Montag, 19. September 2022

Phil Minton und Lu Hübsch

Heute ging es es nach der Sommerpause weiter mit Jazz in der Kammer, mit einem experimentierfreudigen und heftig improvisierenden Duo:

Phil Minton (Gesang)
Lu Hübsch (Tuba)

Dass da zwei tolle Improvisateure zusammenkommen, das merkt man schon zu Beginn. Lu Hübsch spielt seine Tuba, ein wahres Riesenteil, anfangs ohne Mundstück, erzeugt Töne jenseits aller Blasmusik, die mehr Geräusch und Percussion sind. Und er spielt das Instrument voller Kraft, man spürt Kraft und Intensität in jedem Ton. Dazu Phil Mintons Stimme, mit der er nicht etwa singt, sondern atmet, schnauft, zischt und pfeift, auch Ansätze von Jodeln oder leisen Sprechgesang kann man heraushören. Beides zusammen ist Phantasie pur.

Später legt Lu Hübsch sein Instrument ab und stimmt in Phil Mintons Gesang ein. Beide improvisieren hochkonzentriert mit Lauten, die sie voller Kraft aus sich herauspressen. Dann nimmt er seine Tuba wieder zur Hand, aber nicht um darauf zu spielen, sondern um sie als Percussion-Instrument zu nutzen. Er reibt darauf herum, trommelt darauf leise mit einem Metallstab.

In der Kombination von Blasinstrument und Stimme entstehen Klänge, die über Empfindungen wirken. Sehr interessant, aber ganz gewiss keine Wohlfühlmusik. Klänge, die vor allem über Assoziationen wirken, die sie beim Zuhörer hervorrufen. Vielleicht Filmmusik, akustische Untermalung von düsteren Filmklassikern, so wie zum Beispiel Alien-Filme? So ganz falsch ist diese Vermutung nicht, wie Phil Minton nach dem Konzert sagt, ebenso auch bezogen auf mitunter eingestreuten Sprechgesang. Darin steckt auch ein Stückchen Parodie: "Ich habe als Kind Filmaufnahmen von Adolf Hitler gesehen", sagt er, "und diese Art zu sprechen (dabei ahmt Phil Minton die Sprache im Stil der Mickey-Maus-Verfilmung The Fuehrer's Face nach) hat sich mir eingeprägt". Denkst Du Dir irgendetwas für Deine Performance aus, frage ich ihn. "Nein", sagte er, "da gibt es keine Story. Und alle Sounds haben etwas positives".

So ähnlich sieht das auch Lu Hübsch. "Was wir da machen, ist das Eindringen der Stimme in die Komfortzone, das sind Klänge jenseits der Hörgewohnheiten". Was aber auch bedeutet, dass es eine Gewöhnung geben kann. Und diese stellt sich dann auch beim Magdeburger Publikum ein.


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