Conny Bauer – Posaune
Louis Rastig – Piano
Vor dem Jazz-Konzert im Magdeburger Forum Gestaltung gibt Warnfried Altmann einen diesmal etwas umfangreicheren Ausblick ("einen längeren Werbeblock", wie er es scherzhaft nennt) auf die kommenden Konzerte, zu denen im April auch die Magdeburger Jazztage gehören. Und er erinnert an die Ursprünge von Jazz in der Kammer, das es bereits in den 70er Jahren gab. "Damals war der Jazz, war die freie Interpretation Musik des Protestes", sagte Altmann, "das Brechen von Normen, das Verstoßen gegen Konventionen war etwas revolutionäres". Und, auf den Posaunisten Conny Bauer hinweisend, "einer der ganz großen Musiker von damals steht heute wieder auf der Bühne von Jazz in der Kammer".
Conny Bauer beginnt das Konzert mit ganz einfachen Tonfolgen, mit einer Reihe sich wiederholender aufgelöster Akkorde. Langsam, wie sich an die Töne herantastend, während Louis Rastig ihm mit schnellen Variationen am Klavier schon vorauseilt. Bei Bauers ruhigen Tönen bleibt es nicht lange, auch er wird schneller, seine Tonstrukturen komplizierter, später setzt er auch noch seine Stimme ein, die sich den Klängen der Posaune überlagert, sie variiert. Das sind dann nicht mehr nur Töne eines Blasinstrumentes, mitunter mag man das Knurren eines wilden Tieres heraushören oder das Brummen einer (sich noch dazu auf der Bühne bewegenden) Maschine. Dazu hämmert Rastig seine Akkorde und Töne auf dem Flügel, bewegt sich auf der Klaviatur wirklich vom tiefsten zum höchsten Ton, variiert zugleich seine Lautstärke von kräftig laut bis fast unhörbar leise und sanft.
Beim folgenden Klavierpart hält sich Conny Bauer an der Posaune zurück, begleitet Louis Rastig nur ab und zu und läßt die ruhigen Töne des Klaviers wirken. An diesen Stellen ist die Musik so ruhig, daß das Publikum ebenso leise lauscht. Selbst kleinste Hintergrundgeräusche bleiben hörbar. So wirkt das plötzliche Einsetzen der Posaune wie die Störung einer Idylle.
Den zweiten Set beginnt Conny Bauer mitten im Publikum stehend mit einem Posaunen-Solo. "Da oben ist es so gedämpft", sagte er, "ich komm' mal zu Euch runter". Für die Konzertbesucher ergibt sich so ein viel unmittelbarerer Klang des Instrumentes. Das Ohr direkt neben dem Schalltrichter nimmt man das Instrument ganz anders wahr, hört eine andere Geräuschzusammensetzung als sonst von der Bühne herab und auf größere Entfernung. Hinzu kommt, daß Bauer die Posaune jetzt ganz ruhig und mit warmem Klang spielt. Da hat sie nichts von der Zerstörungskraft ihrer Verwandten aus Jerichow oder schrillen Jazz-Tönen. Als Bauer wieder seine Stimme hinzufügt, erinnert der Klang seiner Posaune eher an tuwinischen Obertongesang oder australisches Didgeridoo.
Später, als er wieder auf der Bühne steht, spielt Conny Bauer sein Instrument wieder deutlich schärfer. Lange Klavierparts stehen am Ende des Konzertes, teilweise von der Posaune mit spitzen Tönen kommentiert, teils solo, dann mit Wiederholungen von Akkorden, bei denen Louis Rastig bei getretenem Pedal dem Publikum Zeit lässt, sich in die lange nachklingenden Töne hineinzuversetzen.
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