Heute war das Duo Azadi bei Jazz in der Kammer zu hören. Musik an der Grenze zwischen Jazz und Klassik.
Clara Haberkamp – Piano
Atena Eshtiaghi – Violoncello
Von Beginn an ist zu spüren, wie gut beide Musikerinnen aufeinander eingespielt sind, miteinander interagieren. Mal hat das Cello die Melodiestimme, das Klavier begleitet, mal ist es umgekehrt. Clara Haberkamp spielt das Klavier gefühlvoll, ist mit warmen Tönen zu hören, Atena Eshtiaghi spielt ihr Cello mal gestrichen, mal gezupft und oder mit auf die Saiten aufprallendem Bogen, mit interessanten und rein akustischen Klangeffekten. Die Musik der beiden ist mal kräftig improvisierter Jazz, mal klingt sie nach klassischem Konzert.
Ihr Duo haben sie nach dem persischen Wort für Freiheit genannt: Azadi, erklärten die beiden Musikerinnen. "Die Freiheit in der Musik ist uns wichtig und auch unser gemeinsames Geburtsjahr 1989 war ja ein Jahr der Freiheit". Und nicht zu vergessen: die Freiheit für die Menschen im Iran: Ihr Stück Overflow haben die Musikerinnen den Frauen im Iran gewidmet, die sich gegen die dortige Diktatur auflehnen. Dieses Stück könnte auch Musik zu einem Film sein, wenn es lautmalerisch eine Geschichte erzählt und im Verlauf immer mehr an musikalischer Dramatik zunimmt. Orientalische Einflüsse hört man auch in einem Stück über das persische Neujahrsfest heraus, Folk music, die sich mit eureopäischem Jazz mischt.
Neben eigenen Kompositionen brachten Clara Haberkamp und Atena Eshtiaghi auch Adaptionen anderer Musiker mit. So das With a Smile for Slava des Georgiers Giya Kancheli (ein hier weitgehend unbekannter Komponist, den ich von seiner Filmmusik her kenne und dessen Melodieführung man immer wieder erkennt, wenn man ihn erst mal gehört hat) oder ein Jazzwalzer von Francis Poulenc.
Für ihren leisen Titel Accommodation ließen sich die beiden von den Erinnerungen an die Coronazeit inspirieren, als man sich mit der Stille überall arrangieren musste. das war auch etwa die Zeit, als sich beide Musikerinnen kennenlernten, von Freunden einander empfohlen, doch mal gemeinsam Musik zu machen. Eine überaus gelungene Empfehlung, wie man nach dem Konzert feststellen konnte. Als Zugabe geb es das Nachtlied von Johannes Brahms. "Das war mein erstes klassisches Stück, das ich hörte", sagte Atena Eshtiaghi, "es ließ meine Kindheit süß werden".
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