Hier sind wieder die Schwarzweißfotos von Thomas Hohlbein, mit denen er ein Jahr lang Jazz in der Kammer begleitet. Diesmal vom Konzert der Band ROSE HIP um die Sängerin Christiane Hagedorn.
Mit den Fotos vom Januar geht Thomas Hohlbeins Projekt zu Ende, mit dem er Jazz in der Kammer ein Jahr lang mit seinen schwarzweißen Aufnahmen fotografisch begleitete. Zur Zeit ist er mit der Vorbereitung einer Ausstellung der Fotos beschäftigt. Die Ausstellung wird ab April im Garderobenbereich des Schauspielhauses gezeigt. Ausstellungseröffnung ist am übernächsten Termin von Jazz! Entdeckungen im Schauspielhaus, am 21. April 2014.
Donnerstag, 27. Februar 2014
Montag, 17. Februar 2014
Ek Safar - One Journey
Im Februar spielte Ek Safar bei Jazz im Schauspielhaus:
Soumitra Paul – TablaHeiner
Nicolas Schulze – Piano
Heiner Stilz – Klarinette
Ek Safar heißt auf indisch "auf der Reise", und so heißt auch ihr aktuelles Projekt und ihre erste CD: One Journey.
Das Konzert beginnt so meditativ ruhig, wie es auch die meiste Zeit über sein wird. Leise Pianotöne perlen aus den Händen von Nicolas Schulze, ganz sacht wird daraus eine Melodie, von Heiner Stilz' auf der Klarinette übernommen und einen leisen Widerhall bildend. Soumitra Paul begleitet die Melodie mit leisem Rhythmus auf den Tablas. Seine leisen Töne sind anfangs nicht viel mehr als das Ticken einer Taschenuhr (ja, ich weiß: ein inzwischen altertümlicher Vergleich). Auch als die Musik allmählich dynamischer wird und aus dem Hintergrundrhythmus eine eigene, im Vordergrund stehende Melodie wird – sie bleibt eine mystisch-meditative Klanglandschaft, in die man sich fallen lassen und träumen kann.
Einige der Stücke sind von indischen Ragas inspiriert. Schulze erläutert dazu, daß die Melodien der Ragas normalerweise unverändert bleiben müssen. Die Musiker sehen die überlieferten Melodien als Inspiration. "Wir nehmen dann eben erst ein Teil Raga, dann etwas von uns und dann wieder etwas Raga", sagte Schulze.
Die Musik von Ek Safar ist eine der leisen Töne, der ruhigen und langen Melodien. Da bieten sich zwei eigentlich gegensätzliche Möglichkeiten des Hörens an: entweder in Trance versinken und und sich den hypnotisch-fremdartigen Klängen hingeben und träumen, oder aber voller Konzentration auf die leisen Nuancen in den Melodien hören und diese bewußt warnehmen. Entscheidet man sich für letzteres, dann liegt der Reiz der Musik unter anderem im Wechsel der Melodieführung zwischen den drei Instrumenten, die die Musiker gleichberechtigt in die Musik einbringen. Die Konzentration auf die leisen Töne verändert die Aufmerksamkeitsschwelle des Hörers, und so reicht bereits ein Wechsel zwischen leisen indischen Klängen auf Tabla und Klarinette zum eher modernen Klavier-Solo, um ein Spannungsmoment zu erzeugen. Interessant auch an mehreren Stellen, wie die eigene Wahrnehmung allmählich und beinahe unmerklich zwischen Klavier und Klarinette wechselt. Da scheint die Musik zu einem Vexierbild zu werden, bei dem man mal das eine, mal das andere Instrument heraushört, während dann wiederum das andere scheinbar im Hintergrund versteckt bleibt.
Für unsere europäischen Ohren sind die Tablas eigenartige Instrumente. Kleine, nur mit den Händen gespielte Trommeln, die je nach Ort und Art des Anschlags eine Vielzahl unterschiedlicher Töne hervorbringen. Wenn Paul die Tablas als Soloinstrument spielt, dann glaubt man gar nicht, daß diese Klangvielfalt von nur einem Musiker erzeugt wird. Mal ein nur leises Klopfen, mal lautes Trommeln, in unterschiedlichsten Klangfarben.
Im Zusammenspiel mit Klavier und Klarinette ging es allerdings nicht ohne elektrische Verstärkung – diese richtig auf die relativ leisen Tablas richtig abzustimmen, war für die Techniker eine Herausforderung. Dem Konzert ging ein langer Soundcheck für die Tablas voraus.
Zzudem erfordern die Tablas auch während des Spiels ein gelegentliches Nachstimmen. Das erledigte Paul aber scheinbar nebenbei und mit ruhiger Selbstverständlichkeit. Wenn er mit dem Stimmhammer gegen die Holzstücke schlug, um die Spannung des Trommelfells zu verändern und zur Prüfung der Stimmung eine leise Melodie spielte, in die Schulze oder Stilz ein paar Töne einfließen lassen, dann wurde durch das rhythmische Wechselspiel das bereits das Stimmen zum Teil der Musik (frei nach einer IKEA-Werbung: Stimmst du noch oder spielst du schon?).
Das Magdeburger Jazz-Publikum war begeistert und ließ die drei Musiker nicht ohne Zugabe von der Bühne. In "Mumbai Mail" nahmen sie die Zuhörer mit in die bunte Lebendigkeit der Millionenstadt Mumbai. Paul gibt eine rasanten Rhythmus vor und berichtet damit vom Leben in der indischen Großstadt, während europäische Jazzrhythmen auf dem Piano vom Zielort des Briefes künden. Auf diese Art vereinigen sich in der Musik von Ek Safar die unterschiedlichen musikalischen Welten.
Soumitra Paul – TablaHeiner
Nicolas Schulze – Piano
Heiner Stilz – Klarinette
Ek Safar heißt auf indisch "auf der Reise", und so heißt auch ihr aktuelles Projekt und ihre erste CD: One Journey.
Das Konzert beginnt so meditativ ruhig, wie es auch die meiste Zeit über sein wird. Leise Pianotöne perlen aus den Händen von Nicolas Schulze, ganz sacht wird daraus eine Melodie, von Heiner Stilz' auf der Klarinette übernommen und einen leisen Widerhall bildend. Soumitra Paul begleitet die Melodie mit leisem Rhythmus auf den Tablas. Seine leisen Töne sind anfangs nicht viel mehr als das Ticken einer Taschenuhr (ja, ich weiß: ein inzwischen altertümlicher Vergleich). Auch als die Musik allmählich dynamischer wird und aus dem Hintergrundrhythmus eine eigene, im Vordergrund stehende Melodie wird – sie bleibt eine mystisch-meditative Klanglandschaft, in die man sich fallen lassen und träumen kann.
Einige der Stücke sind von indischen Ragas inspiriert. Schulze erläutert dazu, daß die Melodien der Ragas normalerweise unverändert bleiben müssen. Die Musiker sehen die überlieferten Melodien als Inspiration. "Wir nehmen dann eben erst ein Teil Raga, dann etwas von uns und dann wieder etwas Raga", sagte Schulze.
Die Musik von Ek Safar ist eine der leisen Töne, der ruhigen und langen Melodien. Da bieten sich zwei eigentlich gegensätzliche Möglichkeiten des Hörens an: entweder in Trance versinken und und sich den hypnotisch-fremdartigen Klängen hingeben und träumen, oder aber voller Konzentration auf die leisen Nuancen in den Melodien hören und diese bewußt warnehmen. Entscheidet man sich für letzteres, dann liegt der Reiz der Musik unter anderem im Wechsel der Melodieführung zwischen den drei Instrumenten, die die Musiker gleichberechtigt in die Musik einbringen. Die Konzentration auf die leisen Töne verändert die Aufmerksamkeitsschwelle des Hörers, und so reicht bereits ein Wechsel zwischen leisen indischen Klängen auf Tabla und Klarinette zum eher modernen Klavier-Solo, um ein Spannungsmoment zu erzeugen. Interessant auch an mehreren Stellen, wie die eigene Wahrnehmung allmählich und beinahe unmerklich zwischen Klavier und Klarinette wechselt. Da scheint die Musik zu einem Vexierbild zu werden, bei dem man mal das eine, mal das andere Instrument heraushört, während dann wiederum das andere scheinbar im Hintergrund versteckt bleibt.
Für unsere europäischen Ohren sind die Tablas eigenartige Instrumente. Kleine, nur mit den Händen gespielte Trommeln, die je nach Ort und Art des Anschlags eine Vielzahl unterschiedlicher Töne hervorbringen. Wenn Paul die Tablas als Soloinstrument spielt, dann glaubt man gar nicht, daß diese Klangvielfalt von nur einem Musiker erzeugt wird. Mal ein nur leises Klopfen, mal lautes Trommeln, in unterschiedlichsten Klangfarben.
Im Zusammenspiel mit Klavier und Klarinette ging es allerdings nicht ohne elektrische Verstärkung – diese richtig auf die relativ leisen Tablas richtig abzustimmen, war für die Techniker eine Herausforderung. Dem Konzert ging ein langer Soundcheck für die Tablas voraus.
Zzudem erfordern die Tablas auch während des Spiels ein gelegentliches Nachstimmen. Das erledigte Paul aber scheinbar nebenbei und mit ruhiger Selbstverständlichkeit. Wenn er mit dem Stimmhammer gegen die Holzstücke schlug, um die Spannung des Trommelfells zu verändern und zur Prüfung der Stimmung eine leise Melodie spielte, in die Schulze oder Stilz ein paar Töne einfließen lassen, dann wurde durch das rhythmische Wechselspiel das bereits das Stimmen zum Teil der Musik (frei nach einer IKEA-Werbung: Stimmst du noch oder spielst du schon?).
Das Magdeburger Jazz-Publikum war begeistert und ließ die drei Musiker nicht ohne Zugabe von der Bühne. In "Mumbai Mail" nahmen sie die Zuhörer mit in die bunte Lebendigkeit der Millionenstadt Mumbai. Paul gibt eine rasanten Rhythmus vor und berichtet damit vom Leben in der indischen Großstadt, während europäische Jazzrhythmen auf dem Piano vom Zielort des Briefes künden. Auf diese Art vereinigen sich in der Musik von Ek Safar die unterschiedlichen musikalischen Welten.
Donnerstag, 13. Februar 2014
Jugendjazzorchester Sachsen-Anhalt
Das Konzert des Jugendjazzorchesters Sachsen-Anhalt im Magdeburger Schauspielhaus begann kräftig und mit lautem Bläsereinsatz. "Sugar" von Bob Florence klang eher beinahe rockig als nach typischem Big-Band-Sound. Es war, als würden die Musiker gleich im ersten Stück zeigen wollen, was sie nach ihrer gerade zu Ende gegangenen gemeinsamen Arbeitsphase im Kloster Michaelstein so drauf haben. Und das war wirklich eine Menge – an Repertoire ebenso wie an musikalischem Können.
Ansgar Striepens, übrigens bereits seit 15 Jahren Dirigent und künstlerischer Leiter, wies in seiner Anmoderation darauf hin, daß "das Programm in diesem Jahr sehr gesanglastig sei". Und in der Tat, in diesem Jahr kam die Sängerinnen und Sänger besonders oft auf die Bühne. Bereits seit einigen Jahren sind die vier im Orchester und bestens aufeinander eingestimmt. Ihre im Quartett gesungenen Stücke im Stil der Andrew-Sisters zu hören war eine Freude, aber ebenso auch jeder einzeln im Solo. Mir ist zum Beispiel Ruslan Wellners Interpretation eines alten Luther-Liedes in Erinnerung geblieben, eine Mischung aus einem wie aus der Zeit gefallenen Liebesliedes mit modernem Bigband-Sound. Oder Lisa Zwinscher mit Händels Oh mighty truth – ein Stück, das das Orchester ganz leise ausklingen ließ. Diese Stücke stammen aus der Beschäftigung des Orchesters mit Werken der Alten Musik, was immer eine interessante Mischung erwarten läßt. Interessant auch, daß sich viele Musiker schon seit Jahren wieder von Volksliedern inspirieren lassen oder diese neu interpretieren, so wie Sara Bodemann mit ihrem sowohl kräftig als auch gefühlvoll gesungenem "die Gedanken sind frei". Viel näher an der Jazz-Musik dann beispielsweise Kurt Weils Musik zu Brechts Mecki Messer, von Domenica Richter und dem Orchester musikalisch in den Geist der Entstehungszeit des Stückes gebracht.
Trotz der vielen Vokalstücke, der größte Teil des Abends gehörte der Instrumentalmusik. Oft im typischen Big-Band-Sound, wo die gut abgestimmten Bläsersätze der Band gefallen haben. Mal kräftig, laut und dynamisch, wie in den ersten Stücken des Abends, mal auch ganz leise und melancholisch wie in Bob Florence's "Autumn", und immer perfekt im Timing. Schön, daß auch viele der Musiker ihr Solo bekamen, kurz nach vorn kamen. Auch wenn dafür immer nur kurz Zeit blieb, so wurden doch die einzelnen Musiker akustisch erkennbar, die sich ansonsten dem Gesamtklang des Orchesters möglichst gut unterordnen müssen (was schließlich die Bestimmung eines Orchsters ist).
Die Musiker des Jugendjazzorchesters sind zwischen 14 und 24 Jahre alt. Durch die gesetzte Obergrenze ergibt sich von Jahr zu Jahr immer ein gewisser Wechsel. In diesem Jahr kam es mir so vor, als wäre die Band deutlich verjüngt. Ansgar Striepens konnte das bestätigen und erläuterte, "Bei den Workshops waren es über 60 Musiker, zum Konzert heute wurden 27 ausgewählt. So sind auch einige neue Musiker hinzugekommen". Schön zu hören, daß es nach wie vor ein großes Interessse an der Mitarbeit im Jugendjazzorchster gibt, und so allmählich die nächsten Musikergenerationen herangezogen werden.
Es war wieder ein ungeheurere Freude, der Band zuzuhören.Nicht nur mir, sondern wohl allen im Publikum. Kleine Anekdote dazu: die ältere Dame neben mir fragte mich nach dem Konzert "sagen Sie bitte, sind das eigentlich Profimusiker?". Nun ja, was soll man da antworten – eigentlich schon, ja.
Ansgar Striepens, übrigens bereits seit 15 Jahren Dirigent und künstlerischer Leiter, wies in seiner Anmoderation darauf hin, daß "das Programm in diesem Jahr sehr gesanglastig sei". Und in der Tat, in diesem Jahr kam die Sängerinnen und Sänger besonders oft auf die Bühne. Bereits seit einigen Jahren sind die vier im Orchester und bestens aufeinander eingestimmt. Ihre im Quartett gesungenen Stücke im Stil der Andrew-Sisters zu hören war eine Freude, aber ebenso auch jeder einzeln im Solo. Mir ist zum Beispiel Ruslan Wellners Interpretation eines alten Luther-Liedes in Erinnerung geblieben, eine Mischung aus einem wie aus der Zeit gefallenen Liebesliedes mit modernem Bigband-Sound. Oder Lisa Zwinscher mit Händels Oh mighty truth – ein Stück, das das Orchester ganz leise ausklingen ließ. Diese Stücke stammen aus der Beschäftigung des Orchesters mit Werken der Alten Musik, was immer eine interessante Mischung erwarten läßt. Interessant auch, daß sich viele Musiker schon seit Jahren wieder von Volksliedern inspirieren lassen oder diese neu interpretieren, so wie Sara Bodemann mit ihrem sowohl kräftig als auch gefühlvoll gesungenem "die Gedanken sind frei". Viel näher an der Jazz-Musik dann beispielsweise Kurt Weils Musik zu Brechts Mecki Messer, von Domenica Richter und dem Orchester musikalisch in den Geist der Entstehungszeit des Stückes gebracht.
Trotz der vielen Vokalstücke, der größte Teil des Abends gehörte der Instrumentalmusik. Oft im typischen Big-Band-Sound, wo die gut abgestimmten Bläsersätze der Band gefallen haben. Mal kräftig, laut und dynamisch, wie in den ersten Stücken des Abends, mal auch ganz leise und melancholisch wie in Bob Florence's "Autumn", und immer perfekt im Timing. Schön, daß auch viele der Musiker ihr Solo bekamen, kurz nach vorn kamen. Auch wenn dafür immer nur kurz Zeit blieb, so wurden doch die einzelnen Musiker akustisch erkennbar, die sich ansonsten dem Gesamtklang des Orchesters möglichst gut unterordnen müssen (was schließlich die Bestimmung eines Orchsters ist).
Die Musiker des Jugendjazzorchesters sind zwischen 14 und 24 Jahre alt. Durch die gesetzte Obergrenze ergibt sich von Jahr zu Jahr immer ein gewisser Wechsel. In diesem Jahr kam es mir so vor, als wäre die Band deutlich verjüngt. Ansgar Striepens konnte das bestätigen und erläuterte, "Bei den Workshops waren es über 60 Musiker, zum Konzert heute wurden 27 ausgewählt. So sind auch einige neue Musiker hinzugekommen". Schön zu hören, daß es nach wie vor ein großes Interessse an der Mitarbeit im Jugendjazzorchster gibt, und so allmählich die nächsten Musikergenerationen herangezogen werden.
Es war wieder ein ungeheurere Freude, der Band zuzuhören.Nicht nur mir, sondern wohl allen im Publikum. Kleine Anekdote dazu: die ältere Dame neben mir fragte mich nach dem Konzert "sagen Sie bitte, sind das eigentlich Profimusiker?". Nun ja, was soll man da antworten – eigentlich schon, ja.