Akustische und elektronische Klangeffekte und ein phantasievolles Spiel mit Sounds standen im Mittelpunkt des heutigen Konzertes im Rahmen der Offbeat-Reihe im Gesellschaftshaus Magdeburg.
Stefan Schultze – Klavier, Fender Rhodes Piano
Claudio Puntin – Electronics, Klarinette, Zischophon
Stefan Schultze (links) und Claudio Puntin an ihrem riesigen Set von überwiegend rein akustischen Instrumenten aller Art |
Leise, voller Konzentration erzeugte Klänge bestimmten den Beginn des Konzertes. Zarte Klaviertöne, Gongs wie aus orientalischen Tempeln, Regenrauschen. Bei manchen dieser Klänge überlegt man, ob diese elektronischen oder akustischen Ursprung haben. Wer Stefan Schultze kennt weiß, dass er vieles auf seinem präpariertem Klavier zaubert und Claudio Puntin hat ebenfalls einiges an Equipment aufgebaut.
Dann tritt Puntin an sein Zischophon. Und wenn es doch schon in der Instrumentierung auftaucht, soll es unbedingt auch beschrieben werden: Ein hölzernes Kästchen, obendrauf mit Bedienknöpfen versehen, innen mit Pneumatikaktoren und Druckluftspeichern, die gefüllt oder geleert werden können. All das erzeugt technische Klänge, ebenso die Schläuche, die aus dem Kästchen rausgehen und in Gegenständen enden, die das Geräusch der strömenden Luft weitere Klänge hinzufügen. „Ganz normale Industrie-Pneumatik“, sagt Puntin. Was man sonst als gesampelte Maschinengeräusche kennt, das wird hier live eingespiet. Die beiden Musiker spielen nicht einfach nur Musik, sie zaubern sie, wenn sie mit den Tönen und Klängen experimentieren. „Wir haben zum Teil Instrumente, wie man sie sich als Kind selbst gebaut hat“ sagen sie über ihre.Klangerzeuger.
Zu den traditionellen Instrumenten gehören dann wieder Claudio Puntins Klarinetten. Die er in mehreren Größen spielt, bin hin zur Bassklarinette mit Schalltrichter. Warme Klangfarben erzeugen sie, ein akustischer Kontrast zum Fender Rhodes, dem sich Stefan Schultze zuwendet und bluesig-jazzige Melodien spielt. Später dann ganz leise Klaviertöne, unpräpariert diesmal. Kombiniert mit ebenso leisen Klarinettentönen, die Claudio Puntin dann elektronisch verfremdet und überlagert.
Obwohl die beiden Jazzmusiker sind, ist die Musik kein Jazz im eigentlichen Sinn und obwohl es neue Musik ist, ist es keine "Neue Musik". Ein Klavier, das nach elektronischen Sounds klingt, Geräusche die Technik sind. Nichts ist wie es scheint. Aber: "Alles darf", sagen die Musiker, als ich sie nach der Herkunft ihrer Ideen frage und danach, ob sie nun akustische oder elektronische Klänge bevorzugen. Es kommt auf das Klangerlebnis an, sagen sie, auf das Gefühl beim Spielen der Musik, ebenso wie beim Hören. Ein tolles Gefühl.
Stefan Schultze und Claudio Puntin haben das Konzert auch für ihr neues Album mitgeschnitten. Man darf gespannt sein. Aber, um mal wieder eine Lanze für die Live-Musik zu brechen, es lohnt sich, die beiden auch live zu erleben – und zu sehen, wie all die Klänge tatsächlich erzeugt werden.
Das Zischophon von innen. |
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen