch klingt, ich fühle mich an Kurt Schwitters erinnert. "Ich hatte dabei irgendeine seltsame Story aus Werbung im TV", sagte Cansu Tanrikulu nach dem Konzert.

Am Ende gab es eine Zugabe, die nach Urwaldtönen klingt, bei denen Gesang, Elektronik und gestrichenes Blech die Hauptrolle spielen. Ein ruhiger Ausklang eines tollen Jazzabends.  


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