Montag, 21. Mai 2018

Hübsch – Moll – Wierbos

Heute stand das Trio Hübsch-Moll-Wierbos auf der Jazzbühne im Forum Gestaltung.
Carl Ludwig Hübsch – Tuba
Udo Moll – Trompete
Wolter Wierbos – Posaune

Das Konzert fiel auf den Pfingstmontag. Trotz des Feiertags kamen die Freunde der improvisierten Musik, um die Jazz-Klänge zu hören. Und die waren diesmal sehr frei improvisiert! Kaum waren die Musiker auf der Bühne, gab es ein Durcheinander an Tönen, das sich allmählich entwirrt, neu sortiert und ordnet, als Carl Ludwig Hübsch auf der Tuba einen marschierenden Rhythmus anstimmt und die Richtung vorgibt, in die sich Wolter Wierbos an der Posaune und Udo Moll an der Trompete einfügen. Bei den Zuhörern (jedenfalls bei mir, aber vielleicht – und das ist ein großer Vorteil dieser freien Zusammenstellung von Klängen –  hört ja jeder etwas anderes) weckte das Assoziation an Arbeiterlieder, wie sie früher die Schalmeienkapelle spielte.

Gegenüber den melodischen Teilen überwogen die improvisierten Abschnitte. Geräusche aus den drei Instrumenten überlagern sich, ein Quieken, Schnalzen, Tröten, Rauschen, dem allen wird auch noch Gesang überlagert. Bald fühle ich mich an den Karneval der Tiere erinnert, höre Löwe, Tiger, Hund und Frösche aus den Klängen heraus. Dann wieder ein plötzlicher Wechsel, ein langsamer Part, bei dem die Bläser, immer lauter werdend, Klänge Wagnerscher Wucht produzieren.

Udo Moll sagte über das Entstehen solcher Musik, "wir schmuggeln kleine Fragmente in die Stücke, die dann Ausgangspunkt sind für Improvisationen". Und dies nicht ohne den Spaß an ausgefallenen, scheinbar völlig abseitigen Melodien, zu denen sie auch die passenden Stories liefern. Etwa die von Ernst Mosch, einst König der volkstümlichen Weisen, der früher aber Jazzer war. "Und dann stellte er fest, dass man in der Volksmusik mehr verdienen kann", sagten die Musiker und stimmten selbst Alpenländische Klänge an ("Dompfaff"), die sie bald darauf in schiffssirenenlaute Töne umwandelten.
Die Musiker liefern auch immer wieder Erfahrungen der Grenzbereiche ihrer Instrumente, seien es schreiend laute Töne oder ein leises Blubbern aus Tuba und Posaune, das an die Motoren alter amerikanischer Straßenkreuzer denken ließ. Klänge wie aus dem musikalischen Experimentierlabor, auf eine sehr interessante Weise verrückt, vor allem aber auch: gekonnt!

Später sang Carl Ludwig Hübsch zur Musik, etwa zu einem Titel von Sun Ra und seinem Orchester: "The Sound of Joy is Enlightenment", und das in einer sehr ausdrucksvollen Weise. Eine Melodie, die ich nach dem Konzert noch lange im Ohr hatte. Ebenso wie auch die Zugabe, den kubanischen Revolutionssong "Commandante Che Guevara", bei dem der Gesang von Hübsch von einem Trauermarsch aus dem Balkan begleitet wurde.

Ein wunderbar kräftiger Konzertabend, bei dem die Freude am Improvisieren im Vordergrund stand! 

Der Dämpfer für die Posaune: klein und handlich – der
Dämpfer für die Tuba: groß wie eine Suppenschüssel
Wenn man den Tubisten nur von hinten auf's Foto
bekommt, dann gibt es zum Glück noch das 
Spiegelbild im blankgeputzten Instrument.

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