Den mit "Das Saxophon" überschriebenen Abend der Jazztage eröffneten Roger Hanschel und das String Thing Streichquartett.
Roger Hanschel – Altsaxophon/Komposition
Nicola Kruse – Violine
Ingmar Meissner – Viola
Gunther Tiedemann – Cello
Jens Piezunka – Bass
Roger Hanschel wurde von Warnfried Altmann, dem Festival-Leiter der Jazztage, mit den Worten anmoderiert, "Roger Hanschel ist für mich einer der bedeutendsten Saxophonisten, heute könnt Ihr ihn auch als Komponist erleben." Und dies mit Stücken, die er für Saxophon und Streichensemble schrieb. Nicht für irgendein Streichensemble, sondern speziell für String Thing, "Die können nicht nur klassische spielen, die können auch grooven und improvisieren", sagte Hanschel nach dem Konzert.
Die Musik klang zu Beginn nach irgendwo zwischen Jazz, Sinfonik und Tango, ich meinte Melodien von Chatschaturjan herauszuhören, und das alles mit einer angenehm ausgewogenen Verteilung der Stimmen zwischen Saxophon und Streicher. Vielleicht ist Kammerjazz eine passende Bezeichnung? Der Gedanke kam mir im Konzert durch die Assoziation mit Kammermusik. Jetzt, wo ich das schreibe, fällt mir auf, dass die Magdeburger Jazzreihe, in die die Jazztage eingebettet sind, passenderweise auch Jazz in der Kammer heißt.
Hanschels Musik, die er originär für seine Zusammenarbeit mit String Thing komponierte, ist vielfältig, ist anspruchsvoll, ist aber auch interessant und voller Überraschungen. Etwa wenn immer wieder verschiedene musikalische Themen ineinander übergehen, wie etwa in The closest approach to nowhere, ein interessantes Aufeinandertreffen unterschiedlicher Musizierstile, eher Symbiose als bloßes Crossover. Und für die Streicher wohl auch eine Herausforderung, wenn (z.B. in Fundamentals of Abstraction) die Streicher jeder mit einem anderen Taktmaß die Saiten zupfen. So, dass die Tönen mal parallel auf eine Gleichzeitigkeit zu laufen, mal gegeneinander. Etwas gewollt verwirrendes, wie Roger Hanschel später über das Stück sagt.
Eines der Stücke der CD, Oskar, widmete Hanschel den Dichter Oskar Pastior, den er auch selbst bei Lesungen begleitete. Die unerwartet zarten Töne der Viola, mit leichtem Hall, traurigen osteuropäische Weisen ähnlich, klingen anrührend schön. Zusammen mit dem klagenden Saxophon kann man es auch als Requiem verstehen.
Mit String Thing arbeitet Roger Hanschel zwischen zwanzig und dreißig Jahre zusammen. Im Gespräch nach dem Konzert bezeichnet er sie als "das beste Jazz-Streichquartett" und als "Riesen-Bereicherung". Das merkte man dem ungewöhnlichen und äußerst interessanten Konzert an. Für mich eines der Erlebnisse der Jazztage 2022.
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