Freitag, 12. April 2019

Mateen, Kugel, de Joode

Der zweite Teil des Clubabends der Magdeburger Jazztage gehörte einem der Großen des afroamerikanischem Jazz. So jedenfalls kündigte Warnfried Altmann den New Yorker Saxophonisten Sabir Mateen an. "Wir haben hier jemanden, auf den in der Jazzszene gehört wird", sagte Altmann über Mateen. Anstelle von Warren Smith (der aus gesundheitlichen Gründen nicht den langen Flug nach Europa antreten durfte) saß Klaus Kugel am Schlagzeug, zusätzlich kam Wilbert de Joode am Baß hinzu, also der Bassist des vorangegangenen und der Schlagzeuger des folgenden Konzertes (ursprünglich waren Mateen/Smith als Duo angekündigt). Diese Besetzungsänderung wurde erst kurz vor dem Konzert zwischen den Musikern vereinbart – etwas, was so spontan nur auf einem Festival möglich ist.
Sabir Mateen – Sax
Klaus Kugel – Drums, Percussion
Wilbert de Joode – Bass

Die drei Musiker beginnen unvermittelt mit voller Kraft. Allen voran die klaren Töne auf Sabir Mateens Saxophon, zu denen Klaus Kugel kräftige Rhythmen beiträgt, bei denen er außer den großen und kleinen Trommeln eine Vielzahl an Gongs und Glocken klingen lässt. Diese percussiven Stellen sind es dann auch, die dem Zuhörer zwischendurch einige Augenblicke der Ruhe in einem insgesamt kräftigen Konzert geben. Wilbert de Joode zupft den Bass mit voller Dynamik, zieht an den Saiten, streicht ihn, klopft darauf und hebt sich mit diesem kräftigen Spiel aus dem Hintergrund der Musik heraus.

Sabir Mateen, der recht schwerfällig auf die Bühne kam, ist als er zu seinem Instrument greift, an musikalischer Kraft aber nicht zu bremsen. Als Kugel und de Joode mit ihren ausklingenden Instrumenten eine kurze Pause andeuten, schaut er nur kurz zu ihnen rüber, als wollte er ihnen "doch jetzt noch nicht" sagen – und spielt weiter, den ganzen Set an einem Stück. Mateen lässt das Saxophon in hohen Tönen melodisch klingen, trötet tiefe Töne hinzu, in immer wilder werdendem Spiel.

Zwischendurch setzt  Sabir Mateen sein Instrument ab, hebt die Hand an den Mund und ruft und singt, von Baß und Schlagzeug begleitet, Worte ins Publikum. "No one can stop us", ist zu hören, der Auftritt bekommt etwas von Performance. Instant Poetry, sagt er mir später, keine vorher geplanten Texte, vielmehr in Worte gefasste Gefühle, die ihm bei der Musik einfallen.

Es war wirklich bemerkenswert, wie sich die drei Musiker ohne lange Absprachen auf dieses spontane Experiment einließen. Gemeinsam spielen sie, als gäbe es schon eine sehr lange Verbindung zwischen den dreien, so gut sind Baß und Schlagzeug auf den amerikanischen Saxophonisten eingespielt. Großartig!


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