Donnerstag, 21. April 2022

Shake Stew: "Heat"

Zum Auftaktkonzert der 5. Magdeburger Jazztage "Jetzt" stand die österreichische Band „Shake Stew“. In der Musik der Band trifft Fusion auf Afro Beat und Big-Band-Bläsersätze. Ein großartiger Beginn des Festivals im ausverkauften Gartensaal des Gesellschaftshauses.

Lukas Kranzelbinder – Kontrabass, E-Bass, Guembri, Leader
Fabian Rucker – Altsaxophon
Johannes Schleiermacher – Tenorsaxophon, Flöte
Mario Rom – Trompete
Tobias Hoffmann – E-Gitarrre
Niki Dolp – Schlagzeug, Perkussion
Christian Eberle Marquez – Schlagzeug, Perkussion

Was für eine wilde Klangvielfalt gleich von Beginn an! Die Band begann mit den ersten beiden Titeln des aktuellen Albums "Heat". Die zwei (!) Schlagzeuger der Band legen schnelle und mitreißende Rhythmen vor, die vom Sound der Bläser überlagert werden. Afrikanisch geprägte Rythmen, Big-Band-inspirierte Bläsersätze – all das mischt sich zu einem modern urban global big band sound. Eine Musik, zu der man schon nach den ersten Takten am liebsten aufstehen (das Konzert fand im bestuhlten Saal statt) und sich bewegen möchte (und das muss schon was heißen, wenn sogar ich als Tanzmuffel so etwas schreibe...). 

Als es später leiser wird, Lukas Kranzelbinder zur marokkanischen dreisaitigen Laute Gimbri greift, da klingt Afro-Pop durch, wie man ihn von Künstlern wie Fela Kuti kennt. Von Johannes Schleiermachers Querflöte kommen Vogelstimmen und vom vorher so kräftigen Schlageug hölzerne Klänge der Schlitztrommel und leise prasselnder Regen. Es ist wie ein Umschalten auf Weltmusik-Klänge. "Die nordafrikanische Musik hat meine Musik geprägt", sagte mir Kranzelbinder nach dem Konzert, "aber auch Musiker wie der Wiener Joe Zavinul". Kein Wunder, wenn einige der Bläsersätze nach Fusion Music klingen, wenn die Bläser beinahe unisono langegezogene Melodien spielen. Als die ersten beiden Stück nach langen Variationen und Improvisationen enden, sagt Kranzelbinder dem Publikum: "Auf der CD ist es kürzer. Aber man verliert sich als Musiker so leicht in diesen meditativen Klängen".

Das folgende "Shake the Dust" beginnt mit einem leisen Duett beider Schlagzeuger, das sich zu unbändiger Kraft weiterentwickelt, als Bläser, Gitarre und Bass hinzukommen. Es folgt ein Stück, das die Band erst durch einen Zufall mit nach Magdeburg nehmen konnte, wie Kranzelbinder erklärt: "wir können das Stück nur spielen, wenn wir einen Gitarristen dabei haben (der in der aktuellen Besetzung im Programmheft nicht aufgeführt war). Nun ist uns ganz kurzfristig unser zweiter Bassist ausgefallen, und erst gestern haben wir Tobias Hoffmann für das Konzert heranholen können".  Die Anmerkung zum Gitarristen erklärt sich gleich von selbst: Tobias Hoffmann spielt seine E-Gitarre mit langen Riffs, zum Teil im Slide-Gitarren-Stil, leise, melancholisch. 

Zu "No more Silence" sagte Kranzelbinder "Das Stück ist schon etwas älter, aber der Titel ist schon etwas bedeutungsschwanger, denn re beschreibt sehr gut das, was wir zwei Jahre lang empfanden". Sax-Klänge wie von Joe Zavinul (oder, woran ich ich erinnert fühlte, von Klaus Doldinger), Fusion Music mit etwas elektronischem Hall, vom Schlagzeug in Schwung gebracht. Wow!  

Und immer wieder gibt es nach kräftiger Musik lange meditative Passagen – die dennoch nicht unbedingt leise waren, eher ein versinken lassen im Klang. So wie das letzte Stück des Konzertes, grilling crickets in a straw hut, mit einer langen Geschichte zum Hintergrund (geht am besten zu einem der nächsten Konzerte und lasst sie Euch selbst erzählen), und nochmal gibt es Musik im afrikanisch inspiriertem Fusion-Sound.



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