Donnerstag, 28. September 2017

Jugendmusikfest – Jugendjazzorchester

Die zweite Hälfte des Doppelkonzertes auf der Bühne des Magdeburger Moritzhofes innerhalb des Jugendmusikfestes Sachsen-Anhalt gehörte dem Jugendjazzorchester Sachsen-Anhalt. Einige der Musiker der vorher aufgetretenen Kon-Big-Band konnten dabei gleich auf der Bühne bleiben, da sie Mitglied beider Orchester sind.


Vor dem Konzert begrüßte Claus Dietmar George, Geschäftsführer des Landesmusikrates Sachsen-Anhalt, die jungen Musiker. In seiner kurzen Rede wies er darauf hin, daß das Jugendjazzorchester in diesem Jahr das 500. Reformationsjubiläum mit mehreren Auftritten in Wittenberg unterstützt hatte und nahm gleich vorweg, daß davon auch etwas im Programm zu hören sein würde. Und mit sichtlichem Spaß erinnerte er an die Thesen eines anderen Reformators, als er hinzufügte "und ich freue mich schon auf das Jahr 2348, wenn das Kommunistische Manifest sein 500. Jubiläum hat". Er begrüßte auch Katrin Brechmann, die Direktorin des Landesmusikfestes, im Publikum. 


Das Orchester begann mit Bolivia von Cedar Walton äußerst kräftig und zeigte, wo es zu einem großen Teil des Abends hingehen sollte: zu einem modern gespielten Big-Band-Sound, der Spaß machte zu hören, und bei dem auch die Freude an der Musik zu spüren war.

Neben den instrumentalen Stücken gab es mehrere gesungene. Tammy Brückner sang sowohl gefühlvoll als auch kräftig das Nothing ever changes my love to you von Jack Seagal & Marvin Fisher. Später auch Songs wie How insensitive, dessen Titel im Gegensatz zur geradezu sensitiven, samtig warmen Stimme der Sängerin steht, oder For the time being, melancholisch und nur ganz sparsam von Bass und Piano begleitet, was eine magische Stimmung erzeugt. Marie Orlowski singt den Deedles Blues voller Leidenschaft, legt Liebe, Sehnsucht und Verzweiflung in die Textzeilen Come back baby. Später auch noch das Top hat, white tie and tails – Filmmusik von Irving Berlin, zu der bereits Fred Astaire tanzte. Über die neue Sängerin der Band sagte Ansgar Striepens, "ein wunderbares Talent, ich freue mich bei jeder neuen Arbeitsphase darüber, was für neue tolle Musiker hinzukommen". 

Das Jugendjazzorchester liefert immer wieder ungewöhnliche Interpretationen eigentlich bekannter Stücke. So wie die von Summertime, in der die wilde Seite eines Sommers betont wird, der so anders als der aus dem Original von Gershwin zu sein scheint. Auch in der Musik zu Luther sucht das Orchester neue Aspekte, sich den alten Traditionen anzunähern. Conviction kommt so kräftig daher wie es das Wort des Reformators gewesen sein muß. Interessant auch Yo Josquin, ein dem Renaissance-Komponisten Josquin Desprez gewidmetes Stück von Ansgar Striepens. "Ein Komponist, den Luther geschätzt hat", sagte Striepens dazu, "ich habe versucht, den Klang der Luther-Zeit mit der Musik zu verbinden, wie sie heute aktuell ist, mit dem hiphop". Orgelklänge scheinen aus den Reihen der Bläser zu kommen, tief und dunkel, zuerst allein, später vom Schlagzeug zu einem Rhythmus gezwungen, in den sich kräftig das E-Piano mischt. Musik aus der Vor-Luther-Zeit mischt sich mit der von heute, am Ende steht dann aber wieder "Ein' feste Burg ist unser Gott".

Mit One Man Band von Bob Mintzer, einem Komponisten, der bereits einige Mal in den Programmen der Band auftauchte, und mit easy money von John Clayton als Zugabe ging das Programm zu Ende. Kräftige Klavierakkorde am Beginn von Bob Mintzers Komposition scheinen untypisch für den Bigband-Sound und werden folglich auch bald von den Bläsern eingeholt, die die Klaviermelodie aufnehmen und wandeln. Was da entsteht, könnte auch als Fanfare für ein Sportereignis dienen. Die klaren Melodien werden im zweiten Teil von komplizierten Rhythmen konterkariert.

Ansgar Striepens arbeitet mit mehreren Bigbands als Komponist, Arrangeur und Dirigent und kennt dadurch die bundesweite Bigband-Szene recht gut. Im Gespräch nach dem Konzert freute er sich über die Unterstützung, die es in Sachsen-Anhalt für die musikalische Bildung der Jugendlichen gibt, und meint das auch über den Jazz- und Big-Band-Bereich hinaus, wenn er feststellt "mit dem Jugendmusikfest habt Ihr in Sachsen-Anhalt eine wunderbare und wertvolle Institution". 

Das Jugendjazzorchester war unter Leitung von Ansgar Striepens in folgender Besetzung zu hören:
Friederike Bartel (as), Laurenz Heinrich (as), Hannes Kempa (ts), Karl Lehsnau (ts), Hannes Röder (ts), Paul Littich (bs)
Moritz Gresch (tr), Hagen Jannicke (tr), Erik Krakow (tr), Florian Raepke (tr), Josephine Stansky (tr)
Moritz Anthes (tb), Linus Berg (tb), Florian Hertel (tb), Tobias Marquard (tb)
Mathis Nicolaus (p)
Virginia Lauckert (g), Joel Podolski (g)
Tilman Geske (b)
Max Dost (dr), Stephan Gebauer (dr)
Tammy Brückner (voc) Marie Orlowski (voc)


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