Christof Thewes – Posaune
Axel Dörner – Trompete
Jan Roder – Bass
Rudi Mahall – Klarinette
Michael Griener – Schlagzeug
Die Enttäuschung – dieser doch recht merkwürdige Name der Jazzband provoziert ja geradezu ein Wortspiel. Dann soll es dieses also gleich am Beginn geben: wer erwartet haben sollte, enttäuscht zu werden, wurde von dieser Erwartung enttäuscht. Die fünf Musiker überraschten das Magdeburger Publikum mit einer sehr lebendigen Musik, die sie mit erkennbarem Spaß auf die Bühne brachten. Dazu trugen auch die lockeren Moderationen von Rudi Mahall bei, die gleichsam improvisiert wie die Musik erschienen und die das an keine Konventionen gebundene und doch in der Tradition des Jazz verwurzelte Erscheinungsbild der Musik unterstrichen. Vielleicht ist es sogar so, dass die Musik der Band am besten im Zusammenhang von Wort und Musik zu verstehen ist, in der Verbindung von Mahalls etwas seltsamen, hintergründigem Humor und einer Situationskomik, die sich auch auf das Publikum überträgt. Die Stücke sind oft so benannt, daß sich schon daraus kleine Geschichten ergeben. Etwa „Christian und Isolde“ („zum Wagner-Jahr“, wie Mahall sagt), „Jan an einem Stück“ oder „Lavaman“ (Hört Euch diese bei einem der nächsten Konzerte am besten selbst an ).
Am Beginn klang die Musik nach Dixiland, was auch an Rudi Mahalls Klarinette als tonangebendes Instrument lag. Daraus entwickelte sich dann ein Big-Band-Sound, als die drei Frontmänner der Band an Trompete, Posaune und Klarinette in einen gemeinsamen Bläsersatz einstimmten. Ganz anders dann der folgende Titel („Fälschlich“), der mit schrillen, disharmonischen Fanfarenklängen eingeleitet wird. Michael Griener legt am Schlagzeug schnelle Rhythmen vor, in die sich die anderen Musiker einordnen.
Auch Jan Roder am Baß bleibt nicht nur die Rolle der Hiuntergrundbegleitung vorbehalten. „Der spielt so kräftig, daß er keinen Verstärker braucht“ sagt Mahall und holt ihn für ein Stück auch mal nach vorn auf die Bühne, mitsamt Instrument. „Jetzt featuren wir mal unserer Bassisten – hören Sie mal nicht auf die Bläser, sondern auf den Baß“. Nicht ganz einfach, weil natürlich (und vielleicht auch Teil eines musikalischen Witzes?) die Bläserstimmen viel kräftiger sind.
Bei aller Wildheit der Musik ist das Durcheinander ein nur scheinbares, aus dem man die akkurat gespielten Stimmen heraus erkennt. Es erfordert Konzentration und genaues Hören, den musikalischen Wendungen zwischen harmonischen und disharmonischen Abschnitten zu folgen. Aber es macht eben auch Spaß.
„Warum mache ich Musik?“, fragt Rudi Mahall ins Publikum und liefert kurz darauf, als niemand die Antwort weiß, diese selbst: „Wegen Geld“. Was dann auch die Bezeichnung des folgenden Titels ist. Daran schloß sich „Reicht Euch Jazz?“ an, bei dem er mit seinen Klarinettentönen durch die unterschiedlichsten Musikstile irrlichtert, mal harmonisch mit den anderen beiden Bläsern übereinstimmend, mal schrill drauflosspielend. Dazu trommelt Michael Griener kräftige, stampfende Maschinenklänge in einem Rhytmus, den er Kurt Weill entlehnt haben könnte. Dem Publikum reichte das alles nicht – es folgten noch einige Zugaben, nochmal waren die dreistimmigen Bläsersätze zu hören, wild und kräftig.
Nachtrag: Die Musiker machten mich auf zwei Fehler aufmerksam – ich hatte mich bei zwei Titeln verhört, die ich im Text erwähnte: „Lavaman“ und „Reich durch Jazz“. Zugleich schrieben sie aber, die von mir falsch gehörten Worte wären „aber auch ganz hübsche Titel“. Den ersten Fehler (ich hörte dort "Laber-Man") habe ich inzwischen korrigiert, schließlich ist "Lavaman" ja auch der Titel der aktuellen CD der Band. Wegen der netten Antwort – und weil mir sonst auch noch meine Pointe im letzten Absatz verlorengeht – lasse ich den zweiten Fehler ("Reicht Euch Jazz") mal einfach so stehen. :-)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen