Montag, 17. Februar 2020

Fabian-Dudek-Quartett

Vier junge Jazzmusiker, die voller Dynamik kräftige Klänge auf die Magdeburger Jazzbühne brachten: das Fabian-Dudek-Quartett, mit
Fabian Dudek – sax, comp
Felix Hauptmann – p, synth
David Helm – b
Fabian Arends – perc

Von Beginn an war es ein Erlebnis, die vier jungen Jazzer aus Köln auf der Bühne zu erleben. Man hatte gar keine Zeit, sich lange einzuhören, so plötzlich ging es von Null auf Hundert. Ungewöhnlich: ein Bass-Solo gleich am Anfang des Konzertes: mit der Kraft einer großen Maschine bediente David Helm den Bass mit Fingern und Bogen, erst schrammten tiefe Töne ins Publikum, dann holte er aus den Saiten Obertöne heraus, entlockte diesem großen Instrument ungewöhnlich hohe Klänge. Welch eine Ouvertüre! Als sich dann Felix Hauptmann am Flügel und Fabian Arends am Schlagzeug in die Musik einmischten ergab sich für kurze Zeit der Klang eines vergleichsweise "normalen" Klaviertrios, bis dann Fabian Dudek sein Saxophon kräftig blies, die Tonleitern rauf und runter kleine Melodieteile aneinanderreihend.

Spätestens nach dem ersten Stück hatten sich die Ohren in die Klänge des Quartetts eingehört, wurde die kräftige Musik vertrauter. Dabei gab es zwischen all der Wildheit immer wieder ruhigere Phasen, Gelegenheit zum ausruhen, wenn etwa ein Klaviersolo mit klaren, nachhallenden Akkorden kam. Aber nicht lange, dann knallte das Schlagzeug wie ein Schuss dazwischen. Interessante klangliche Assoziationen ergaben sich, als Klavier und Saxophon im Duett spielten. Eine eigentümliche Klangwolke, in der man sich allen Dissonanzen zum Trotz wohlfühlen konnte. 

Neben dem Klavier stand noch dessen elektronische Ausgabe. Über lang anhaltende Synthie-Klänge, über die Töne der E-Orgel, setzte Felix Hauptmann sparsam das Klavier ein, einzelne Töne nur. Später lieferte David Helm mit seinen Bass-Melodien die Grundlage für leises Klavierspiel. Erstaunlich, wie sich der Klang der Basssaiten mit dem der tiefsten Klaviersaiten mischt, wie die Instrumente akustisch ineinander übergehen.

Im ersten Set spielten die vier Musiker Part 1 bis Part 5 der aktuellen CD "Creating Meaning", die vom Charakter her sehr unterschiedlich waren. Im zweiten Set gab es auch einige unveröffentlichte Stücke, so wie eines, das Fabian Dudek ursprünglich für ein Konzert in München schrieb. "Und dann fanden wir keine Zeit zum üben", sagte er "nun spielen wir es heute zum ersten mal live. Es heißt immer noch 'Für München', aber heute ist es 'Für Magdeburg'". Eine Komposition, die konzentriertes Spiel erfordert. Fabian Dudeks Saxophon tritt in Dialog mit David Helms Bass, ehe ein wildes Durcheinander einsetzt, bei dem aber immer noch jedes einzelne Instrument vernehmbar bleibt.

Auch bei Limited in Time zeigt sich das Zusammenspiel von "vier ausgeprägten Individualisten", wie Warnfried Altmann die Musiker zu Beginn des Konzertes vorstellte. Jeder für sich steuert einzelne Teile zum Gesamtklang bei, einzelne scharf angeschlagene Töne des Klaviers, der gezupfte Bass, kleine Glöckchen und etwas Blech vom Schlagzeug und dann das Saxophon, dessen Einsatz das Quartettspiel überhaupt erst einleitet, dann schnelle Tonwechsel bringt und in einem Solopart beinahe schon sinfonisch anmutenden Jazz spielt. Nach einem letzten, ungewohnt leisen Stück gibt es zwei Zugaben, die noch mal mit voller Kraft gespielt werden.

Alle Titel der Band sind von Fabian Dudek komponiert, stehen eigentlich auch vollständig auf den Notenblättern. "Dennoch besteht die Musik, die wir spielen, zur Hälfte aus Improvisation", sagt Fabian Dudek. Was man auch beim Konzert erleben kann. Und wie ist das mit dem Titel der CD, Creating Meaning? Steckt die wörtliche Übersetzung, einen Sinn zu schaffen, auch in Deiner Musik, frage ich ihn. "Ganz sicher auch das", sagt Dudek, "aber es gibt sicher noch mehr dazu" und berichtet von einem Museumsbesuch in Los Angeles: "Neben einem Gemälde stand 'Creating Meaning' als Bildtitel, und das hat mich nicht losgelassen".


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