Ausdrucksstarker Gesang zwischen Jazz und Ethno, begleitet von zwei sensiblen Musikern an Bass und Schlagzeug, das war heute die Musik bei Jazz in der Kammer im Forum Gestaltung.
Maria Raducanu – Vocals
Jan Roder – Kontrabass
Michael Griener – Schlagzeug
Ein ungewöhnlicher Beginn: Jan Roder erzeugt auf seinem Bass einen mit dem Bogen gestrichenen Rhythmus aus gleichbleibenden tiefen Tönen, gleichmäßig wie eine Dampfmaschine, die zischenden Klänge der Becken verstärken diese Assoziation. Dazu die Stimme von Maria Raducanu, die rumänisch und damit in einer den meisten im Publikum unbekannten Sprache singt, melancholisch und voller Gefühl. Eine Musik, die deshalb vor allem über das Gefühl wirkt. Und die in einer sehr ruhigen, entschleunigenden Weise daherkommt, langsam und doch zugleich auch komplex und virtuos. Die Stimme steht dabei im Vordergrund, Jan Roder, der seinen Bass singend klingen lässt, und Michael Griener, der sein Schlagzeug überwiegend leise spielt, liefern dazu eine gut abgestimmte Umrahmung.
Später kommen auch englische Titel hinzu, Songs von Winter und Schnee, deutlich von osteuropäischer Folkmusic beeinflusst. Aber auch der englischssprachige Jazzgesang ist hörbar beeinflusst von osteuropäischer Stimmung. In ihrem Gesang zelebriert Maria Raducanu die Langsamkeit, lässt dem Ausdruck in ihrer Stimme weiten Raum, wenn sie lang gedehnt singt.
Am Ende des ersten Sets ein Titel, bei dem mich besonders faszinierte, wie Jan Roder am Bass eine gezupfte Melodie anstimmt. Eine ganz einfache, die mir seltsam bekannt vorkommt, wie ein lange vergessenes Lied, ein Volkslied vielleicht oder ein Schlager. Stinge Lampa (Dreh das Licht ab) Das letzte Lied auf der aktuellen CD. Aus der einfachen Melodie wird ein Bossa-Rhythmus.
Apropos Rhythmus: Michael Griener erweist sich in dem Trio als ein mit sehr viel Gefühl agierender Schlagzeuger, oft begleitet er Gesang und Bass mit perkussiven Klängen. Gleich zu Beginn des zweiten Set erinnert das dann an tibetische Tempeltöne, wenn er seine Trommeln nur leise mit dem Besen streicht und dazu kleine Glöckchen klingen lässt. Maria Raducanus Obertongesang passt vervollständigt diesen Eindruck.
Auch Jazz-Klassiker gehören zum Programm. When I fall in love (bekannt von Nat King Cole) ist einer davon. Gefühlvoll, aber irgendwie auch voller Freude gesungen, im Duett mit Jan Roder. Später erzählte mir Maria Raducanu noch etwas über ihre Musik. Die englischsprachige Musik gehörte in ihrer Jugend ganz normal dazu, gehörte damals zum anders sein. Ihre Hinwendung zur rumänischen Musik, zu Melodien der Volksmusik, erfolgte erst später. "Für mich waren es alte Melodien, aber sie waren neu für unser Trio, und wir haben sie neu interpretiert, neu gestaltet". Für diese interessanten Umgang mit der Musik reichen dem Trio im Grunde ein paar gestrichene Basstöne und sparsame Schlagzeugklänge zur Begleitung der Stimme.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen