Im Februar stehen zwei Jazztermine im Kalender des Magdeburger Schauspielhauses.
Donnerstag, 13. Februar, 19:30 Uhr
Jugendjazzorchester Sachsen-Anhalt
Wie in den vergangenen Jahren tritt das Jugendjazzorchester Sachsen-Anhalt nach seiner Arbeitsphase im Kloster Michaelstein, in der die jungen Musiker eine Ferienwoche lang gemeinsam musizierten und übten, in Magdeburg auf und präsentiert die Ergebnisse der Arbeit. Uns erwartet ein Programm im Big-Band-Sound, teils instrumental, teils mit Gesang. Das Jugendjazzorchester auf der Bühne ist immer ein großes Erlebnis, wenn es zugleich mit jugendlicher Frische und großer Ernsthaftigkeit spielt.
Montag, 17. Februar, 20:00 Uhr (am regulären Montagstermin)
Ek Safar – One Journey
mit
Soumitra Paul – Tabla
Heiner Stilz – Klarinette
Nicolas Schulze – Piano
Die Musik von Ek Safar ist irgendwo zwischen Weltmusik und Jazz ansiedelt. Auf der Basis traditioneller indischer Ragas werden die Melodien improvisiert. Dennoch wirkt die Musik durch ihren immer ruhigen und harmonisch fließenden Ablauf beinahe hypnotisch – Musik zum Augen schließen, zurücklehnen und träumen. Zu den Tabla-Rhytmen gesellen sich Klarinette und Klavier, gelegentlich steht Soumitra Pauls indische Sprechgesang einem Mantra gleich über der Musik (Hörbeispiel).
Dienstag, 28. Januar 2014
Montag, 20. Januar 2014
ROSE HIP "Appetite"
Im Januar zu Gast im Magdeburger Schauspielhaus: Die Band ROSE HIP mit ihrem Programm „Appetite“.
Christiane Hagedorn – Gesang
Alex Morsey – Bass, Sousaphon, Tuba, Arrangement
Christian Hammer – Gitarre
Martin Scholz – Piano, Cornett
Christian Schoenefeldt – Schlagzeug
Das Konzert von Christiane Hagedorn und ihrer Band ROSE HIP fand vor ausverkauftem Haus statt. Auch wenn in den vergangenen Monaten die Zahl der Zuschauer (erfreulicherweise!) immer weiter stieg, so war doch der folgende Dialog an der Abendkasse schon sehr ungewohnt:
Zwei Karten bitte. – Haben Sie reserviert? – Nee, hätten wir sollen? – Na ja, eigentlich sind die Karten alle schon im Vorverkauf weg oder vorbestellt.
Es gab zum Glück doch noch Karten – es wurde halt alles an Stühlen ins Foyer des Schauspielhauses getragen, was nur irgend ging, inklusive der Barhocker, und ein paar Stehplätze gab es auch noch.
Vielleicht lag der Besucheransturm daran, daß seit langem mal wieder eine Sängerin auf der Magdeburger Jazzbühne stand (davor zuletzt im Mai 2012 Masha Bijlsma und im Januar 2010 Unni Løvlid). Und ein wenig sicher auch daran, daß diese Sängerin ihre familiären Wurzeln in Magdeburg hat. Wie auch immer, es hat sich gelohnt, dieses phantastische Konzert zu besuchen, und wer vorher schon mal in die Musik von ROSE HIP hineingehört hatte, der kam bestimmt wegen der Blues- und Soul-Balladen in ihrer abwechslungsreichen Instrumentierung.
Das Lied "Stalking you" zum Auftakt des Konzertes war gute Laune pur, dem Glatteisregen draußen zu trotz allerfeinste Sommermusik: "The Sun is hot, the sky is blue" hieß es darin und die rhythmischen Ska-Klänge aus Alex Morseys Sousaphon sorgten musikalisch für Sommer-Stimmung. Und gleich bei den ersten Liedern ist man überrascht davon, mit welcher Ausdruckskraft und welchem Stimmumfang die zierliche Frau auf der Bühne steht, mal leise ins Mikro haucht, oft aber kräftig und entschieden singt. Wenn Christiane Hagdorn in "Straight ahead" einen langsamen Piano-Blues mit kräftiger Soulstimme begleitet, dann kann man die Augen schließen und sich gedanklich in einen New Yorker Jazzclub versetzt fühlen.
In ihren Liedern erzählt Christiane Hagdorn kleine Geschichten, oft mit leisem melancholischen Unterton, der sich in der Musik wiederspiegelt. Eben noch ein Lied vom Verlassensein, so folgt (wie m richtigen Leben) das Finden der großen Liebe ("Sweet Stranger"). Aber immer wieder auch die melancholischen Töne: "Die in spring" (Stirb im Frühling) heißt einer der Titel, dessen Text von Gefühlen handelt, die einem trotz blühender Blumen die Kehle zuschnüren, einen todunglücklich machen. Oder in "just a word", ein Lied über das quälende Schweigen nach einem Streit ("Bitte sag wenigstens ein Wort", heißt es da). Dabei stehen diese traurigen Untertöne in den Texten oft in (gewolltem) Kontrast zur Musik. Diese kommt viel fröhlicher daher als die Texte vermuten lassen, und überhaupt, was heißt da Traurigkeit: schon das Titelstück der aktuellen CD, "Appetite", steht für den Appetit auf alles, auf das Leben, auf die Musik, die Freude, die Liebe.
Nach der Pause beginnt die Band den zweiten Set zunächst als Jazzquartett mit einem Instrumentalstück des langjährigen, vor einem Jahr verstorbenen Bandmitgliedes Robert Kretzschmar, der Christiane Hagedorn lange Zeit musikalisch begleitet hat. Und als sie sich später auf die Stufen der Bühne setzt und zu einem unvollendet gebliebenen Stück von Kretzschmar ihre später hinzugefügte Melodie "Missing Rob" singt und sie ganz leise ausklingen läßt, so ist dies wohl das anrührendste Stück des Abends.
Ganz im Gegensatz zu den nachdenklichen Liedern steht die Musik der Band, wenn sie wie in "Song for you" stark rhythmisch daher kommt. Das macht gute Laune und wären nicht die vielen Stühle – der Saal hätte getanzt. Und das lag sicher auch an den in vielen Liedern deutlich vorhandenen Balkan-Klängen, die weg von Blues und Soul führen und wild und fröhlich daherkommen. So auch in der Zugabe, einem türkischen Liebeslied, das musikalisch beinahe alle Erdteile umfaßt. Das Sousaphon klingt da plötzlich wie ein Didgeridoo, Christian Hammers Gitarre spielt dazu Melodien wie aus Ennio Morricones Westernmusik, spanische Rhythmen mischen sich ein – die Band wurde da zur Weltmusikband.
Die Musiker der Band sind selbst auch in mehreren anderen Jazz-Projekten unterwegs. Christiane Hagedorn wiederum steht am Hans-Otto-Theater Potsdam auf der Bühne, wenn sie grad nicht mit ihrer Band unterwegs ist. Vielleicht ein Grund, mal wieder ins Theater zu gehen (Potsdam ist ja nicht so weit entfernt).
Christiane Hagedorn – Gesang
Alex Morsey – Bass, Sousaphon, Tuba, Arrangement
Christian Hammer – Gitarre
Martin Scholz – Piano, Cornett
Christian Schoenefeldt – Schlagzeug
Das Konzert von Christiane Hagedorn und ihrer Band ROSE HIP fand vor ausverkauftem Haus statt. Auch wenn in den vergangenen Monaten die Zahl der Zuschauer (erfreulicherweise!) immer weiter stieg, so war doch der folgende Dialog an der Abendkasse schon sehr ungewohnt:
Zwei Karten bitte. – Haben Sie reserviert? – Nee, hätten wir sollen? – Na ja, eigentlich sind die Karten alle schon im Vorverkauf weg oder vorbestellt.
Es gab zum Glück doch noch Karten – es wurde halt alles an Stühlen ins Foyer des Schauspielhauses getragen, was nur irgend ging, inklusive der Barhocker, und ein paar Stehplätze gab es auch noch.
Vielleicht lag der Besucheransturm daran, daß seit langem mal wieder eine Sängerin auf der Magdeburger Jazzbühne stand (davor zuletzt im Mai 2012 Masha Bijlsma und im Januar 2010 Unni Løvlid). Und ein wenig sicher auch daran, daß diese Sängerin ihre familiären Wurzeln in Magdeburg hat. Wie auch immer, es hat sich gelohnt, dieses phantastische Konzert zu besuchen, und wer vorher schon mal in die Musik von ROSE HIP hineingehört hatte, der kam bestimmt wegen der Blues- und Soul-Balladen in ihrer abwechslungsreichen Instrumentierung.
Das Lied "Stalking you" zum Auftakt des Konzertes war gute Laune pur, dem Glatteisregen draußen zu trotz allerfeinste Sommermusik: "The Sun is hot, the sky is blue" hieß es darin und die rhythmischen Ska-Klänge aus Alex Morseys Sousaphon sorgten musikalisch für Sommer-Stimmung. Und gleich bei den ersten Liedern ist man überrascht davon, mit welcher Ausdruckskraft und welchem Stimmumfang die zierliche Frau auf der Bühne steht, mal leise ins Mikro haucht, oft aber kräftig und entschieden singt. Wenn Christiane Hagdorn in "Straight ahead" einen langsamen Piano-Blues mit kräftiger Soulstimme begleitet, dann kann man die Augen schließen und sich gedanklich in einen New Yorker Jazzclub versetzt fühlen.
In ihren Liedern erzählt Christiane Hagdorn kleine Geschichten, oft mit leisem melancholischen Unterton, der sich in der Musik wiederspiegelt. Eben noch ein Lied vom Verlassensein, so folgt (wie m richtigen Leben) das Finden der großen Liebe ("Sweet Stranger"). Aber immer wieder auch die melancholischen Töne: "Die in spring" (Stirb im Frühling) heißt einer der Titel, dessen Text von Gefühlen handelt, die einem trotz blühender Blumen die Kehle zuschnüren, einen todunglücklich machen. Oder in "just a word", ein Lied über das quälende Schweigen nach einem Streit ("Bitte sag wenigstens ein Wort", heißt es da). Dabei stehen diese traurigen Untertöne in den Texten oft in (gewolltem) Kontrast zur Musik. Diese kommt viel fröhlicher daher als die Texte vermuten lassen, und überhaupt, was heißt da Traurigkeit: schon das Titelstück der aktuellen CD, "Appetite", steht für den Appetit auf alles, auf das Leben, auf die Musik, die Freude, die Liebe.
Nach der Pause beginnt die Band den zweiten Set zunächst als Jazzquartett mit einem Instrumentalstück des langjährigen, vor einem Jahr verstorbenen Bandmitgliedes Robert Kretzschmar, der Christiane Hagedorn lange Zeit musikalisch begleitet hat. Und als sie sich später auf die Stufen der Bühne setzt und zu einem unvollendet gebliebenen Stück von Kretzschmar ihre später hinzugefügte Melodie "Missing Rob" singt und sie ganz leise ausklingen läßt, so ist dies wohl das anrührendste Stück des Abends.
Ganz im Gegensatz zu den nachdenklichen Liedern steht die Musik der Band, wenn sie wie in "Song for you" stark rhythmisch daher kommt. Das macht gute Laune und wären nicht die vielen Stühle – der Saal hätte getanzt. Und das lag sicher auch an den in vielen Liedern deutlich vorhandenen Balkan-Klängen, die weg von Blues und Soul führen und wild und fröhlich daherkommen. So auch in der Zugabe, einem türkischen Liebeslied, das musikalisch beinahe alle Erdteile umfaßt. Das Sousaphon klingt da plötzlich wie ein Didgeridoo, Christian Hammers Gitarre spielt dazu Melodien wie aus Ennio Morricones Westernmusik, spanische Rhythmen mischen sich ein – die Band wurde da zur Weltmusikband.
Die Musiker der Band sind selbst auch in mehreren anderen Jazz-Projekten unterwegs. Christiane Hagedorn wiederum steht am Hans-Otto-Theater Potsdam auf der Bühne, wenn sie grad nicht mit ihrer Band unterwegs ist. Vielleicht ein Grund, mal wieder ins Theater zu gehen (Potsdam ist ja nicht so weit entfernt).
Donnerstag, 16. Januar 2014
Gedenkkonzert im Forum Gestaltung
„Ein Wahres Elend, der verdammte Krieg“, unter diesem Titel stand auch in diesem Jahr wieder das Konzert zum Gedenken an die Zerstörung Magdeburgs am 16. Januar 1945. In diesem Jahr sang der Neue Magdeburger Kammerchor unter Leitung von Christian Hoffmann, begleitet von Warnfried Altmann (Saxophon) und Hermann Naehring (Schlagwerk).
In der Begrüßung der Konzertbesucher durch Norbert Pohlmann wurde die Schwierigkeit deutlich, ein solches Konzert einzuleiten, zugleich an das tausendfache Elend so vieler unschuldiger Menschen zu erinnern und dabei auch noch der Gefahr zu begegnen, daß seit Jahren auch Rechte diesen Tag für sich vereinnahmen wollen. Zum Konzert sagte er, daß nach den in den letzten sieben Jahren gezeigten Videocollagen etwas neues ausprobiert werden sollte, daß nun ein Chor, der im Forum Gestaltung beheimatete Neue Magdeburger Kammerchor gemeinsam mit improvisierenden Musikern das Programm gestalte.
Das Konzert begann mit ganz leisen Tönen eines vom Chor gesungenen Chorals, der zunächst ganz langsam und noch fast unmerklich von leisen Glockentönen aus Hermann Naehrings riesigem Instrumentarium begleitet wurde. Als Naehring begann, auf seinen Trommeln und Pauken auch lautere Töne anzustimmen, als Altmann sein Saxophon laut schreien ließ, fielen dem langjährigen Besucher der Gedenkkonzerte im Forum Gestaltung die in den letzten Jahren zur Musik gezeigten Bilder ein, Bilder vom Kreislauf aus Propaganda, Rüstung, Angriffskrieg, Bombardement und Tod. Eine wohl unvermeidliche Assoziation - wenn man die Augen schloß, sah man die schwarzweißen Filme deutlich vor sich. Überhaupt war es ein Abend der Assoziationen, die sich aus der ungewohnten, weil überhaupt nicht melodischen Kombination von Kammerchor und instrumentaler Improvisation ergab. So gab es mehrer, lange Passagen, wo der Chor unvermindert weitersang, als Schlagwerk und Saxophon ihn mit ihrer gesamten Kraft um ein mehrfaches übertönten. Nur noch an der Bewegung der Münder konnte man das Singen erahnen. Meine Gedanken gingen an den Streit zwischen gut (Chor) und Böse (Instrumente), zwischen Krieg und Frieden, schwarz und weiß, den für eine Zeit lang das Böse, laut tönende für sich entschied. Hermann Naehrings Interpretation, die er nach dem Konzert äußerte, gingen da eher in Richtung eines direkteren Bildes, als er sagte, „so war das eben im Bombenkrieg – die Menschen schrien, aber man konte sie im Lärm der Bomben nicht hören“. Schon wieder hatte ich eine Assoziation vor Augen: die schreiend aufgerissenen Münder in Picassos "Guernica".
Für den Chor war es sicher eine Herausforderung, gegen die dissonant und lautstark spielenden Instrumente ansingen zu müssen. Für die Zuhörer waren dies die besonders eindrucksvollen Stellen, an denen sie fassungslos ob der unerhörten Klänge lauschten, waren das die Stellen, die dem Titel des Konzerts besonders nahe kamen.
Der Neue Magdeburger Kammerchor zeigte die volle Breite seines musikalischen Könnens, sang nicht nur harmonische Chorsätze von Bach und anderen, sondern schaffte es auch, auf Zeichen seines Dirigenten bewußt "durcheinander" zu singen, Dissonazen in die Stimmen zu legen. Aber auch an anderen Stellen, unterstützt durch den starken Hall des Treppenhauses des Forum Gestaltung, sogar so etwas wie schweren Glockenklang heraushören zu lassen.
Überhaupt war die stark hallende Akustik bewußt in das Konzert einbezogen und von den Musikern ausgenutzt worden. Warnfried Altmann sagte dazu, warum das Konzert nicht wie sonst im Ausstellungssaal stattfand: "das Foyer haben wir bewußt wegen der Akustik gewählt, und für Hermann und mich, die wir auch oft in Kirchen spielen, war das ganz normal".
Das Konzert war für mich ein ganz besonderes Erlebnis: musikalisch anspruchsvoll – und wegen der experessiven Musik sehr schwer mit Worten zu beschreiben, was da zu hören war.
In der Begrüßung der Konzertbesucher durch Norbert Pohlmann wurde die Schwierigkeit deutlich, ein solches Konzert einzuleiten, zugleich an das tausendfache Elend so vieler unschuldiger Menschen zu erinnern und dabei auch noch der Gefahr zu begegnen, daß seit Jahren auch Rechte diesen Tag für sich vereinnahmen wollen. Zum Konzert sagte er, daß nach den in den letzten sieben Jahren gezeigten Videocollagen etwas neues ausprobiert werden sollte, daß nun ein Chor, der im Forum Gestaltung beheimatete Neue Magdeburger Kammerchor gemeinsam mit improvisierenden Musikern das Programm gestalte.
Das Konzert begann mit ganz leisen Tönen eines vom Chor gesungenen Chorals, der zunächst ganz langsam und noch fast unmerklich von leisen Glockentönen aus Hermann Naehrings riesigem Instrumentarium begleitet wurde. Als Naehring begann, auf seinen Trommeln und Pauken auch lautere Töne anzustimmen, als Altmann sein Saxophon laut schreien ließ, fielen dem langjährigen Besucher der Gedenkkonzerte im Forum Gestaltung die in den letzten Jahren zur Musik gezeigten Bilder ein, Bilder vom Kreislauf aus Propaganda, Rüstung, Angriffskrieg, Bombardement und Tod. Eine wohl unvermeidliche Assoziation - wenn man die Augen schloß, sah man die schwarzweißen Filme deutlich vor sich. Überhaupt war es ein Abend der Assoziationen, die sich aus der ungewohnten, weil überhaupt nicht melodischen Kombination von Kammerchor und instrumentaler Improvisation ergab. So gab es mehrer, lange Passagen, wo der Chor unvermindert weitersang, als Schlagwerk und Saxophon ihn mit ihrer gesamten Kraft um ein mehrfaches übertönten. Nur noch an der Bewegung der Münder konnte man das Singen erahnen. Meine Gedanken gingen an den Streit zwischen gut (Chor) und Böse (Instrumente), zwischen Krieg und Frieden, schwarz und weiß, den für eine Zeit lang das Böse, laut tönende für sich entschied. Hermann Naehrings Interpretation, die er nach dem Konzert äußerte, gingen da eher in Richtung eines direkteren Bildes, als er sagte, „so war das eben im Bombenkrieg – die Menschen schrien, aber man konte sie im Lärm der Bomben nicht hören“. Schon wieder hatte ich eine Assoziation vor Augen: die schreiend aufgerissenen Münder in Picassos "Guernica".
Für den Chor war es sicher eine Herausforderung, gegen die dissonant und lautstark spielenden Instrumente ansingen zu müssen. Für die Zuhörer waren dies die besonders eindrucksvollen Stellen, an denen sie fassungslos ob der unerhörten Klänge lauschten, waren das die Stellen, die dem Titel des Konzerts besonders nahe kamen.
Der Neue Magdeburger Kammerchor zeigte die volle Breite seines musikalischen Könnens, sang nicht nur harmonische Chorsätze von Bach und anderen, sondern schaffte es auch, auf Zeichen seines Dirigenten bewußt "durcheinander" zu singen, Dissonazen in die Stimmen zu legen. Aber auch an anderen Stellen, unterstützt durch den starken Hall des Treppenhauses des Forum Gestaltung, sogar so etwas wie schweren Glockenklang heraushören zu lassen.
Überhaupt war die stark hallende Akustik bewußt in das Konzert einbezogen und von den Musikern ausgenutzt worden. Warnfried Altmann sagte dazu, warum das Konzert nicht wie sonst im Ausstellungssaal stattfand: "das Foyer haben wir bewußt wegen der Akustik gewählt, und für Hermann und mich, die wir auch oft in Kirchen spielen, war das ganz normal".
Das Konzert war für mich ein ganz besonderes Erlebnis: musikalisch anspruchsvoll – und wegen der experessiven Musik sehr schwer mit Worten zu beschreiben, was da zu hören war.
Dienstag, 7. Januar 2014
Vorschau Januar
Vor dem Hinweis auf den Januartermin von Jazz in der Kammer gibt es für den Januar noch einen weiteren Konzerthinweis: den auf eines der Gedenkkonzerte anläßlich der Zerstörung Magdeburgs am 16. Januar 1945. Warnfried Altmann organisiert nun schon seit vielen Jahren an diesem Jahrestag ein Konzert im Forum Gestaltung, in unterschiedlichen Besetzungen.
Donnerstag, 16. Januar 2014, 20 Uhr
im Forum Gestaltung, Brandenburger Straße 10
“EIN WAHRES ELEND, DER VERDAMMTE KRIEG”
Improvisations-Konzert in Gedenken an die Zerstörung Magdeburgs
Mitwirkende:
Warnfried Altmann – Saxophon
Hermann Naehring – Schlagwerk
Neuer Magdeburger Kammerchor unter der Leitung von Christian Hoffmann
Durch die Einbeziehung des Chores mit seinen ganz anderen klanglichen Möglichkeiten in die kräftigen Töne von Schlagwerk und Saxophon wird sich das Konzert von seinen Vorgängern stark unterscheiden und ein einzigartiges Klangerlebnis werden (sofern man das zu diesem Anlaß überhaupt so sagen darf). Das Ende des Konzertes ist so gelegt, daß man nach dem Ausklingen der Musik Zeit hat, auf den Innenhof des Forum Gestaltung zu treten, um dort alle Magdeburger Glocken zu hören, die mit ihrem mächtigen Dröhnen an das Elend des Krieges erinnern.
Eine Woche später dann der gewohnte Jazztermin. Diesmal mit in dieser Reihe inzwischen schon fast ungewohnten Klängen – denn Gesang hatten wir hier schon lange nicht mehr gehört. Die Sängerin Christine Hagedorn kommt mit ihrer Band "Rose hip" und ihrem musikalischen Projekt "Appetite" nach Magdeburg. Bereits die Hörproben auf der Bandwebseite lassen aufhorchen. Was da unter der Beschreibung "Songs zwischen Acoustic Soul, Pop und Jazz" daherkommt, sind mit kräftiger Soulstimme gesungene Geschichten, die anzuhören ganz einfach Spaß macht.
Montag, 20. Januar 2014, 20 Uhr
ROSE HIP „Appetite“
Christiane Hagedorn – Gesang
Alex Morsey – Bass, Sous. Arr.
Christian Hammer – Gitarre
Martin Scholz – Piano
Christian Schoenefeldt – Schlagzeug
Donnerstag, 16. Januar 2014, 20 Uhr
im Forum Gestaltung, Brandenburger Straße 10
“EIN WAHRES ELEND, DER VERDAMMTE KRIEG”
Improvisations-Konzert in Gedenken an die Zerstörung Magdeburgs
Mitwirkende:
Warnfried Altmann – Saxophon
Hermann Naehring – Schlagwerk
Neuer Magdeburger Kammerchor unter der Leitung von Christian Hoffmann
Durch die Einbeziehung des Chores mit seinen ganz anderen klanglichen Möglichkeiten in die kräftigen Töne von Schlagwerk und Saxophon wird sich das Konzert von seinen Vorgängern stark unterscheiden und ein einzigartiges Klangerlebnis werden (sofern man das zu diesem Anlaß überhaupt so sagen darf). Das Ende des Konzertes ist so gelegt, daß man nach dem Ausklingen der Musik Zeit hat, auf den Innenhof des Forum Gestaltung zu treten, um dort alle Magdeburger Glocken zu hören, die mit ihrem mächtigen Dröhnen an das Elend des Krieges erinnern.
Eine Woche später dann der gewohnte Jazztermin. Diesmal mit in dieser Reihe inzwischen schon fast ungewohnten Klängen – denn Gesang hatten wir hier schon lange nicht mehr gehört. Die Sängerin Christine Hagedorn kommt mit ihrer Band "Rose hip" und ihrem musikalischen Projekt "Appetite" nach Magdeburg. Bereits die Hörproben auf der Bandwebseite lassen aufhorchen. Was da unter der Beschreibung "Songs zwischen Acoustic Soul, Pop und Jazz" daherkommt, sind mit kräftiger Soulstimme gesungene Geschichten, die anzuhören ganz einfach Spaß macht.
Montag, 20. Januar 2014, 20 Uhr
ROSE HIP „Appetite“
Christiane Hagedorn – Gesang
Alex Morsey – Bass, Sous. Arr.
Christian Hammer – Gitarre
Martin Scholz – Piano
Christian Schoenefeldt – Schlagzeug
Schlippenbach-Trio (Schwarzweiß-Fotos)
Hier sind wieder die Schwarzweißfotos von Thomas Hohlbein, mit denen er ein Jahr lang Jazz in der Kammer begleitet. Diesmal vom Konzert des Schlippenbach-Trios.