Freitag, 12. April 2019

Kugel, McPhee, Edwards, Swell

Mächtige Bläserklänge, begleitet von Bass und einem starken Schlagzeug, standen am Ende des Clubabends der Magdeburger Jazztage.
Klaus Kugel – Drums
Joe McPhee – Saxophon, Trompete
Steve Swell – Posaune
John Edwards – Bass

In seiner Anmoderation wies Warnfried Altmann darauf hin, dass „Klaus Kugel einer der Schlagzeuger ist, die gern engagiert werden, wenn amerikanische Solisten nach Deutschland kommen, weil er so kraftvoll spielt“. Und er machte auf den Untertitel der Magdeburger Jazztage hin. „Jetzt! Das ist aktuelle, das ist zeitgenössische Musik“. Über Joe McPhee sagte er, „es ist selten, dass jemand in dieser Weise die beiden so unterschiedlichen Instrumente Tompete und Saxophon spielt“. Auch bei diesem Konzert des Clubabends gab es wieder eine spontane Erweiterung des ursprünglich angekündigten Trios. Zu Klaus Kugel, Joe McPhee und John Edwards kam nun Steve Swell mit seiner Posaune hinzu.

Es war beinahe unfassbar, mit welcher Gewalt und Lautstärke Joe McPhee mit seiner Trompete und Steve Swell mit seiner Posaune die Töne ins Publikum blasen. Töne, in denen sich eine ungeheure Kraft entlädt. Klaus Kugel setzt ein wahres Feuerwerk an Trommelklängen hinzu. Das Gehör der Konzertbesucher wird frei geblasen von allem zuvor gehörten. Erst danach ist Zeit auch für leisere Klänge: Joe McPhee und Steve Swell halten sich zurück, Klaus Kugel zaubert Geräusche auf mit dem Bogen gestrichenen Gongs oder lässt Glocken klingen.

Dabei scheint Klaus Kugel der Ruhepol des Quartetts zu sein, auch wenn das für einen Schlagzeuger ungewöhnlich scheint. Selbst bei vollem Einsatz der kräftigen und zuverlässigen Maschinerie seines Schlagzeugs strahlt er Ruhe und Gelassenheit aus, wie er an seinen Drums sitzt.

John Edwards will hinter der Kraft seiner Kollegen nicht zurückstehen und traktiert seinen Bass mit Bogen und Händen, später holt er aus ihm quietschend Töne, beinah wie von Elektronik erzeugt klingend.

Das Zusammenspiel aller vier Musiker entwickelt sich aus sehr vielen akustischen Effekten, vor allem aus den kräftigen Klangvariationen von Trompete, Saxophon und Posaune. Joe McPhee lässt seine kleine Trompete schnalzen und fiepen, Steve Swell antwortet, mit dem Bauch sind Bässe fühlbar. Eine musikalische Klangvielfalt, die man auch mal mit geschlossenen Augen auf sich wirken lassen, einfach nur fühlen sollte. Wenn sie in den Tönen einer mexikanische Straßenkapelle ausklingt, liegt das ganz sicher an den beiden kräftigen Bläsern und dem darunter liegenden Rhythmus. Vielleicht sind das auch nur meine eigenen Assoziationen zum gehörten, denn insgesamt sind es die Emotionen, die die Musik des Quartetts bestimmen, keine vorher abgesprochenen Melodien. Joe MacPhee erklärte mir nach dem Konzert "everything happens in the moment", alles passiert jetzt – Jetzt!, so wie der Titel der Jazztage.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen