Montag, 20. Mai 2019

Leo-Betzl-Trio

Heute gab es bei "Jazz in der Kammer" ungewohnte Technoklänge zu hören: vom Leo-Betzl-Trio rein akustisch erzeugt.
Sebastian Wolfgruber – Schlagzeug
Leo Betzl – Piano,
Maximilian Hirning – Bass

Diesmal war nicht nur das klassische Jazz-Publikum in das Forum Gestaltung Magdeburg gekommen, auch eine große Zahl junger Leute war im Saal zu sehen. "Ein Konzert, das aus dem Rahmen fällt", sagte dann auch Warnfried Altmann in seiner Anmoderation. "Wir sind eigentlich ein Klaviertrio, spielen aber Techno", erläuterte Leo Betzl, "da muss man sich einiges einfallen lassen".

Was gleich auffällt: die riesige Bassbox vor der Bühne. Aus der kommt dann auch ein tiefer dröhnender Rhythmus, dunkel grummelnde Borduntöne. Die drei Musiker produzieren auf ihren rein akustischen Instrumenten (zwar verstärkt, aber ohne elektronische Effektgeräte) den aus den modernen Tanzsälen bekannten Technosound. Soundmuster in steten Wiederholungen, geprägt durch das obligate Schlagzeug, helle Klaviertöne obendrüber, diffus hört man ab und an dunkel den Bass brummen. Fertig ist die Dancehall-Musik. Diesmal war nur ein Teil des Saales bestuhlt. In der anderen Häfte standen Konzertbesucher, bewegten sich zur Musik, tanzten. Die Musik der Band kam an.

Ich gebe zu: zu Techno hatte ich bisher keinen Zugang, auch wenn ich faszinierend finde, mit welcher Kraft die basslastige Musik auf den Körper wirkt und Massen an Menschen begeistert. Für mich war die Musik der Band deshalb dann am interessantesten, wenn sich aus dem Techno-Rhythmus ab und an helle Klavierakkorde hervorhoben oder der Bass deutlich und melodiehaft zu hören war. Denn da zeigte sich auch das melodiehafte Können der Band um Leo Betzl. Eines muss man der Band aber lassen: ihre Lebendigkeit, ihre Ideen, der Techno-Musik immer wieder neue Wendungen zu geben. Zeitweise wirkte das dann auf mich wie eine Art Minimal Music, in einer sehr kraftvollen Form und mit Geräuschen großer Maschinen (deren Funktion, um im Bilde zu bleiben, ich nicht ganz verstand). Dieses Experimentieren mit Klängen versöhnte mich mit der ungewohnten Musik, die aus meiner Sicht ein wenig wie ein Sammelsurium von Klangeffekten war, das jedenfalls für mich nicht über die gesamte Zeit trägt. Aber siehe oben: Techno ist dann eben doch nicht so mein Ding. Was mir aber auch auffiel: die Musik des Trios passte in die Stimmung von "Babylon Berlin", dieser Fernsehserie über das verrückte Berlin der 30er Jahre mit den exstatischen Tanz-Massenszenen. Wegen des interessanten Ansatzes, "zu probieren ob akustisch das geht, wofür sonst Elektronik nötig ist", war das Konzert durchaus hörenswert. Und auch sehenswert: mitzuerleben, wie hier die Elektronik-Effekte des Technosounds auf akustischen Instrumenten entstehen.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen