Freitag, 12. April 2019

Jan Klares 2000

Der Clubabend der Magdeburger Jazztage im Forum Gestaltung begann mit Jan Klares neuem Projekt "2000" und sehr kräftig gespielter Musik.
Michael Vatcher – Drums
Jan Klare – Saxophon
Steve Swell – Posaune
Bart Maris – Trompete
Elisabeth Coudoux – Cello
Wilbert de Joode – Bass 

Jan Klare war in Magdeburg bei Jazz in der Kammer bereits früher mit seinem Projekt "1000" zu hören. Damals im Quartett, nun um Elisabeth Coudoux und Steve Swell zum Sextett vergrößert, was die klanglichen Möglichkeiten erweitert. Zu Beginn ist (in Clown for breakfest) nur der Bass zu hören, ab und an von einem scheinbar zufällig eingestreuten Schlagzeug unterbrochen. Dann aber setzten bald die Bläser mit einem kräftigen Gleichklang ein, mit wuchtigen Klängen, vielleicht wie im Orchestervorspiel einer Wagner-Oper und einem unwahrscheinlich stark gespieltem Schlagzeug. Ein experimentierfreudiger Bart Maris an der  Trompete wechselt sich ab mit einem anfangs eher sinfonisch klassisch klingenden, später kräftig improvisierendem Cello. Auch wenn die Band sehr kräftig spielt, bleibt sie an vielen Stellen melodisch, vielleicht auf ihre eigene Art von melodisch. Voller Intensität spielen sich Bart Maris von der linken Seite der Bühne her und Steve Sweell und Jan Klare von der rechten Seite der Bühne her gegenseitig Tonfolgen oder kleine Melodien zu, variieren sie, ein interessantes Zusammenspiel, bei dem die Tonquellen auf der Bühne sich gleichsam hin und her bewegen.

Zu Steve Swell begeisterndem Einsatz der Posaune trommelt Michael Vatcher auf allem, was er überhaupt zur Verfügung hat, bis sich dann Bläser und Rhythmusgruppe zu einem großen Gleichklang zusammenfinden. Passend dazu bearbeitet Wilbert de Joode seinen Bass so kräftig, dass man meint, die Saiten müssten reißen. Nein, Sorgen um das Instrument müsse ich mir nicht machen, erklärte er mir: "ich mag das Instrument ebenso wie andere Musiker ihre".

Allmählich gewöhnt sich das Ohr an die Kraft der Musik, hört man feinere Strukturen heraus. Dennoch ist es zwischendurch auch mal eine wohltuende Abwechslung, als die beiden Streicher ihren Solopart haben und nur leise von den Bläsern begleitet werden. Als nach diesem sinfonischen Intermezzo alle wieder "ihr eigenes" spielen, wild drauf los, weiß man was Norbert Pohlmann in seiner Anmoderation meint, als er sagte, "wir können heute ein Konzert mit kräftigen Individualisten hören". Am Ende finden sich dann aber alle in ganz leisen Bläserklängen wieder zusammen.

Im letzten Stück, Pavement, sind Anklänge an Dixiland- und Big-Band-Sound zu hören. Bei den drei kräftigen Bläsern ist es kein Wunder, dass beim Hören Assoziationen aufkommen, die auf ein viel größeres Orchester schließen lassen. Auch die Zugaben dieses intensiven Konzertes hatten Anklänge an Oldtime-Jazz. "Etwas zum wieder runterkommen", wie eine Zuhörererin anmerkte.

Aus Jan Klares Konzept musikalische Motive neu zu arrangieren, die Musiker mit ihren Instrumenten wie in einem Gespräch über vorher skizzierte Themen "sprechen" zu lassen, ergaben sich interessante Klänge, die Spaß machten zuzuhören.


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