Mittwoch, 26. Januar 2022

Vorschau 2022

Unter den Bedingungen der Corona-Pandemie (und den Einschränkungen des öffentlichen Lebens) ist eine langfristige Planung von Konzerten schwierig. Deshalb gab es bisher noch kein fertiges Jahresprogramm. Heute endlich kam die erlösende Nachricht von Warnfried Altmann: das Jahresprogramm für 2022 steht!

Das Programm für 2022 stellt den Gesang und die menschliche Stimme in den Mittelpunkt. Und es bietet wieder eine Mischung aus ganz verschiedenen Spielarten des Jazz. Mit vielen Musikern, die noch nie hier in Magdeburg zu erleben waren. Ich bin schon gespannt drauf!

Aktuell dürfen die Konzerte unter 2-G-Bedingungen (Zutritt für geimpfte/genesene) stattfinden. Zumindest für die nächste Zeit plant Sachsen-Anhalt keine Verschärfung der geltenden Schutzmaßnahmen. Das macht Hoffnung darauf, dass die Konzerte stattfinden können.

21.02.2022, 20:00
Maria Raducanu Trio (Rumänien, Deutschland)
Maria Raducanu – Gesang,
Jan Roder – Bass,
Michael Griener – Schlagzeug

21.03.2022, 20:00
Pisarovic und Dörner (Kroatien, Deutschland)
Vesna Pisarovic – Gesang
Axel Dörner – Trompete

21. bis 24.04.2022
Magdeburger Jazztage
u.a. Ernie Watts Qartett, Roger Hanschel & String Thing Quartett
Das Programm wird separat veröffentlicht.

16.05.2022, 20:00
Almut Kühne und Jan Heinke
Gesang und Stahlcello/Obertongesang


20.06.2022, 20:00
Kira Linn + Katharina Koch                           
Baritonsaxophon und Gesang

Juli/August – Sommerpause

19.09.2022, 20:00
Phil Minton / Lu Hübsch
Gesang + Tuba
(USA, Deutschland)

17.10.2022, 20:00
Jacobien Vlasman Trio

21.11.2022, 20:00
Leopolis Quintett (Ukraine, Litauen, Bulgarien, Deutschland)
Uliana Horbachevska – Stimme
Petras Vysniauskas – Sopransaxophon
Antoni Donchev – Piano
Christian Ramond – Bass
Klaus Kugel – Schlagzeug

19.12.2022, 20:00
An Ayler XMas
The Music of Albert Ayler & Songs of Christmas
Mars Williams – Saxophon, Flöte
Jaimie Branch – Trompete, Electronics
Knox Chandler – E-Gitarre, Electronics
Mark Tokar – Bass
Klaus Kugel – Schlagzeug

Sonntag, 23. Januar 2022

Vorschau Februar: Trio Maria Raducanu

Auch im Februar-Termin steht dem diesjährigen Jahresthema von Jazz in der Kammer entsprechend die Stimme im Vordergrund. Am 21. Februar 2022 um 20 Uhr steht das Trio Maria Raducanu auf der Bühne des Forum Gestaltung Magdeburg. 

Maria Raducanu – Vocals
Jan Roder – Kontrabass
Michael Griener – Schlagzeug

Jan Roder und Michael Griener waren bereits mehrfach in Magdeburg zu erleben. Maria Raducanu ist mir bislang noch unbekannt. Die Beschreibung in der Konzertankündigung macht mich aber schon neugierig. 

Maria Raducanu ist eine rumänische Ethno-Jazzsängerin mit breitem weltmusikalischemHorizont. Die musikalische Autodidaktin spielte schon in jungen Jahren Geige und Gitarre und hatte im Alter von fünfzehn Jahren ihre Stimme"entdeckt“. Seitdem erhielt sie höchste Auszeichnungen und wird von Publikum und Kritikerngleichermaßen gelobt.
Maria Tanase und Edith Piaf waren ihre wichtigsten Einflüsse, und ihr subtiler,eleganter Gesang verzaubert ihr Publikum überall.

Freitag, 21. Januar 2022

Sophie Tassignon: Mysteries Unfold

Der zweite Teil des Doppelkonzertes gehörte der Stimme von Sophie Tassignon, die allein mit ihrem Elektronik-Set auf der Bühne stand. 

Als Sophie Tassignon auf die Bühne kommt und zu elegischen Elektronikklängen singt, da klingt das zunächst nach einer Mischung irgendwo zwischen Mittelaltermusik, osteuropäischer Folklore und indischen Ragas. Einige russische Worte höre ich heraus, und später erklärt sie auch die Herkunft der Musik aus einem russischen Film. 

Auch in den weiteren Liedern behält die Musik ihren geheimnisvollen Unterton, harmoniert mit den oft etwas düsteren Texten, etwa wenn in descending tide das zurückgehende Wasser die Liebe mit sich fort nimmt. Oder in La nuit der Kampf von Tag und Nacht beschrieben wird – und die Nacht gewinnt, wie sie dazu sagt. Zischende Stimmen, die sie ihrem Gesang überlagert, bringen eine geheimnisvolle Stimmung.

Julie Sassoon

Das Doppelkonzert von Julie Sassoon und Sophie Tassignon war bereits für den 20. März 2002 geplant. Mit diesem Datum fiel es in die erste Welle der pandemiebedingten Schließung von Veranstaltungsorten und Absagen von Konzerten. Nach fast zwei Jahren konnte es nun nachgeholt werden. "Wenn der Spruch, dass Vorfreude die schönste Freude ist", bemerkte Gastgeber Norbert Pohlmann dazu, "dann hatten wir jetzt zwei Jahre voller Freude". 

Im ersten Teil des Doppelkonzertes war Julie Sassoon solo am Klavier zu erleben.

Ihr Konzert begann Julie Sassoon zum Stecknadel fallen hören leise. Am Bechstein-Flügel stehend ließ sie nur wenige Töne klingen, leicht angeschlagen und lange gehalten. Scheinbar zufällig kamen die Töne, etwa so, wie die ersten Tropfen eines Regens hier und da auf die Erde auftreffen. Der Langsamkeit Raum geben, dem Nachhall der Töne lauschen, das bestimmt den Anfang des Konzertes. Faszinierend ist es (umso mehr, als man es jetzt live erleben kann), wie sich dieses leise Spiel dann allmählich steigert, an Dynamik und Tempo gewinnt. Als sie später zu einem sehr melodisch gespielten Klavier auch noch einzelne Töne singt, da verschmelzen Instrumentenklang und Stimme, man überlegt, was da Ursprung der neu hinzukommenden Töne ist.

Sonntag, 16. Januar 2022

Ein wahres Elend, der verdammte Krieg – Gedenkkonzert zur Zerstörung Magdeburgs

Heute vor 77 Jahren kam der Krieg zurück nach Magdeburg, wurden bei einem Bombenangriff große Teile der Stadt dem Erdboden gleichgemacht. Das Forum Gestaltung erinnerte mit einem Konzert an diesen Tag, seine Opfer und seine Vorgeschichte. 

Warnfried Altmann – Saxophon
Hermann Naehring – Schlagwerk, Percussion
Mahamad Isaa – Rezitation
Norbert Pohlmann – Filmcollage, Übersetzung, Rezitation

Norbert Pohlmann fragte angesichts der bis heute an jedem Tag irgendwo auf der Welt stattfindenden Kriege zu Beginn des Konzertes ins Publikum und auch sich selbst "hat es noch Sinn, Jahr für Jahr in sich wiederholender Form an diesen Tag zu erinnern?". Und lieferte auch die Antwort, über die er mit Mohamad Issa zuvor nachdachte. "Ich bin mir etwas weniger sicher, er mehr". Mohamad Issa, der vor dem Krieg in seiner syrischen Heimat floh, hat den direkten Bezug zu Krieg und Zerstörung – und gab dem auch in seiner Lyrik Ausdruck. Norbert Pohlmann trug diese Texte dann auf deutsch vor.

Aber auch aktuelle Vorgänge, das Erstarken rechter Kräfte, hatte Norbert Pohlmann im Sinn. In Anlehnung an den Begriff der political correctness rief er auf, "Lassen Sie uns human correct sein. Und lassen Sie uns ein 'dennoch' mitdenken. Denn noch ist es nicht zu spät. Noch kann man etwas tun."

Mohamad Issa sprach in seinen Gedichten vom Asyl, das ihm gegeben wurde, und von Gedanken an die Heimat, bei denen das Herz fast platzt. In seinen Gedichten gab es Erinnerungen an Friedenszeiten und Berichte vom Krieg in der Heimat. Und in der deutschen Übertragung erinnerte das an griechische Heldensagen, wie die vom Untergang Trojas. Die Geschichte der Kriege ist alt. Und sie ist leider nicht zu Ende. 

In einem Gedicht hieß es "Welche Schuld tragen die Kinder?". Die Frage war wie eine Vorschau auf die Filmcollage. In der zum Ende auch die Toten des Krieges vorkamen. In endlosen Reihen von Särgen, in Bildern von Menschen, die die Reihen von Toten auf der Suche nach Angehörigen abgingen. Und, wohl am berührendsten, in den Anblicken toter Kinder, die Hände über der Brust gefaltet, das Haar sich noch leicht im Wind bewegend.