Montag, 19. Februar 2018

Fun Horns

Heute standen die Fun Horns auf der Jazz-Bühne des Forum Gestaltung.
Volker Schlott – Sopransaxophon, Altsaxophon, Flöte
Jörg Huke – Posaune
Nikolaus Neuser – Trompete, Flügelhorn
Falk Breitkreuz – Tenorsaxophon, Bassklarinette, Flöte

Konzertveranstalter Warnfried Altmann freute sich über ein volles Haus und stellte fest: "wenn alte DDR-Jazzer kommen, dann ist der Saal voll". Die Fun Horns, die sich 1986 zusammenfanden und auch in Magdeburg vor vielen Jahren schon einmal bei Jazz in der Kammer spielten, nahmen diese Bemerkung auf und machten im Laufe des Programms immer mal wieder witzige Anmerkungen zu lange zurückreichenden Musikstücken. Ansonsten spielte die Geschichte der Band eher keine Rolle. Bis auf das unverkennbar große Publikumsinteresse.

Die vier Blechbläser beginnen ihr Konzert beinahe unhörbar leise. Nur ein leises Atemgeräusch ist aus dem Blech zu hören, bis dann Nikolaus Neuser auf der Trompete und Volker Schlott auf dem Saxophon unisono eine sehr leise, zarte Melodie zu spielen beginnen. Eine Melodie, die sich, allmählich lauter werdend, zu einer Begrüßungsfanfare entwickelt. Ein Stück mit beinahe klassischer Anmutung. Erst später stimmen Falk Breitkreuz mit der Baßklarinette und Jörg Huke an der Posaune ein, es entwickelt sich ein instrumentaler Wechselgesang. Gleich zu Beginn war auch wieder zu merken: das kleine, aber feine Magdeburger Jazz-Publikum lauscht äußerst aufmerksam. Auch – oder ganz besonders – an den leisen Stellen. 

Bei allem Kraftpotential des Blechs gab es von den leisen Stellen einige. Etwa wenn die Musiker ihre Instrumente percussiv einsetzten, nur mit den Händen auf die Mundstücke von Trompete und Posaune schlugen, mit den Klappen des Saxophons klapperten und dann leise und swingend in die Instrumente bliesen. Bis sie dann, bevor die Musik allzu gefällig wird, laut loströten, jeder einen anderen Rhythmus spielen und erst in den letzten drei oder vier Takten wieder zueinander finden.

Dabei werden die Instrumente auch außerhalb von eingängigen Melodien und Rhythmen gespielt. Jörg Huke beginnt seine Posaune mit tiefsten Tönen zu spielen, beinahe nur ein Schnarren, variiert dann die Tonhöhe in Naturtonschritten, es ist wie ein spielerisches Herantasten an das Instrument. Wunderbar, wie dann daraus wieder Melodien enstehen, die die anderen aufnehmen.

Volker Schlott berichtet von Reisen, bei denen die Band sich Inspirationen holt. Oder von einer Jazz-Lyrik-Prosa-Aufführung. "Mit Olaf Schubert, das war eine einmalige Sache", sagt Volker Schlott. Die Musiker sind immer für neue Ideen gut. Ohne aber die alten zu vergessen. "Last Dream" wird gespielt, "Ein Lied, das im Sommer 89 entstand", wie Schlott sagt, "als noch keiner wirklich ahnen konnte, was da kommen würde". Sanft klingt die Musik. Nostalgisch vielleicht, aber da ist sich der Zuhörer schon nicht mehr so sicher, ist das nostalgisch, weil man gerade die Geschichte dazu gehört hat oder hat sich tatsächlich die Musik seitdem weiterentwickelt.

Noch ein Stückchen Vergangenheit gibt es, als sich die Musiker für den Titel "Altes Lager" von einem alten sowjetischen Truppenlager inspirieren lassen und dabei wild (und völlig unmilitärisch) drauf los spielen und sehen, wohin das führt. "Echtzeitkomposition" sagt Volker Schlott später dazu. Witzige Sache, so wie vieles andere auch. Aber dafür heißen sie ja schließlich auch "Fun Horns". So sind dann auch immer wieder komödiantische Elemente enthalten, die den Musikern auf der Bühne auch selbst Spaß machen.

Ruhigere Töne dann in "Wedding", einem sanften Liebeslied (wenn man Wedding in der Bedeutung von Hochzeit übersetzt und nicht als Berliner Stadtteil sieht). Sie wären aber nicht die Fun Horns, wenn sie nicht gleich darauf wieder in ganz lebhafte Klänge überleiten würden, irgendwo zwischen Dixiland und Karibik. Am Ende dieses Abends voller Abwechslung, voller Spaß an der Musik stand der "Blustekuchen", ein Blues, der zum Marsch wird. 


1 Kommentar:

  1. ei allen wohlgezügelt-freien Intermezzi im Sinne des Spaßes im Bandnamen war mir persönlich das Maß des Leisesohligen und Behutsam-Akademischen etwas zu groß geraten. Trotzdem durfte man den Funhorns an jenem Abend vielleicht immerhin eine 79 auf der bis 100 reichenden Brötz-Skala für Jazzintensität geben, wenn ich Peter Brötzmann hier einmal als Namensgeber dieser Maßeinheit festlegen darf. Denn Spaß kann Sanftheit mit hohem Schwierigkeitsgrad ebenso innewohnen wie professioneller Expressivität. Insofern war es wieder einmal ein wunderbares Konzert. Vielen Dank! Hans-P. Wannewitz

    AntwortenLöschen