Donnerstag, 13. Februar 2014

Jugendjazzorchester Sachsen-Anhalt

Das Konzert des Jugendjazzorchesters Sachsen-Anhalt im Magdeburger Schauspielhaus begann kräftig und mit lautem Bläsereinsatz. "Sugar" von Bob Florence klang eher beinahe rockig als nach typischem Big-Band-Sound. Es war, als würden die Musiker gleich im ersten Stück zeigen wollen, was sie nach ihrer gerade zu Ende gegangenen gemeinsamen Arbeitsphase im Kloster Michaelstein so drauf haben. Und das war wirklich eine Menge – an Repertoire ebenso wie an musikalischem Können.


Ansgar Striepens, übrigens bereits seit 15 Jahren Dirigent und künstlerischer Leiter, wies in seiner Anmoderation darauf hin, daß "das Programm in diesem Jahr sehr gesanglastig sei". Und in der Tat, in diesem Jahr kam die Sängerinnen und Sänger besonders oft auf die Bühne. Bereits seit einigen Jahren sind die vier im Orchester und bestens aufeinander eingestimmt. Ihre im Quartett gesungenen Stücke im Stil der Andrew-Sisters zu hören war eine Freude, aber ebenso auch jeder einzeln im Solo. Mir ist zum Beispiel Ruslan Wellners Interpretation eines alten Luther-Liedes in Erinnerung geblieben, eine Mischung aus einem wie aus der Zeit gefallenen Liebesliedes mit modernem Bigband-Sound. Oder Lisa Zwinscher mit Händels Oh mighty truth – ein Stück, das das Orchester ganz leise ausklingen ließ. Diese Stücke stammen aus der Beschäftigung des Orchesters mit Werken der Alten Musik, was immer eine interessante Mischung erwarten läßt. Interessant auch, daß sich viele Musiker schon seit Jahren wieder von Volksliedern inspirieren lassen oder diese neu interpretieren, so wie Sara Bodemann mit ihrem sowohl kräftig als auch gefühlvoll gesungenem "die Gedanken sind frei". Viel näher an der Jazz-Musik dann beispielsweise Kurt Weils Musik zu Brechts Mecki Messer, von Domenica Richter und dem Orchester musikalisch in den Geist der Entstehungszeit des Stückes gebracht.

Trotz der vielen Vokalstücke, der größte Teil des Abends gehörte der Instrumentalmusik. Oft im typischen Big-Band-Sound, wo die gut abgestimmten Bläsersätze der Band gefallen haben. Mal kräftig, laut und dynamisch, wie in den ersten Stücken des Abends, mal auch ganz leise und melancholisch wie in Bob Florence's "Autumn", und immer perfekt im Timing. Schön, daß auch viele der Musiker ihr Solo bekamen, kurz nach vorn kamen. Auch wenn dafür immer nur kurz Zeit blieb, so wurden doch die einzelnen Musiker akustisch erkennbar, die sich ansonsten dem Gesamtklang des Orchesters möglichst gut unterordnen müssen (was schließlich die Bestimmung eines Orchsters ist).

Die Musiker des Jugendjazzorchesters sind zwischen 14 und 24 Jahre alt. Durch die gesetzte Obergrenze ergibt sich von Jahr zu Jahr immer ein gewisser Wechsel. In diesem  Jahr kam es mir so vor, als wäre die Band deutlich verjüngt. Ansgar Striepens konnte das bestätigen und erläuterte, "Bei den Workshops waren es über 60 Musiker, zum Konzert heute wurden 27 ausgewählt. So sind auch einige neue Musiker hinzugekommen". Schön zu hören, daß es nach wie vor ein großes Interessse an der Mitarbeit im Jugendjazzorchster gibt, und so allmählich die nächsten Musikergenerationen herangezogen werden.

Es war wieder ein ungeheurere Freude, der Band zuzuhören.Nicht nur mir, sondern wohl allen im Publikum. Kleine Anekdote dazu: die ältere Dame neben mir fragte mich nach dem Konzert "sagen Sie bitte, sind das eigentlich Profimusiker?". Nun ja, was soll man da antworten – eigentlich schon, ja.



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