Stefanie Schlesinger – Gesang
Wolfgang Lackerschmid – Vibraphon
František Uhlíř – Bass
Guido May – Schlagzeug
Wolfgang Lackerschmid zu hören ist ein Erlebnis – wenn er die Metallplatten seines Vibraphons glockenhell und kräftig klingen lässt, in atemberaubendem Tempo, dann wieder leise und sanft spielt, aus dem Instrument gelegentlich auch mit dem Bogen angestrichen sphärische Töne wie die einer Glasharmonika entlockt.
Dazu dann der Gesang von Stefanie Schlesinger. Jazzstandards singt sie ebenso wie eigene Vertonungen literarischer Texte. Wenn Stefanie Schlesinger singt, überlassen Lackerschmid und sein Trio ihr die Bühne, begleiten sie zurückhaltend, füllen die Gesangspausen mit smoothigen Klängen. Und darin passen dann Schlesinger und Lackerschmid wunderbar zusammen. Kein Wunder, schließlich spielen sie schon seit Jahren gemeinsam, als Duo ebenso wie in anderen gemeinsamen Projekten.
Mit sanfter und doch so ausdrucksstarker Stimme singt sie "Can't help, lovin' that man" aus Showboat, haucht das Liebeslied gefühlvoll ins Mikrophon und interpretiert das Brecht-Gedicht "Erinnerungen an die Marie A." neu, auch hier nur vom Vibraphon leise begleitet, und das Publikum lässt dessen letzte Töne lange ausklingen, wie um der Wolke nachzusinnen, die so ungeheuer oben schon bald nicht mehr da war. Wunderbar.
Auch aus Stefanie Schlesingers neuem Hörbuch-Projekt Mein Violoncellchen – als Mozarts Bäsle errötete gibt es etwas. Das Bäsle ist Wolfgang Amadeus Mozarts Cousine Maria Anna Thekla Mozart. Aus den Briefen, die sich die beide Mozarts schrieben, singt und spricht Schlesinger. In Magdeburg war ein Lied zu hören, in dem sie mit schmachtender Stimme (und in Wolfgang Amadeus Mozarts Rolle) singt, "Dein süßes Bild, oh Bäschen, schwebt zu meinen Blicken, ..."
Lackerschmids Triopartner František Uhlíř am Bass und Guido May improvisieren in den instrumentalen Titeln frei drauf los, die drei wechseln sich mit Melodien und Rhythmen ab. Manches davon auch in völlig verrückten Kombinationen. "Ich bin ein Bayer", sagt Lackerschmid, "und ich stehe auf brasilianische Musik. Da habe ich mal versucht, beides zu kombinieren". Heraus kam ein Wortspiel ("Baierbaiao") als Titel und eine Musik, bei der vor allem Guido May gefordert war, der im Schlagzeugsolo den Schwung einer brasilianischen Trommelband und den Rhythmus des Karnevals auf die Bühne brachte.
Als dann der Jazz-Klassiker Windmills of your mind auf dem Programm steht, singt Stefanie Schlesinger anfangs beinahe unbegleitet, nur zu ein paar leichten Schlägen des Vibraphons, erst in der zweiten Strophe kommen Bass und Drums hinzu, auch ihre Stimme wird ab da kräftiger. Die vier verstehen was von Dynamik.
Lackerschmid hat immer ein paar Anekdoten parat, zum Beispiel wie er mal für den Trompeter Chet Baker eine Ballade schrieb. "1979 hatte ein Instrumental den Titel Why shouldn't you cry erhalten weil die Frauen nach der Aufnahme im Regieraum vor Rührung weinten. 1993 hat die Lyrikerin Tricia Tunstall den Text für eine Songaufnahme in New York gemacht, der Chets Spiel beschreibt." Instrumental erschienen auf der CD Welcome Back (1995), als Song erstmals 1993 von Lilias White in New York aufgenommen (auf der CD „New Singers, New Songs“ 1993). Stefanie Schlesingers Version erschien 2002 bei Enja, auf der CD „What Love Is“.
Am längsten aus seinem Trio steht Lackerschmid mit seinem Bassisten František Uhlíř auf der Bühne. "Mit František habe ich bereits vor 1989 gespielt. Besonders war eine gemeinsame Tour genau während der sanften Revolution, bei der uns das tschechoslowakische Fernsehen begleitete", sagt Lackerschmid, "seitdem spielen wir oft zusammen". Der akustische Bass ergänzt als eher leises Instrument mit seinen erdigen tiefen Tönen die hellen Klänge des Vibraphons.
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