Gilbert Paeffgen — Schlagzeug, Appenzeller Hackbrett
Oliver Kuster — Piano, Harmonium
Urban Lienert — Elektrischer und akustischer Bass
Wie erwartet bot der Abend ungewohnte Klänge. Dafür sorgten bereits die beiden für den Jazz ungewöhnlichen und untypischen Instrumente Harmonium und Hackbrett.
Ein Harmonium kannte ich bisher nur aus kleinen Dorfkirchen (und – diese kleine Abschweifung in völlig andere musikalische Gefilde sei mir gestattet – wer wissen will, wie interessant und vielfältig diese in der allgemeinen Aufmerksamkeit weitgehend untergegangenen Instrumente klingen, der möge mal in ein Konzert des Harmonisten Matthias Müller gehen). Diese Instrumente sind dann meist relativ große Musiktruhen, beinahe so groß wie ein Klavier, mit Pedalen zum Winderzeugen.
Oliver Kusters Harmonium ist dagegen ein viel kleineres, nicht einmal koffergroßes Instrument. Der Blasebalg für die notwendige Luft wird mit einer Hand betätigt, die andere spielt. Ein leises Instrument, das Kuster in Wechselspiel mit dem Klavier einsetzt.
Gilbert Paeffgens Hackbrett dagegen ist ein stimmgewaltiges, mal sanft, mal metallisch scharf gespieltes Saiteninstrument, der hiesigen Zither ähnlich, jedoch mit Hämmern angeschlagen. Also eigentlich ein Verwandter des Klaviers. Und genauer gesagt, es ist ein Appenzeller Hackbrett; ich nehme an, auf diese Unterscheidung legen die Schweizer sehr viel wert. Dabei ist Paeffgen gar kein echter Schweizer, sondern ein vor Jahren zugereister Kölner. Legt man aber seine Musik zugrunde, dann mag man heraushören, daß er musikalisch in der Schweiz angekommen ist. Ohne dies hier genauer definieren zu können, klang oft etwas mit, was man auch in anderen Gebirgsregionen findet.
Überhaupt waren es die schwer einzuordnenden Zwischentöne der Musik, die dieses Konzert zu einem musikalischen Erlebnis machten. Wenn sich etwa etwa Urban Lienerts gestrichener Baß mit dem gleichfalls mit dem Bogen gestrichenen Hackbrett mischte, dazu dann noch der durch Papiereinlagen veränderte Klang des Pianos, dann ergab sich ich so etwas wie eine Mischung aus Obertongesang und Maultrommel. Beinahe schon das, was man Weltmusik nennt, nur eben jazziger.
In die ruhigen Passagen von Klavier und Baß mischte sich immer wieder das Schlagzeug ein, laut einen neuen Rhythmus vorschlagend. Fast schon merkwürdig, daß diese lauten, auch körperlich warnehmbaren Schlagzeugeinsätze nicht störten, sondern wie natürlich dazugehörten. Einige der Musiktitel meinte man auch in der Musik wiederzuerkennen, beispielsweise, den "Wind", der wie eine laue Sommerbrise begann und sich dann in ein percussives Experimentieren steigerte.
Der Abend klang mit einer Zugabe aus, bei dem noch einmal das Hackbrett, von Bass und Klavier begleitet, im Vordergrund stand. Ein interessanter Abend ging zu Ende, der noch lange in Erinnerung bleiben wird.
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