Montag, 20. Mai 2024

Peter van Huffels "Callisto"

Wow, was war das für ein Abend voll kräftigem Jazz! Von Beginn an und beide Sets hindurch komplexe Klänge voller Kraft und Dynamik. Schon lange nicht haben wir Musik in dieser Intensität gehört. Peter van Huffels "Callisto" mit:

Peter van Huffel – Baritonsaxophon, Elektronik
Lina Alemano – Trompete
Antonis Anissegos – Piano, Elektronik
Joe Hertenstein – Schlagzeug

Am Beginn steht eine ganz einfache Melodie, wenige Töne nur, die zunehmend schneller und kräftiger gespielt werden. Klingen Piano, Saxophon und Trompete anfangs noch unisono, löst sich das bald in ein wildes Creszendo divergierender Tonfolgen auf. Dazu setzt Joe Hertenstein am Schlagzeug die rhythmischen Akzente obendrauf. Aus anfänglicher Harmonie wird wilder Free Jazz vom Feinsten. 

An einigen Stellen wurden die Töne elektronisch verfremdet, dann bekam die Musik einen noch experimentelleren Charakter, etwa als die hellen Pianoklänge, die Antonis Anissegos auf dem Bechsteinflügel spielt, zur spacigen Untermalung von Weltraumabenteuern passen würden. Ein Kontrast zu Lina Alemanos an dieser Stelle zart und leise gespielten Trompete. Diese wiederum setzt ihr Instrument ein Stück weiter umso kräftiger ein, gleichfalls in elektronischer Verwandlung.

Dass der spacige Eindruck nicht ganz von ungefähr aufkommt, zeigt sich im Titel eines Stücks im zweiten Set: "Interdimensional Planet Hopper" heißt. Lina Alemanos Trompete und Peter van Huffels tief tönendes Baritonsaxophon verbinden sich mit den Rhythmen von Joe Hertensteins Schlagzeug wie zu den Klängen aus dem Maschinenraum eines großen Mechanismus. Nach den elektronisch verfremdeten Teilen des Konzerts, auch Peter van Huffels Saxophon klingt da ganz anders, wird es später nochmal rein akustisch. Da klingt das solo gespielte Piano klar und deutlich, nur von leisem Schlagzeug hinterlegt.

Der reguläre Jazztermin fiel diesmal auf den Pfingstmontag. Die Musik passte dazu, wenn alle vier Musiker zuweilen mit völlig unterschiedlichen Stimmen spielten, aber vom gemeinsamen Geist beseelt waren – hier vom Geist der Musik. Musik die auf der Bühne gerade neu entsteht und die in ihrer Wildheit auch etwas beruhigendes hat: das Gefühl von den Klänge mitgezogen zu werden.


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