Félicie Bazelaire – Cello
Pierre Borel – Saxophon
Antonio Borghini – Kontrabass
Patricia Bosshard – Geige
Emilio Gordoa – Vibraphon
Louis Laurain – Trompete
Hannes Lingens – Schlagzeug
Michael Thieke – Klarinette
Als die acht Musiker am Beginn des Abends jeder für sich kurze Melodien anspielen, Rhythmen klopfen, Klangvariationen und Tonfolgen probieren, nehmen sie die Zuhörer zugleich mit in die Entstehungsgeschichte ihrer Musik. Scheinbar zufällig angeordnet, sortieren sich diese kurzen Ton-Schnipsel allmählich neu, aus anfangs einzelnen Melodien ergibt sich allmählich ein faszinierender Zusammenklang.
Diese Ouvertüre, bei der die Musiker im Halbrund auf der Bühne stehen oder sitzen, ist nur von kurzer Dauer. In einer Kurzweiligkeit, die darauf angelegt ist, immer neue Ideen zu sammeln, wechseln die Musiker die Melodie – oder ihre Position oder ihre Spielpartner. Man hat gerade begonnen, sich einzuhören, schon gibt es etwas Neues. Dabei wird nicht nur mit Klängen und Spielweisen experimentiert, sondern auch mit dem Raum, indem die Musiker nahezu jede Position auf der sechs mal sechs Meter großen Bühne einnehmen, ständig unterwegs sind. Und reicht ihnen das nicht, dann geht es mit den Instrumenten zwischen die Reihen der Zuhörer, auf diese Weise die Bühne erweiternd. So muss sich nicht nur das Ohr des Zuhörers neu orientieren – auch der Blick versucht den Tönen zu folgen, die mal von hier, mal von dort her klingen. Es immer wieder verblüffend, was woher tönt. Sphärische Klänge aus dem mit dem Geigenbogen angestrichenen Vibraphon etwa, oder rhythmisches Klopfen vom Cello her.
Auch ohne Worte, ohne eine Beschreibung oder Erklärung der Musik ergibt sich der faszinierende Eindruck eines Theaterstücks, bei dem die Protagonisten auf der Bühne wechselnde Auftritte haben. Bereits der Titel des Programms trägt zu einer solchen Erwartungshaltung bei. Das ist Anlass zu eigenen Assoziationen bei den Konzertbesuchern, die jeder für sich selbst versuchen, sich eine potentielle Handlung vorzustellen. Später spaltet sich das Ensemble in zwei Gruppen auf, die sich in entgegengesetzte Ecken der Bühne zurückziehen, jede für sich spielen. Welch Drama (um im Bild zu bleiben) mag dahinter stecken! Am Ende dann das große – und nun wieder gemeinsame – Finale.
Als Zugabe gab es etwas minimal music, in einer lauten Form, die am Ende zu einer ganz leisen Melodie wird.
Nach dem Konzert sprach ich mit den Musikern über die Ideen, die ihrem Programm zugrunde lagen. Wie ist das nun mit dem „Flop“? „Vielleicht ist das nur ein Wortspiel“, sagten sie, „etwas, was sich bei den Proben so ergeben hat“. Und sie erklärten weiter, „Nichts was wir spielen ist vorher geplant, alles entsteht auf der Bühne neu“. Was so sicher nicht ganz stimmt, denn immerhin gab es doch vorher Absprachen, Spielregeln, Klangmuster als Bestandteile des Konzertes? Dazu sagte Antonio Borghini: „Es gibt Regeln, und es gibt die Möglichkeit diese Regeln zu ignorieren“. Und so entstand aus diesen Bestandteilen plus menschlichem Faktor eine wunderbare Performance.
Beim Publikum blieb das Gefühl zurück, ein zwar mit Worten schwer beschreibbares, aber auf jeden Fall großartiges Stück erlebt zu haben. Musik, die man wirklich nicht nur gehört, sondern auch live auf der Bühne erlebt haben muss. Bei den acht wunderbaren Musikern trifft Spielfreude auf Ideenreichtum. Wenn sie wieder irgendwo zu erleben sind: gehen Sie unbedingt hin!
Emilio Gordoa traute seinem Vibraphon nicht nur musikalisch einiges zu, auch mechanisch musste es viel aushalten. |
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen