Montag, 16. Dezember 2019

Baars – Kneer – Elgart

Heute waren drei Musiker in Magdeburg, die für kräftige und experimentelle Töne auf der Magdeburger Jazzbühne sorgten.
Ab Baars – Tenorsaxophon
Meinrad Kneer – Bass
Bill Elgart – Schlagzeug

Das Konzert war das letzte der Schlagzeug-dominierten Konzertreihe des Jahres 2019. Und so bestimmte dann auch ganz zu Recht Bill Elgart die Bühne. Er spielte nicht einfach nur Schlagzeug, er wurde eins mit seinen Instrumenten, sitzt nicht nur stoisch da, sondern wirbelt beinahe mit der Geschwindigkeit seiner Stöcke herum, bringt seinen ganzen Körper in Einsatz, wenn er seine Trommeln und Becken schlägt, es gibt kaum einen Ruhepunkt. Was für den Fotografen übrigens sehr schwierig ist, aber das soll bei der Musik keine Rolle spielen.

Zu den ruhigeren Teilen des Abends gehören die Stellen, in denen Meinrad Kneer mit seinem Bass in den Vordergrund tritt. Oft spielt er ihn in experimentellen Techniken, weit abseits klassischer gezupfter oder gestrichener Spielweisen. Etwa wenn er die Seiten des Basses extrem kurz greift, noch unterhalb des Griffbrettes, und darauf dann hohe Tonfolgen, mit Tonabstand von geschätzt Viertel- oder Achteltönen streicht. Dann spielt auch Elgart leise, lässt hier und da helle Glöckchen klingen oder legt einen ganz leisen Marschrhythmus unter die Bassklänge. Als dann Ab Baars statt seines sonst sehr kräftig geblasenen Saxophons zur Shakuhachi, der japanischen Bambusflöte greift, klingt die Musik der drei fernöstlich, sanft und mystisch, ein wenig nach buddhistischen Tempelklängen und lädt ein in Trance zu versinken.

Die Musiker spielen die beiden Sets des Abends in einem Stück durch. Ihr hoch konzentriertes Spiel überträgt sich auf die Zuschauer, die so aufmerksam lauschen, dass es kaum Gelegenheit zu Zwischenapplaus gibt. Den hätten sich die Musiker ganz sicher hier und da verdient, nur hätte der den Fluss der Musik gestört. Nein, das Publikum wollte alle Feinheiten der Musik hören, einer Musik, die auf der Bühne völlig frei entsteht. "Die Entscheidung zum Wechsel von Szenen, die treffen wir ganz spontan, das hängt alles vom Erleben des Abends ab", sagen die Musiker später. Ohne eine kurze Zugabe geht es nicht von der Bühne und am Ende kann ich nicht mal genau sagen, wen ich mehr bewundere, Bill Elgart mit seinem wilden Schlagzeug, die experimentellen Streicherklänge von Meinrad Kneer oder das kräftige Sax von Ab Baars. Letztlich lieferten die drei eine tolle Gesamtleistung, bei der auch an den kräftigen Stellen die Instrumente gleichberechtigt nebeneinander standen und die leisen Stellen dem Ohr Gelegenheit zum Ausruhen boten. Das Konzert setzte einen schönen Gegenpunkt zu den draußen bereits überhand nehmenden weihnachtlichen Klängen – die wilde Musik blies die Ohren frei für Neues.

Ein Nachtrag: der Beitrag ist auf den 16.12., den Tag des Konzertes, datiert, in den Blog eingestellt habe ich ihn aber tatsächlich erst Ende Dezember. In den Tagen nach dem Konzert lagen so viele andere Termine, dann kam Weihnachten ... und erst danach war Zeit zum Schreiben. Mea culpa. Sorry for that delay.


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