Samstag, 12. Oktober 2013

Traumgärtner

Ein Konzertbericht, der nicht so ganz in diesen Blog paßt. Nicht nur, weil das Konzert nicht innerhalb der Jazzreihe stattfand oder weil Warnfried Altman vor dem Konzert der Traumgärtner noch sagte "heute wird nicht gejazzt" (was dann natürlich doch nicht ganz stimmte). Auch weil das Konzert eher klassisch geprägt war – ging es doch um die zwei Jubilare Wagener und Verdi. Aber wer die Musiker kennt, die vor dem Traumgärtner-Programm viele Jahre in ähnlicher Besetzung mit ihrem Programm Amadeuskomplott auftraten, der weiß, daß auch die ernste Musik nicht immer ganz ernst gemeint daherkommen muß und daß auch klassische Musiker improvisieren können.

Die Traumgärtner:
Warnfried Altmann – Saxofon,Maultrommel und Gesang
Ingo Fritz – Viola, Arrangement
Yoichi Yamashita – Violine
Marco Reiß – Violine
Marcel Körner – Violoncello
Peter Wittig – Sprecher, Gesang
und als Gast: Undine Dreißig – Gesang


Peter Wittig war als Sprecher eine erstklassige Wahl, denn als Schauspieler beherrschte er es perfekt, zwischen den Rollen hin- und her zu springen, die Texte zu deklamieren und sich beim Vortrag auch noch je nach Rolle auch mal tanzend oder dirigierend durch den Raum zu bewegen.
Altmann hatte in dem Konzert immer wieder den Part des improvisierenden Musikers, der jazzige Töne in die Klassik brachte, mit den tiefen Tönen seines Saxophons auch mal die Baßstimme zur klassischen Musik spielte, aber auch tief versunken und meditativ Verdis Gefangenenchor zur Begleitung einer Maultrommel anstimmte.

Wittig las Texte aus dem Leben von Wagner und Verdi – über Verdi als erfolgreichen Geschäftsmann, aber auch Zitate aus den Bitt- und Bettelbriefen Wagners. Vorgetragen zur Melodie von "Wenn ich einmal reich wär" (und auf diese Idee muß man erst mal kommen).

Die vier Musiker an den Streichinstrumenten spielten akkurat wie immer, auch wenn sie ähnlich einer Improvisation zwischen den Musikstilen wechselten und man den Spaß daran förmlich spüren konnte. Die Stars und Hauptakteure des Abends waren aber Altmann und Wittig, sei es daß sie sich musikalisch  duellierten oder passend zu Berichten über Wagners Aufrührertum gemeinsam das Lied "Oh hängt ihn auf, den edlen Fürst" sangen.

Interessant auch die völlig unterschiedliche Interpretation von Wagners Wesendonck-Liedern – eines von Peter Wittig gelesen und anschließend von den Streichern instrumental gespielt, mit der Melodiestimme auf Altmanns Saxophon, ein anderes von Kammersängerin Undine Dreißig im Geiste der Romantik gesungen.

Den Abschluß des Abends bildeten der Fliegende Holländer mit einer echten (Saxophon-)Schiffssirene und der Jägerchor, zu dem Wittig den Gästen das dazu passende Getränk reichte.


Der Aufführungsort hatte etwas ungewohnt improvisiertes: das Foyer des Magdeburger Konservatoriums, wo die Zuschauer im Scheinwerferlicht saßen, die Musiker aber weitgehend im dunkeln blieben. Angesichts der vielen Besucher wäre der Saal vielleicht doch besser gewesen.

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