Montag, 16. Dezember 2024

Hub Hildenbrand: Invocation

Es ist selten, dass ein Solo-Musiker auf der Magdeburger Jazzbühne zu hören ist. Meist lädt Warnfried Altmann Bands in seine Jazzreihe ein. Diesmal war es aber mal der Fall: der Gitarrist Hub Hildenbrand kam nur mit einer Gitarre und sparsamer Elektronik auf die Bühne. Dort bezauberte er das Publikum mit seiner Musik.

Hub Hildenbrand in Magdeburg
bei "Jazz in der Kammer"

"Seine Musik ist ein Gebet", sagte Norbert Pohlmann vom Forum Gestaltung zur Ankündigung des Musikers, "und sein Gott ist ein Jazzer". Und wie zur Bestätigung begann das Konzert mystisch, mit sparsamer Beleuchtung und Bühnennebel. 

Hub Hildenbrandt zaubert aus seiner Gitarre sphärische Klänge, gezupft, ab und an auch mit dem Filz eines Trommelschlegels geschlagen oder mit einem Bogen gestrichen. Es entstehen Klänge und Tonfolgen, die vom musikalischen Hintergrund her nicht leicht zu verorten sind - am ehesten vielleicht irgendwo in der Heimat der Gitarren und Lauteninstrumente, in Spanien oder dem Orient.

Über seine Musik schreibt Hub Hildenbrandt: 

"Musik ist für mich die Sprache tiefster Gefühle. Sie kann einen mystischen Raum offenbaren, der völlig irrational erscheint, aber in Wirklichkeit zutiefst menschlich ist. Es ist mein größter Lohn, wenn diese Musik direkt zur Seele spricht, und ich als Musiker eine tiefe Verbindung mit meinem Publikum spüre."

Diese Verbindung ist auch in Magdeburg da, das Publikum im voll besetzten kleinen Saal des Forum Gestaltung lauscht gebannt, wenn Hub Hildenbrandt  Gitarre spielt, oder wenn er dazu singt: lautmalerisch, einzelne Silben einer selbst erfundenen Sprache, die in ihrer gesungenen Form schamanisch klingt. Da meint man einem alten Ritual beizuwohnen. 

Alles fügt sich zu einer harmonischen Einheit zusammen, wie sie selten zu hören ist. Die Musik ist so deutlich im Raum präsent und  zugleich so zart, dass der Fotograf Mühe hat, einige Stellen zu finden, an denen das Klicken der Kamera nicht stört. Als Hildenbrand zum Geigenbogen greift, da erinnern mich die Klänge an eine Glasharmonika. Diese Art des Gitarrenspiels war für mich völlig neu¹.

Nach dem Konzert antwortet Hub Hildenbrand auf die Frage nach der Herkunft seiner Musik: "Da steckt auch etwas aus dem türkischen und armenischen Raum drin, die Musik dort berührt mich und ich wollte sie auf meine Gitarre übertragen." 

¹Anekdote am Rande: ... und dann berichtete mir später jemand davon, ausgerechnet bei einer Hardrock-Band eine solcherart mit dem Bogen gestrichene Gitarre gehört zu haben.

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