Gunter Hampel – bcl, vib, fl
Johannes Schleiermacher – ts, music easel
Cavana Lee-Hampel – voc
Bernd Oezsevim – perc
Das Konzert von Gunter Hampel und seiner Band ist eines der ersten nach der Corona-bedingten Zwangspause, die Künstler wie Kultureinrichtungen hart traf. Nach vier Monaten Konzertpause ist dieses Zusammentreffen von Musikern und Publikum wie ein kleiner Neuanfang. Vor Konzertbeginn, als alle noch im Innenhof des Forum Gestaltung stehen, gibt es viele Gespräche über Kunst und Kultur, über die Auswirkungen für die Künstler. Auch das Ambiente vor der Jazzbühne ist ungewohnt. Statt dicht gedrängt sitzen die Gäste nun auf anderthalb Meter Abstand, Paare dürfen auch enger, es ist nicht so kuschlig wie sonst und für die Frischluftzufuhr sorgen weit offene Türen, durch die hindurch an leisen Stellen die Rufe der Mauersegler die Musik begleiten.
Als das Konzert beginnt, sind diese Umstände aber sofort vergessen. Die Musiker beginnen erst leise zu spielen, tasten sich an die Möglichkeiten der ungewohnten Konzertatmosphäre, an ihr Publikum heran. Die Musik kommt von der Bühne anfangs zweigeteilt, links Cavana Lee-Hampels Gesang, mit ihr harmonierend Johannes Schleiermachers Saxophon, auf dem er anfangs nur einzelne kurze Töne rhythmisch wiederholt, kurze Tonfolgen spielt, von rechts mischen sich glockenhelle Töne des Vibraphons. So richtig geht gleich darauf die Post ab, als Gunter Hampel die sphärischen Vibraphonklänge unterbricht und zu seiner Bassklarinette greift. Ab da kommt die Band zu einem runden Gesamtklang, wird es jazzig improvisierend und laut auf der Bühne, Bernd Oezsevim legt kräftige Rhythmen drunter – die Band spielt sich in eine wunderbare, in eine wilde musikalische Übereinstimmung hinein. Ja, genau das hat mir so lange gefehlt!
Zwischendurch wechselt Johannes Schleiermacher immer wieder an seinen Synthesizer, erzeugt auf ihm mal Töne wie aus alten Weltraumfilmen, mal ein zwitscherndes Rauschen wie beim Durchstimmen des Frequenzrades eines alten Mittelwellenempfängers. Begeisternd, wie diese Töne erst mit dem Schlagzeug und dann mit Cavana Lee-Hampels Gesang interagieren. So wird die Elektronik zum gleichberechtigten Teil des Gesamtklangs. Dann setzt er seine Querflöte an den Mund und plötzlich tönen leise Flötentöne, die mich an Debussys Nachmittag eines Fauns denken lassen. Eben noch wild, ist die Musik der Band plötzlich still und zart.
Am Anfang des zweiten Set greift Gunter Hampel zur Querflöte, spielt leise vor dem Hintergrund des Schlagzeugs. Danach nimmt er seine Bassklarinette zur Hand, seine Tochter Cavana stellt sich neben ihn, und beide singen und spielen im Duett, später begleitet von Schleiermachers Synthieklängen, die so genau auf Gesang und Klarinette abgestimmt klingen, dass sich schwebende Interferenzen bilden. Für mich eine der begeisterndsten und faszinierendsten Stellen des Konzertes.
Die Band würde wohl auch schon rein instrumental funktionieren. Cavana Lee-Hampels Stimme trägt aber dazu bei, die Musik zu etwas ganz besonderem zu machen, ihre Stimme wird zu einem weiteren Instrument. Sie sieht ihren Anteil an der Musik eher als Klangbild, wie sie später nach dem Konzert sagt. Mal singt sie Folgen von Silben stakkatoartig, mal haucht sie beinahe nur ins Mikro, sorgt damit für die ganz leisen Stellen des Konzertes.
Am Ende des Abends, nachdem die Band beide Sets ohne jede Pause durchspielte, gibt es als Zugabe nochmal ein kurzes Stück, bei dem Musiker und Sängerin zu einem wildes Crescendo zusammenkommen. Laut, kräftig, fröhlich und wild. So wie das Leben ist die Musik.
Nach dem Konzert stand ich noch eine Weile mit den Musikern zusammen. Aus einem Gespräch über die Musik wurde bald eines über die ganze Welt, über Geschichte und Gegenwart. Gunter Hampel berichtete davon, wie er den Jazz kennenlernte. In seiner Heimatstadt Göttingen war das, 1945, als er mit sieben oder acht Jahren amerikanische GIs auf der Straße auf seinem Akkordeon etwas vorspielte und daraufhin ein Schwarzer aus seinem Jeep eine Gitarre hervor holte, kurz auf seine Melodien hörte und ihn dann begleitete. "Da habe ich das erste mal gejamt", sagte Hampel. "Das hat mein Leben verändert". Später, nach einem Architekturstudium, ging er nach New York um Musik zu machen, lernte dort auch seine Frau, die Jazzsängerin Jeanne Lee kennen. "Wir haben in der Bronx gewohnt, damals, als es dort noch viel Kriminalität gab", erklärte er, und berichtete auch von Reisen nach Indien, aber auch vom Leben der Schwarzen und der native Americans. Ein interessantes Gespräch, bei dem deutlich wurde, was ihn musikalisch antreibt: "Als Mensch Spaß zu haben an der Musik, beim Improvisieren die Freiheit ausdrücken". Wir hätten uns wohl noch stundenlang so unterhalten können, es war eine Freude mit Gunter Hampel zu reden.
Warnfried Altmann berichtete davon, dass der Kontakt zu Gunter Hampel eigentlich über Johannes Schleiermacher zustande kam: "Vor einiger Zeit hörte ich Johannes Schleiermacher auf seinem Tenor-Saxophon spielen und dachte, 'so ein junger Kerl und dann dieses Saxophonspiel'. Er hat für meine Begriffe auf eine weise Art gespielt. In diesem Jahr steht das Saxophon im Mittelpunkt von Jazz in der Kammer, da habe ich ihn mal angerufen und gesagt, 'Egal in welcher Besetzung, aber Du musst in diesem Jahr nach Magdeburg kommen'". Als ihm dann Schleiermacher antwortete, 'ich spiele bei Gunter Hampel in der Band ...' muss wohl auch Warnfried Altmann überrascht gewesen sein: 'Wie, Du kannst Gunter Hampel nach Magdeburg holen?'. Diese glückliche Fügung, den richtigen Menschen gefragt zu haben, bescherte den Magdeburger Jazzfreunden einen wunderbaren musikalischen Abend.
Der Saal des Forum Gestaltung, ausverkauft – und doch nicht mal halb voll. |
besser geht nicht,ich meine das Spielen und das zuhören und das darüber berichten ,das "feeling" der musik mit seiner langen,langen geschichte,die wir JAZZ nennen.ich habe bisher nur "mal reinhören" können,in den film den wir vom konzert gemacht haben-lb gr gunter hampel
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