Das Alan-Tomlinson-Trio bot ein Feuerwerk an musikalischen Einfällen, mal frei und ungestüm gespielt, mal melodisch. Scheinbar mühelos ging es beide Sets ohne Pause durch, das Signal zur Halbzeit kam von Willi Kellers extra dafür aufgezogenem Wecker, der genau an der richtigen Stelle klingelte. Gut aufeinander eingespielt im Trio, kam auch jeder einzeln zu Wort: selbstverständlich Alan Tomlinson mit seiner kräftigen Posaune, aber auch Christoph Winckel, der seinen Bass mal laut zum klingen brachte, mal leise und sinfonisch, an Sibelius erinnernd. Willi Kellers, der scheinbar tief in die Musik versunken an den Drums saß, zeigte, daß er am Schlagzeug nicht nur die Rhythmen vorgibt, sondern ebenfalls Melodien beitragen kann, wenn er ein Balafon auf die Trommel legt. Ein unvergessen bleibender Abend.
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Das Alan Tomlinson Trio
bei Jazz in der Kammer in Magdeburg |
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Alan Tomlinson |
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Christoph Winckel |
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Willi Kellers |
Das Konzert wurde mit einer die Magdeburger Jazz-Gemeinde bestürzenden Ankündigung Warnfried Altmanns eingeleitet: das Magdeburger Theater stellt für die letzten beiden Konzerte der laufenden Saison kein Geld mehr zur Verfügung, so daß das April-Konzert das letzte sein wird. Viel schlimmer aber noch die trüben Aussichten für die nächste Spielzeit: Da sollen statt bisher 10 Konzerten nur noch 4 (in Worten: vier) Konzerte stattfinden.
Jazz in der Kammer ist eine seit über 20 Jahren etablierte Konzertreihe, in der es Warnfried Altmann immer wieder gelingt, sowohl international bekannte als auch junge, noch unbekannte Jazzmusiker in die Magdeburger Provinz zu holen und damit in der Konzertreihe eine großen Bandbreite an musikalischen Ideen abzubilden. Das Interesse daran sieht man nicht zuletzt am Publikum: egal ob Stammpublikum oder die nur ab und zu kommenden – die Konzerte sind fast immer gut besucht, und vom Schüler bis zum Rentner sind alle Altersklassen vertreten. So gesehen brächte man sich um die Zukunft des Jazz in Magdeburg keine Sorgen zu machen.
Vielfalt jedoch braucht Auftrittstermine, und so ist das Weiterbestehen von Jazz in der Kammer zur Zeit nicht sicher. Grund soll die Geldnot des Theaters sein – dabei bleibt unverständlich, daß gerade eine Reihe eingestellt werden soll, die sich zu 75 Prozent aus den Einnahmen finanziert, wo doch das Theater insgesamt einen Kostendeckungsgrad von nur etwa 10 Prozent hat.
Eine derartige Reihe erst einmal bekannt zu machen, ist mühevoll und dauert lange. So etwas dann wegen ein paar Euro einzustellen ist Unsinn. Zur Zeit bleibt nur zu hoffen, daß es ein Einlenken der Theaterleitung gibt.
Sollte Jazz in der Kammer aber tatsächlich eingestellt werden, dann, Alan Tomlinson, komm noch ein letztes mal nach Magdeburg und blase mit Deiner Posaune die Mauern des Theaters ein, das die Jazzfreunde nicht mehr in seinem Haus haben möchte!