Montag, 8. Februar 2016

Jugendjazzorchester Sachsen-Anhalt

Heute stand das Jugendjazzorchester Sachsen-Anhalt auf der Bühne des Magdeburger Schauspielhauses. Die jungen Jazz- und Bigband-Musiker aus allen Teilen des Landes kamen in den Tagen zuvor zu einer halbjährlichen Arbeitsphase (inzwischen bereits der 48.) in der Musikakademie Kloster Michaelstein zusammen, übten gemeinsam unter Anleitung von Tutoren die einzelnen Instrumentengruppen, probten als gesamtes Orchester. Wie in jedem Jahr konnte sich das, was dabei entstand, sehen und natürlich vor allem hören lassen: Bigbandmusik vom Feinsten.


Das Konzert des Jugendjazzorchesters Sachsen-Anhalt im Magdeburger Schauspielhaus stand unter Leitung des langjährigen Bandleaders Ansgar Striepens, der das Orchester sicher führte und für einen ausgewogenen Klang sorgte, zugleich den einzelnen Musikern auch Platz für Soli einräumte.

Das Konzert war der zweite Teil eines gemeinsamen Konzertabends mit der Kon-Big-Band des Magdeburger Konservatoriums Georg Philipp Telemann. Einige Musiker der Magdeburger Bigband waren auch gleich noch im zweiten Teil zu hören. Ansgar Striepens begann das Konzert mit einem Lob für die Magdeburger Band. "Ich hatte Mohi 200 Euro gegeben, dass er vor uns nicht so gut spielt – das Geld hat er genommen, aber gehalten hat er sich nicht daran", sagte er scherzhaft und zugleich anerkennend.

Das Jugendjazzorchester begann "Oye Como Va", einem Klassiker von Tito Puente, gespielt mit vollem und sehr kräftigem Einsatz der Bläsergruppe, Musik im typischen Bigband-Stil, mit Soloeinlagen von Posaune, Bariton-Saxophon, Trompeten und Schlagzeug. Dem schloß sich ein einst für Ella Fitzgerald geschriebenes Stück an, "It’s only a paper moon", hier gesungen von Myriam Rosenkränzer mit viel Variabiltät in der Stimme und großem Tonumfang. Danach ein weiteres Gesangsstück, diesmal mit Jessica Piontek. Sie interpretiert "Freedom Dance" aus Peter Herbolzeimers und Diana Reeves Album "Colors of a Band" als melancholische Ballade, von den Bläsern zurückhaltend begleitet.
"No joy in Mudville" von Bill Holmann, über das Ansgar Striepens einleitend sagte "ein Stück daß sehr viel Spaß macht, auch wenn das dem Titel nicht zu entnehmen ist" (den man vielleicht mit "kein Spaß im Dreckskaff" übersetzen könnte), erwies sich als rhythmusbetontes und von der Stimmführung her anspruchsvolles Stück mit einem sehr überaschend endenden Posaunensolo als Abschluss.

Anschließend ein Duett zwischen Myriam Rosenkränzer und Wencke Wolny (clar.), "Oh, you crazy Moon", mit schnell gespielten Melodien und einer hervorragenden Abstimmung zwischen Orchester und Gesang.
Das Jugendjazzorchester hatte bereits viele Arrangemants "fremder" Stücke für Bigband im Repertoire. Neu war diesmal die Interpretation eines Liedes, das von der Band eines Orchestermitgliedes stammt. Wencke Wollny brachte von ihrer Leipziger Band "Karl die Große" den Titel "Siebenmeilenstiefel" mit. Der gemeinsame Gesang von Wencke Wollny, Myriam Rosenkränzer und Jessica Piontek wurde vom Jugendjazzorchester begleitet. Ein begeisterndes und sehr lebendig interpretiertes Stück, dessen Inhalt auch gut zur Begleitung eins Science Slam geschrieben sein könnte. Das "uns hält nichts mehr auf" am Ende kommt so kräftig rüber, daß man es durchaus auch als Motto der Musiker verstehen kann. (zufällig las ich im Programm des Moritzhof Magdeburg, daß man Wencke Wollnys Band dort am Sonnabend hören kann).
Nach einem Instrumental geht es wieder mit Gesang weiter: Jessica Piontek interpretiert Paul Simons "One trick pony" mit akzentuiertem und ausdrucksstarkem Gesang, begleitet von elektronisch verzerrten Gitarrenriffs, die wie ein Ausflug in psychedelische Musikwelten klingen.
Dann wieder ein Stück für die große Band, den "march majestic" von Bob Minzer, ein vom New-Orleans-Sound inspiriertes Stück, rhytmusbetont und mit brillianter Solotrompete. Das reguläre Programm endet mit einer Filmmelodie, Stan Kentons "and her tears flowed like wine" aus dem Humphrey-Bogart-Film "The big sleep". Nochmals ein kräftiger Einsatz der Bläsergruppe, die so plötzlich und kräftig einsetzen, daß manch einer zusammenzuckte. Die Musik machte die Athmosphäre alter Filme sehr gut vorstellbar. Die Zuschauer im gut besetzten Schauspielhaus waren begeistert und ließen die Band nicht ohne Zugabe gehen, um mit "Flight of the Foo Birds" noch ein weiteres Stück Bigbandsound im Ohr mit nach Hause zu nehmen.

Besetzung:
Altsaxophon: Paulina Falky, Celia Jentzsch, Wencke Wollny
Tenorsaxophon: Hannes Kempa, Hannes Röder
Basssaxophon: Roman Fritsch, Paul Littich

Trompete: Julius Erdmann, Hannes Födisch, Laurin Köller, Erik Krakow, Malte Mittrowann, Josefine Stansky
Posaune: Georg Demel, Annegret Just, Peter Pelzer, Julian Thiemermann
Klavier: Kilian Scholla, Johannes Wasikowski
Gitarre: Leonhard Steinhoff
Bass: Tilmann Geske
Schlagzeug: Stephan Gebauer, Kevin Kemnitzer

Gesang: Jessica Piontek, Myriam Rosenkränzer, Wencke Wollny


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