Montag, 15. Mai 2017

Benedikt-Jahnel-Trio

Heute war das Benedikt-Jahnel-Trio bei Jazz in der Kammer zu erleben:
Benedikt Jahnel – Piano
Marc Muellbauer – Bass
Tobias Backhaus – Schlagzeug

Zu Beginn des Konzertes  ("further consequences") füllten einzig Benedikt Jahnels Klavierklänge den Raum, perlende Tonfolgen, die er mit gedrücktem Pedal zu ineinander übergehenden Blöcken verbindet. Dann setzt mit tiefen Tönen, leise und zurückhaltend Marc Muellbauers Baß ein. Erst später kommt Tobias Backhaus am Schlagzeug hinzu. Ab da wird die Musik schneller und löst sich, bevor sie allzu gefällig wird, von den Harmonien. Melodiestückchen werden nur angedeutet, vom Spiel der linken Hand überlagert, Ohr und Geist des Zuhörers sind gefordert genau hinzuhören. Das Interessante an Jahnels Musik zeigt sich gleich am Anfang des Konzertes und setzt sich auch weiter fort: eine leicht klingende Musik, in die man sich leicht einhört und die doch von komplizierten Beziehungen lebt. Musik, die zu hören Freude macht.

Auch das zweite Stück, the circuit,  beginnt mit einem Piano-Solo. Voller Konzentration spielt Jahnel eine Ballade, ruhig, mit scheinbar leichtem Anschlag und doch kräftig und bestimmt. Was sich in der Beschreibung so widersprüchlich anhört, resultiert aus einer Kombination von klar angeschlagenen Einzeltönen und dem darunterliegendem Einsatz aller verfügbaren Finger, die Jahnel durch den Pedaleinsatz voluminös klingen läßt.

Muellbauer setzt mit einem Solo am Baß fort ("mirrors") – diesmal ist es Jahnel, der ihn begleitet. Die tiefen Saiten des Klaviers dämpft er mit der Hand, läßt dem Baß die Melodieführung. Später kommt er wieder zu einer balladenartigen Melodie zurück, die er zu einer fröhlichen Melodie werden läßt.

Die meisten Stücke des Abends stammen von der neuen CD des Trios, die gerade vor wenigen Wochen bei ECM erschienen ist. Ein paar hatte Jahnel aber auch der vorherigen CD entnommen, so wie das von der Berliner Wrangelstraße inspirierte "Wrangel" . Eine Sinfonie einer Großstadt eröffnet sich den Zuhörern. Ein Sommermorgen, an dem jemand am offnen Fenster Klavier spielt. Gefühlvoll, bis der Verkehr auf der Wrangelstraße einsetzt. Mit der Zwangsläufigkeit des Großstadtlebens wird die Musik kräftiger, lauter. Endlich: Feierabend. Die Stadt tanzt.

In "Equillibrium", einem Stück, in dem Backhaus' Schlagzeug einen starken Kontrast zum Klavier bildet, spielt Jahnel mit einem äußerst schnellen Stakkato beider Hände – eine Spieltechnik, die man nicht nur gehört, die man auch erlebt haben muß. Der Bechstein-Flügel des Forum Gestaltung kam zur vollen Geltung. Als die letzten Töne verklangen, blieb das Publikum noch sekundenlang ruhig und ließ die Töne bis zur Stille ausklingen.

Kurz vor Schluß stand ein kompliziertes Stück Musik, bei dem Jahnel und Backhaus eine äußerst komplizierte rhythmische Struktur entwickelten. Immer schneller werdende, scheinen ihre gegenseitigen Blicke einander zu fragen "und, kommst du noch mit?" Ja, und dies noch eine ganze Weile. Selten zu sehen, wie direkt der Schlagzeuger einbezogen wurde.

Letztes Stück: das noch unveröffentlichte "pure face". Wenn das "wahre Gesicht" der der Band so aussieht, dann ist es ein sehr konzentriertes, dessen Rhythmen man am besten live zuhört. Teils experimental, teils Maschinenmusik, dann wieder sehr melodisch verklingend. Ein toller Konzertabend!


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