Nach der einwöchigen Arbeitsphase im Kloster Michaelstein trat das Jugendjazzorchester Sachsen-Anhalt heute bei einem gemeinsamen Konzert mit der Kon-Bigband des Telemann-Konservatoriums Magdeburg in der Scheune des Magdeburger Moritzhofes auf.
Claus Dietmar George, Geschäftsführer des Landesmusikrates Sachsen-Anhalt, begrüßte das Jugendjazzorchester, das sich in diesem Jahr zu seiner 50. Arbeitsphase zusammengefunden hatte und die Ergebnisse dieses Jubiläums im heutigen Konzert präsentierte. George wies dabei auch auf die Einladung zum Reformationsjubiläum hin, die das Jugendjazzorchester erhalten hatte. Am 17. Juni wird es in Wittenberg ein Konzert aufführen, natürlich mit Musik und Liedern der Lutherzeit, die sie für Big-Band arrangiert aufführen. Bei so einem Ereignis mitzuwirken zu können, dazu eingeladen zu werden, darauf kann man wohl mit recht stolz sein. Und wer die Band schon über Jahre hört, der weiß, daß sie wirklich auch das Potential dafür hat. Herzlichen Glückwunsch zu dieser Ehre!
Spielte die vorangegangene Kon-Big-Band schon kräftig, so zeigte das Jugendjazzorchester, dass es noch kräftiger geht. Konzentriert spielten die Musiker gleich zum Anfang, bei Benny Carters "Easy Money", mit vollen Bläsereinsatz. Einige der Musiker hatten im Jugend-Jazzorchester schon den zweiten Auftritt des Abends, standen bereits mit der Kon-Big-Band auf der Bühne. In seiner Anmoderation wies Band-Leiter Ansgar Striepens auf diese teilweise Personaleinheit hin und lobte die Kon-Big-Band für ihre Musik. Voller Big-Band-Sound auch im nächsten Stück, dem "Double Barrel Blues" von Bob Florence, der den Musikern, vor allem den Bläsern, Raum für zahlreiche Solo-Parts gab.
Im Anschluss sang Tammy Brückner, die zuvor schon in der Kon-Big-Band zu hören war, "How Insensitive", ein von John Clayton arrangierten Bossa von Antonio Carlos Jobim. Das Programm des Jugendjazzorchester zeigte sich wie bereits zuvor das der Kon-Big-Band sehr gesangbetont. Gleich im nächsten Stück kam die Sängerin Rosa Kremp auf die Bühne, mit einem Stück aus dem "Great american Songbook", brilliant und gefühlvoll gesungen. Tammy Brückner gab mit "Die beste Zeit im Jahr ist mein", nach einem Luthertext arrangiert, einen Vorgeschmack auf das Luther-Programm. Die Band beginnt mit einem langsamen Bläserchoral, und auch wenn im Text vom Gesang der Nachtigallen die Rede ist, bleibt die Musik doch eher melancholisch und zurückhaltend. Ansgar Striepens führt seine Band erst in die musikalische Stimmung der Lutherzeit, doch holt er sie später durch den kräftigen Bläsersound in die heutige Zeit, von Tammy Brückner durch die stimmlichen Variationen verdeutlicht.
In "The time being" ging es zwischen Rosa Kremp und der Band hin und her, erst ließ sie sich von den Bläsern übertönen, später zu kräftigen Höhen hinreißen – ein reizvolles Wechselspiel voller Dynamik entwickelt sich zwischen Band und Sängerin. Auch in einem weiteren Lied nach einem Luther-Text war Rosa Kremp zu hören. Paul Hindemith hatte in seinen "Liedern nach alten Texten" unter anderem das Lied "vom Hausregiment" verarbeitet. Hannes Röder am Bariton-Sax gab den Gegenpart zu Rosa Kremps Sopran in diesem halb belehrenden, halb belustigendem Stück.
In "Nothing Ever Changes My Love For You" war dann wieder Tammy Brückner zu hören, deren kräftiger Gesang von starkem Bläsersatz begleitet wurde. Und dann "die Gedanken sind frei", arrangiert von Ansgar Striepens. Eine starke Interpretation, bei der die Mauern von den Posaunen, diesmal nicht von denen aus Jerichow, sondern von denen aus Magdeburg (die sich das komplette Bläserensemble mitgebracht haben) förmlich umgeblasen wurden.
Am Ende des regulären Programms stand in Cedar Waltons "Bolivia" noch mal der dröhnend laute Sound der Bläser. Würde ich jetzt hinzufügen "... der das Musikgefühl der 60er oder 70er lebendig werden ließ", dann stimmte das und stimmte auch wieder nicht – denn nein, das ist Musik, die auch heute noch lebendig ist. Stark!
Als Zugabe war dann noch ein Arrangement des Titels "Mosaic" von Bob Minzer zu hören, bevor der Abend – viel zu schnell – zu Ende war.
Besetzung:
Paulina Falky (as) / Celia Jentzsch (as) / Mikko Krebs (as) / Hannes Kempa (ts) / Karl-Alfred Lehsnau (ts) / Hannes Röder (bs)
Ruben Bauer (tr) / Malte Mittrowann (tr) / Florian Raepke (tr) / Shogo Seifert (tr) / Thilo Hinkfoth (tr) / Moritz Anthes (tb) / Niko Förster (tb) / Julian Illig (tb) / Leon Wepner (tb)
Mathis Nicolaus (p) / Johannes Wasikowski (p)
Virginia Lauckert (g) / Marvin Müller (g) / Leo Steinhoff (g)
Tilmann Geske (b) / Conrad Steinhoff (b)
Stephan Gebauer (dr) / Kevin Kemnitzer (dr)
Tammy-Celine Brückner (voc) / Rosa Kremp(voc)
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