Der zweite Teil des Doppelkonzertes gehörte der Stimme von Sophie Tassignon, die allein mit ihrem Elektronik-Set auf der Bühne stand.
Als Sophie Tassignon auf die Bühne kommt und zu elegischen Elektronikklängen singt, da klingt das zunächst nach einer Mischung irgendwo zwischen Mittelaltermusik, osteuropäischer Folklore und indischen Ragas. Einige russische Worte höre ich heraus, und später erklärt sie auch die Herkunft der Musik aus einem russischen Film.
Auch in den weiteren Liedern behält die Musik ihren geheimnisvollen Unterton, harmoniert mit den oft etwas düsteren Texten, etwa wenn in descending tide das zurückgehende Wasser die Liebe mit sich fort nimmt. Oder in La nuit der Kampf von Tag und Nacht beschrieben wird – und die Nacht gewinnt, wie sie dazu sagt. Zischende Stimmen, die sie ihrem Gesang überlagert, bringen eine geheimnisvolle Stimmung.
Überhaupt, Überlagerung – das ist ein Hauptbestandteil ihrer Musik. "Schon in meiner Jugend in den 90ern habe ich mit zwei Kassettenrecordern experimentiert und versucht, meine Stimme selbst zu überlagern. Mit einem grauenhaftem Rauschen. Die heutige Technik mit den loop stations macht das einfacher." Die mehrfache Überlagerung von Stimme und zum Teil auch von zugespielter Musik ergibt Effekte, wie man sie sonst im Film aus der Überblendung von Szenen kennt. Experimentell und interessant zugleich.Sophie Tassignon geht es in ihrer Musik auch darum, die Kraft der Leidenschaft auszudrücken, wie sie nach dem Konzert sagt. Auch bei Neuinterpretationen ganz alter Lieder ist das zu spüren. Wie beim Cum Dederit von Antonio Vivaldi, das sie durch den Ersatz von Vivaldis Streicherklängen durch ihre Stimme und durch Elemente des Jazz-Gesangs in einen neuen musikalischen Kontext stellt und doch zugleich auch dem mysteriösen Charakter der Musik gerecht wird. Dieser wie auch einige andere Titel des Programms stammen von ihrer aktuellen CD/LP "Mysteries unfold", deren Titel eine gute Umschreibung der geheimnisvollen Vokalmusik ist.
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